Der ewige Fluss [Woodwalkers FF]

Kapitel 4

~~Melina~~

Dieses Gefühl, wenn man seit langem wieder in Tiergestalt ist...es ist unglaublich. Ich hatte meine Flossen so vermisst, meine Schuppen und Kiemen ebenso. Doch dann fiel es mir wieder auf- ich konnte meine Schwanzflosse nicht richtig bewegen. Also kam ich nur sehr langsam vorwärts, denn meine kleineren Brust- und Rückenflossen waren nicht dafür gedacht.

Alles okay?, fragte mich Herr Schneider, während ich gerade ein paar Algen aß und ein wenig traurig war. Ja...aber Sie wissen doch, wie schwierig das ist. Kann ich bitte wieder heraus? Ich möchte das Aquarium nicht kaputt machen. Mein Verwandlungslehrer nickte.

Nach einigen Schwierigkeiten saß ich schließlich wieder in Menschengestalt im Rollstuhl. Ich war noch ein wenig nass, aber das störte mich überhaupt nicht. Boah, ist dir nicht kalt? Meine Freundin Valerie kam in Tiergestalt auf mich zu. Ich lachte: ,,Nein! Ich bin das gewohnt, ganz im Gegensatz zu dir. Hast du in Sei dein Tier nicht aufgepasst?" Valerie wollte sich gerade mit ihrem Blindschleichenkörper auf meinen Rollstuhl schlängeln, aber Herr Schneider unterbrach uns. ,,Alle bitte in Menschengestalt und zurückverwandeln! Hier liegen eure Klamotten."

Och nö...Ich möchte noch im Wasser bleiben! ,,Nein, Chile...du kannst nachher in den Freizeitstunden in unser Schwimmbad gehen, dort kannst du weiterhin in Tiergestalt üben. Aber jetzt musst auch du dich verwandeln, schließlich müssen wir ja noch zur Schule zurücklaufen." Missmutig kam Chile, unser Aal-Wandler an Land (schließlich konnte er das) und verwandelte sich hinter einem Schilfrohr. Er liebte das Schwimmen und verbrachte jede Minute damit- da blieb das Lernen auch mal auf der Strecke. Meine beste Freundin machte es ebenso.

Ich schaute den anderen etwas traurig zu, wie sie sich verwandelten. Aus einem Schmetterling, einer Berghexe, wurde ein schlanker Junge mit braunen Haaren und langen Gliedmaßen. Aus einem Schaf, genauer gesagt einer Heidschnucke, wurde Cody. They war non-binary...leider war theys Tiergestalt nicht zu dem passend, wie they sich fühlte. Und dann war noch Elena- ein großes, blondes Mädchen mit einem freundlichen Gesicht. Ich mochte sie, aber sie traute sich nicht richtig, auf andere Leute zuzugehen. Klar, unsere Klasse bestand auch noch aus vielen anderen Schülern- die hatten aber gerade was anderes zu tun.

Die restlichen Schüler rannten in Richtung Schule. Herr Schneider schüttelte den Kopf. Er fragte sich bestimmt, warum ein paar immer noch so kindisch waren. Valerie, Marian, Leo (der Berghexenjunge), Cody, Elena, Chile, und ich bewegten uns in Richtung Schule.

Es war ein gewohnter Anblick, als wir endlich das Schulgebäude erblickten. Halb alt und halb neu- einerseits mit Backsteinwänden, andererseits mit einem modernen Schwimmbad. Doch das Schwimmbad birgte ein Geheimnis: auf seinem Grund war eine Unterwasserwelt aufgebaut. Überall waren Wasserpflanzen und Versteckmöglichkeiten. Hier konnten wir, die Seawalker, trainieren. Früher war ich auch immer gerne dort...aber nun bleibt mir diese Möglichkeit verwehrt.

,,Melina, was ist los? Alles gut?", fragte mich Valerie besorgt. Ich konnte sie verstehen, aber dennoch antwortete ich: ,,Nein, nichts ist gut. Ich schwelge nur in meinen Erinnerungen..." ,,Hm." Schweigend öffnete mir meine Beste Freundin die Tür und ich rollte hinein.

Später war Valerie ohne mich unterwegs. Sie hatte Hunger und musste jagen...draußen regnete es, also kamen ihre Lieblingspeisen aus den Verstecken. Also hatte ich es mir im Pausenraum gemütlich gemacht...Ich las ein Buch namens ,,Der Hobbit". Ophelia hatte es mir empfohlen.

,,Bonjour ma chère! Warum bist du denn hier so allein?" Das war Frau -oder auch Madame- Fournier, unsere Schulleiterin. Schon seit dem Unfall wollte sie mir helfen, dieses ganze...Trauma zu bewältigen. Ich seufzte nur- mir fielen keine Worte ein. ,,Ach komm, Schätzchen...manchmal hilft es, darüber zu reden, auch wenn es schwerfällt. Wie Kollege Schneider gesagt hat, warst du heute in deiner Tiergestalt, oder?" Ich nickte.

Meine Schulleiterin verwandelte sich in eine Hain-Bänderschnecke. Jetzt hörte sie mir voll und ganz zu. Leg los, Melina. Und wenn es nicht geht, dann helfe ich dir, okay? Und so fing ich an, zu erzählen. ,,Es war so..."