Kapitel 3

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~~Kai~~

,,Jaha Kinder, die Tiergestalt ist ja sooo toll und jedes Tier ist ja sooo cool!", machte ich Frau Frühling nach. So ätzend, dass genau sie noch Sei dein Tier unterrichtete... ,,Ja, so nervig...wir können doch selbst etwas über unsere zweite Gestalt herausfinden, wir brauchen sie nicht dazu...", pflichtete mir Adam, einer meiner besten Freunde bei. Auf seiner Schulter saß der dritte unseres Trios in Tiergestalt- das war Julius.

Wir sind alle Raubtiere in zweiter Gestalt -Ringelnatter, Hornisse und Schäferhund- und im zweiten Jahrgang der Sternensee-Schule. Die meisten mögen uns. Betonung auf die meisten, denn sie ist eine Ausnahme...

Also ehrlich. Ich finde Frau Frühling ganz okay! Nach jeder Stunde weiß ich mehr über meine Tiergestalt und so kann ich sie besser nutzen, erklärte Julius. Ich antwortete etwas sarkastisch: ,,Du bist aber auch ständig in Tiergestalt und greifst nicht aus Versehen irgendwelche Mitschüler an...", und ich schob mir mein Fischbrötchen rein. Adam, der sich teilverwandelt und plötzlich einen Hundekopf hatte, rollte mit den Augen. Jetzt hör auf mit diesem Scheiß. Du hast dich entschuldigt, sie hat es nicht angenommen. Punkt. Ich schaute ihn nur missbilligend an und schaute auf meinen Teller, der nun leer war.

,,So! Alle Schüler der Zweitjahresklasse zu mir! Ich, Frau Lynx, eure Verwandlungslehrerin, werde euch heute zeigen, wie ihr euch gegen stärkere Tiere wehrt, so wie ich es schon oft getan habe." Blablabla. Gut, sie als Rothirschwandlerin musste es ja wissen. Aber gab sie nicht ein bisschen zu sehr damit an? Langsam wird das echt zu eingebildet..., kam es von Adam. Er schien meine Gedanken gelesen zu haben, außerdem war er schon in Tiergestalt. 

Frau Lynx machte weiter: ,,Maya? Du versuchst mal, dich in Schildkrötengestalt gegen Adam zu schlagen. Ich werde dir einige Tricks zeigen, natürlich am Wasserbecken." Unsere europäische Sumpfschildkröte machte ein neutrales Gesicht und verwandelte sich. Ihre Augen waren grasgrün und ihr durchdringender Blick machte die meisten nervös. Sie kam zwar sehr langsam zum Becken, aber erstmal im Wasser würde sie ihre wahre Kraft entfalten. Das wussten wir -auch ich, da ich kläglicherweise schonmal gegen sie verloren hatte- deshalb schauten Julius-die-Hornisse und ich gespannt zu. Du schaffst das, Kumpel! ,,Ja, irgendwie bekommst du das schon hin!", mutmaßte ich, obwohl ich wusste, das Adam definitiv schwächer war. 

Und dann ging es los. Adam stand im kniehohen Wasser; Maya tauchte schon unter. Bevor mein Schäferhund-Freund es sich versehen konnte, hatte meine Mitschülerin ihn schon an den Hinterbeinen getroffen. Adam wollte nach ihr schnappen, aber da war sie schon wieder weg. Blitzschnell raste Maya durchs Wasser, als hätte sie nie etwas andere getan. ,,Prima, Maya! Da brauch ich dir gar nicht mehr helfen, so wie das aussieht!", rief Frau Lynx mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Am Ende stand es unentschieden. Maya war kaputt und sonnte sich erstmal draußen, was man ihr auch gönnte. Adam war wie ein begossener Pudel -oder eher Schäferhund- aus dem Becken gegangen und knurrte: ,,Einmal und nie wieder!", als er wieder in Menschengestalt war und sich abgetrocknet hatte.

Neben mir stand Julius als kleiner, blonder Junge. Er musste sich vorhin verwandeln, damit er auch mal in  Menschengestalt kämpfen konnte. Gespannt schauten wir den anderen zu, wie sie Tricks anwendeten- wir waren bisher noch nicht dran gekommen. Noch.

Bis Frau Lynx den folgenden Satz sagte: ,,Kai, verwandelst du dich mal?" Und in diesem Moment läuteten bei mir die Alarmglocken.
,,Nein."
,,Was? Warum nicht?"
,,Nein. Ich sagte Nein. Ich möchte mich nicht verwandeln. Punkt, aus, Ende."
,,Ich bitte dich, Kai, es ist doch nichts dabei..."
,,Jetzt hören Sie endlich auf, Frau Lynx!"
,,Hör doch auf, so mit mir zu reden...Ich wollte doch nur..."
,,ICH WOLLTE ABER NICHT, VERSTANDEN? ICH WERDE MICH NICHT MEHR VERWANDELN! UND DAS MÜSSEN SIE AKZEPTIEREN!"

Mit diesen Worten rannte ich aus dem Raum. Adam und Julius schauten mir hinterher, während die anderen tuschelten. Es war mir aber egal! Ich wollte nie wieder jemanden verletzen, auch wenn es bedeutete, dass ich nicht in meine Tiergestalt konnte.


Der ewige Fluss [Woodwalkers FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt