Kapitel 1: Kinder aus Itzehoe

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Ich schaue auf mein Handy. Mittlerweile ist es 03:22 Uhr Nachts. Ich warte auf eine Nachricht. Ich bin am Treffpunkt an dem wir meistens feiern. Seit langem ist er wieder in seinem Heimatdorf. Das habe ich zufällig erfahren als ich einem bekannten auf der Straße begegnet bin. Natürlich vermisse ich einen meiner besten Freunde aus meiner Kindheit. Es ist Thilo, den ich weit entfernt durch den Nebel laufend erkenne. Es ist kalt und ich hatte eh keine Lust mehr auf ihn zu warten, also laufe ich ihm entgegen. Ich renne regelrecht. Ich freue mich, aber an seinem Gesicht kommt nicht mal ein Lächeln zum Vorschein. Ich kneife meine Augen leicht zusammen. Seitdem er so berühmt ist sehe ich ihn so gut wie nie, also kränkt mich seine Reaktion ein wenig. Ich gehe automatisch davon aus das er arrogant geworden ist und nichts mehr mit mir zu tun haben will. Ich umarme ihn trotzdem, als wir voreinander stehen. "Wir haben uns wirklich lang nicht mehr gesehen. Weißt du noch als wir uns hier früher fast jeden Tag getroffen haben?", fange ich das Gespräch an, obwohl er nicht so aussieht als würde ihn meine Frage interessieren. "Ja", sagt er so leise das ich es kaum hören kann. Ich bin leicht enttäuscht, da holt er schon sein Handy raus und streckt es mir entgegen. Darauf kann ich ein Bild von uns beiden erkennen. Da waren wir bestimmt 6 Jahre alt oder so und ich muss anfangen zu Lachen als ich merke, das wir blöde Grimassen ziehen. Ich schaue leicht nach oben und unsere Blicke treffen sich. Er nimmt sein Handy schnell wieder runter, mustert ein letztes mal das Bild mit einem leichten lächeln im Gesicht, dann steckt er das Handy wieder ein.

Wir sind ein Stück gelaufen und Thilo erzählt von seinem jetzigem Leben als "Star". Ich höre aufgeregt zu, da ich das meiste verpasst habe. "Junge, ich war so lang nicht mehr hier, das gibt so Flashbacks an die Kindheit", sagt er und schaut verlegen auf den Boden. "Ey, heut kommen noch Danny und Linus zu mir, ich muss dann noch nach Berlin, willst du mit?", "Ja safe", antworte ich ihm. Wir laufen zu einem Bahnhof ganz in der Nähe. Thilo ist sogar so nett und bezahlt mein Bahnticket. Er zieht seine Jacke aus und erst dann sieht man die Designer Klamotten die er trägt. Ich mustere ihn einmal kurz, möchte aber nicht gaffen weshalb ich einfach umher gucke. Wir sitzen nebeneinander und wir führen lustige Gespräche. Sein Lachen ist genau die gleiche wie früher und ich habe es vermisst sie zu hören. Nach gut 2 Stunden fahrt bin ich müde und ich lehne mich mit dem Kopf an seine Schulter. Er wehrt sich nicht, also nehme ich an das er es nicht schlimm findet, was mich ein wenig verwirrt da ich nicht damit gerechnet hätte. Ich erinnere mich daran zurück das Thilo als wir Kinder waren sich dauernd darüber lustig gemacht hat das ich 1 Jahr jünger bin als er. Er nannte mich immer "kleine". Als ich daran denke bildet sich ein Lächeln in meinem Gesicht. Ich öffne die Augen und möchte ihm erzählen an was ich gerade gedacht habe, doch dann bemerke ich, dass er seinen Kopf an meinen gelehnt hatte und selber am schlafen war. Ich beschließe auf mein Handy zu gucken und ich sehe das Thilo mir das Bild von uns beiden mit den Grimassen geschickt hat. Ich betrachte das Bild für ein paar Sekunden und wundere mich, woher er es hat. Der Gedanke verlässt mich als ich bemerke das wir fast da sind. Ich will Thilo eigentlich nicht wecken, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich lege meine Hand auf seinen Unterarm und mehr muss ich nicht tun, denn er bewegt sich, gähnt einmal und schaut mich dann verschlafen an. Ich lache, versuche es aber zu unterdrücken als ich merke das er es nicht so lustig findet. "Sorry", flüstere ich in einem genervten Ton. Er sagt nichts und deutet darauf hin das ich aufstehen soll, da ich am Gang sitze und er aufstehen will. Ich verdrehe die Augen und als wir ankommen und Danny suchen der uns abholt, rempelt Thilo gegen mich und beleidigt mich dann direkt. Dann fällt ihm auf was er grade gesagt hat und entschuldigt sich sofort. Ich lache wieder und er nimmt mich plötzlich an der Hand und schleift mich hinter sich her. Er hat Danny gesehen und das wird mir bewusst als wir direkt vor einem Typen stehen der Braune, zerzauste Haare hat. Er begrüßt uns und stellt sich mir vor. Er weiß nicht recht ob er mir die Hand geben soll, mir nur die Faust geben soll oder mich doch umarmen soll. Ich bin eher für eine Umarmung also breite ich meine Arme aus. Ich gucke in das Auto und sehe einen Mann im Auto sitzen. Er stellt sich kurz unter "Jan Rode" vor.

Als wir einsteigen lässt Thilo Danny und mich hinten sitzen. Also beschließe ich mich mit Danny zu unterhalten. Er ist sympathisch und er erzählt mir das er im Moment viel vloggt. "Ist es okay wenn ich ab und zu mal die Cam raus hol und du im Vlog zu sehen bist?", fragt er mich, "Na klar", erwidere ich. Nach wenigen Minuten kommen wir bei Thilo's Wohnung an. Linus ist schon da. Es stehen viele Getränke auf dem Wohnzimmertisch. Ich drehe mich zu Thilo, denn ich fühle mich nicht ganz wohl. Er erkennt meinen Blick und bringt mich zu seinem kleinen Studiozimmer. "Was ist los?", fragt er und er wirkt erstaunlicher Weise besorgt. "Ich weiß nicht. Irgendwie bin ich unsicher ob ich vor die Kamera möchte und ich meine ich kenn Linus, aber ihn hab ich auch lange nicht mehr gesehen. Das Letzte mal hat er mir gesagt das ich ein Loser bin." Thilo scheint verwundert zu sein. Er nimmt mich kurz in den Arm, dann meint er: "Zu mir meinte Linus das er sich freut dich wieder zu sehen. Also mach dir keine Gedanken kleine, was bringt dir das denn. Entspann dich Danny ist korrekt und Linus wird dir nix tun". Ich nicke und wir laufen zurück zum Wohnzimmer. Auf dem halben Weg legt er seinen Arm um mich, er hat ein riesiges lächeln auf dem Gesicht und ich freue mich das es ihm anscheinend so gut geht. Als wir den Raum betreten ist Linus am tanzen und Danny filmt mit der Kamera. Diese schwenkt er zu uns als er uns sieht. Thilo rennt auf die Kamera zu und schon hat er seinen Arm nicht mehr um mich gelegt.

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