II.

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„Tobi?" Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken, die an mir rüttelte. 

„Mhm... was ist?", brachte ich verschlafen heraus. Meine Augen waren noch geschlossen, ich war viel zu müde, um sie jetzt zu öffnen. Wie viel Uhr war es überhaupt? Wie lange hatte ich geschlafen? Wessen Stimme war das? 

„Du liegst auf mir." Jetzt erkannte ich die Stimme - es war Sebastian -, ich lief schlagartig rot an. Ruckartig öffnete ich meine Augen und setzte mich auf. 

„Und du bist schwer", meinte er grinsend, auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. 

„Tschuldigung", sagte ich in totaler Verlegenheit. Man konnte mir die Verlegenheit ansehen, da war ich mir sicher. Ich fühlte mich so rot wie eine Tomate. 

„Schon gut", lächelte Sebastian. 

„Ich hol mir was zu trinken, kommst du mit?", fragte ich ihn, da ich jetzt eh schon wach war und mich die Müdigkeit verlassen hatte. 

„Joa, warum nicht?", antwortete der Ältere und stemmte sich jetzt auch auf. Wir liefen in die Küche und nahmen uns jeweils ein Glas. Ich nahm die Wasserflasche vom Tisch und goss Wasser zur Hälfte unserer Gläser ein.

Wir gingen wieder zurück ins Wohnzimmer und erst jetzt bemerkte ich, dass Julius gar nicht mehr hier war. Wahrscheinlich hatte er sich in sein Bett verzogen. 

„Auf dem Sofa ist zu wenig Platz für Zwei", meinte Basti, wenn ich mich nicht irrte, war er sogar leicht rot angelaufen. Aber das bildete ich mir bestimmt nur ein. "Ich schlaf auf dem Teppich", entgegnete ich mit einem Lächeln. 

„Nee, wir passen da schon drauf!", lachte er voll Zuversicht und nahm eine große Decke von dem unaufgeräumten Haufen voll mit Kissen und Decken. Ich wurde wieder rot. 

„Meinst du?", brachte ich verlegen heraus. 

„Sicher!" Der Ältere war immer noch voller Zuversicht. Er grinste mich an und ich grinste zurück. Komisch aber irgendwie auch ein tolles Gefühl von ihm so angegrinst zu werden. Er legte sich auf das Sofa und ich tat es ihm gleich. Basti zog die Decke über uns und legte einen Arm um mich. Wahrscheinlich nur, damit ich nicht runter fiel, ich lag ja immerhin am Rand des Sofas. Für ihn bedeutete diese Geste nichts weiteres als freundschaftliche Hilfe.

Für mich war es mehr, viel mehr. Für mich bedeutete es die Welt. Es war die Geborgenheit, die mich einsog und mich spüren ließ, wie es sich anfühlte, gemocht zu werden. Wie es sich anfühlte, sich sicher zu fühlen. Wie es sich anfühlte, diesen Moment nie vergehen lassen zu wollen. Ich war verliebt. Verliebt in den Jungen hinter mir. In den Jungen den ich seit meinem 10. Lebensjahr kannte. Lang genug, um zu wissen, dass er niemals das gleiche fühlen würde. Niemals. Und dennoch genoss ich jede Sekunde mit ihm. Ich wollte ihn nicht verlieren, auch wenn wir nur Freunde blieben. Er ist der wertvollste Mensch in meinem Leben. Der wertvollste Mensch, den ich je kennenlernen durfte. Ich liebte ihn, auch wenn er es umgekehrt nicht tat. Trotzdem war da diese Ungewissheit, diese Ungewissheit vor dem, was als nächstes passieren würde. Würde er mich für Schwul erklären und die Freundschaft beenden? Würde er mich für immer hassen? Würde er mir mein Herz brechen? Nein, das hat er schon, obwohl ich schuld daran war. Es tat weh jede Sekunde mit ihm zu verbringen und trotzdem tat ich es, weil ich dieses Gefühl brauchte. Weil ich ihn brauchte. Weil ich seine Nähe spüren wollte, ich wollte seine Hände auf meinen, seine Stirn gegen meine, seine Lippen auf meinen. Ich wollte sein typisches Grinsen sehen. Ich wollte ihn sehen, jeden Moment meines Lebens. Noch nie hatte ich so ein Verlangen nach einem Menschen. Es tat so gut in seiner Nähe zu sein, obwohl es weh tat, zu wissen, dass er umgekehrt nicht das gleiche fühlte wie ich.

Ich kuschelte mich näher an ihn und schloss meine Augen. Ich war in seinen Armen, ein einmaliger Moment. Für ihn war es nur unter Kumpels, aber für mich bedeute es die Welt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 19, 2023 ⏰

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