⚽️16|Dunkle Pinkelpause in Aaslöchern

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Durch den dunklen Wald zu fahren, umhüllt von dichtem Nebel, der uns die Sicht noch mehr versperrte, jagte mir eine Höllenangst ein. Was ich natürlich nicht sagte, aber Jojo wusste es schon längst. Nicht nur, weil sie sich selbst fast in die Hose machte, sondern weil wir uns immer wieder verängstigte Blicke zuwarfen.

„Können wir mal Pause machen? Ich muss mal!" Jammerte sie, als wir an einer Lichtung vorbeifuhren, an der wir, hätte ich schwören können, schon dreimal voreigefahren waren.

Was habe ich gesagt?

„Wir sind sicher gleich da, dann kannst du." Murmelte Raban als wir komische Figuren aus Holz passierten. „Ich muss a-ber je-hetzt!" Motzend betonte sie jede Silbe, wie ein kleines Kind. Fehlte nur noch, dass sie aufstampfte und die Arme verschränkte. „Ich habe gesagt-" Weiter kam Raban nicht, denn Jojo versperrte ihm den Weg mit ihrem Motorrad, sodass er stehen bleiben musste. Und wir daraufhin auch.

Laut seufzte der Rotschopf. „Dann eben zwei Minuten Pinkelpause." Außer Jojo stieg niemand ab und sie huschte schnell hinter einen dicken Busch. Eine Minute war es still. Dann: „Könnt ihr nicht so leise sein?! Ich will nicht, dass ihr mich pinkeln hört!"

Ich lachte leicht und wir fingen an, alle vor uns hinzusingen. Es war schief und klang ehrlicherweise schrecklich, aber für einen Moment kehrte die Grundstimmung zurück. Die Stimmung, die wir sonst auch hatten, wenn wir bei einem Spiel waren. Die Stimmung, die uns alle zum Fußball geführt hatte.

„Okay", Rief Jojo lachend und ich hörte, wie sie ihre Jacke zu machte, „Ihr könnt aufhören, das klingt ja schreck- AHHH!!" Das Kreischen ließ uns alle zusammenfahren. Dann war es wieder still. „Jojo??"

„So eine dumme Eulenzahnentzündung!" Kam es fluchend zurück, „Hier ist ein verdrecktes Aas Loch und" sie stieß erneut einen spitzen Schrei aus, „irgendwas krabbelt auf mir!" Ich hörte trockenes Laub rascheln und Äste knacken und stellte mir Jojo vor, wie sie in einem dunklen Graben rumhüpfte, weil sie ein Tier in den Haaren hatte.

Ehe ich auch nur absteigen konnte, war Raban in Richtung Jojo gesprintet und im Dunkeln verschwunden. „Hier stinkts nach Pisse", erklang, zusammen mit raschelnden Blättern. „Halt dein Maul." Zischte Jojo zurück.

Es ging noch eine Weile so weiter. Wir wussten nicht was passierte, hörten nur das Rascheln, viele Beleidigungen und hier und da ein Ächzen. Bald war es wieder still und wir alle genossen die kurze Ruhepause, starrten in die Sterne oder machten Nickerchen im Stehen.

Jojos „Hast du noch alle Tassen im Schrank, du Lurch?!" durchbrach die Stille und wir sahen ihre Löwenmähne aus dem Dickicht kommen. Sie stieg auf ihr Motorrad, setzte ihren Helm auf und fuhr einfach los.

„Was zum..." Murmelte ich und sah Rini an, die mir zunickte und so zu verstehen gab, dass sie die Bande im Griff haben würde, damit ich Jojo hinterherfahren konnte. Gesagt getan jagte ich durch den dunklen Wald. Die gruseligen Figuren wurden immer mehr und die Bäume immer weniger, bis ich plötzlich auf einer großen Wiese ankam und neben Jojo stehen blieb.

„Was ist passiert?!" keuchte ich atemlos. Wider Erwarten bekam ich keine Antwort. Stattdessen folgte mein Blick Jojos ausgestrecktem Zeigefinger zu einem Schild, auf welchem nichts geringeres als „Willkommen bei den Silberlichten" stand.

„Verdammt." Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aus Angst jemandem zu wecken, oder heraufzubeschwören. Unser ganzes Umfeld sah so gespenstisch aus. „Wir sind da!" Jojo stieg von ihrem Motorrad und packte ihr Zelt aus.

„Wenn wir hinter dem Schild zelten, sind wir nicht auf ihrem Grund. Wer weiß, was die da so für Regeln haben." Erklärte sie mir auf meinen fragenden Blick hin und ich hielt diese Erklärung für logisch, also half ich ihr.

Nach und nach kamen auch die anderen und schlugen ihre Zelte in einem Kreis auf, sodass wir eine Stunde später ein schönes Lager hatten, in dessen Mitte Markus ein Feuer machte. Dann setzte er sich neben mich an den Eingang seines Zeltes und schenkte mir sein schönstes Grinsen.

Ich hatte mich überreden lassen in seinem Zelt zu schlafen, damit es für alle besser aufging. Raban und Joschka teilten sich immer ein Zelt, daran war nichts zu rütteln, Klette schlief bei Karla, Dina hatte sich bereiterklärt bei Rini zu schlafen und Nerv wollte erst zu mir, aber Jojo wollte auf keinen Fall mit Markus in ein Zelt, also hatten wir getauscht.

Ich wollte mich nicht beschweren. Zwar brauchte ich noch Zeit, aber solange ich mich nicht unwohl neben ihm fühlte, war es für mich schwer in Ordnung mit Markus ein Zelt zu teilen. Mein Vertrauen war noch nicht ganz wieder da, aber ich hatte die Hoffnung ihm so schneller vergeben zu können.

Denn das wollte ich. So sehr. Ich vermisste Markus.

Bei dieser Erkenntnis schüttelte ich den Kopf, grinsend über mich selbst. Die neunjährige Charlie hätte mir dafür eine geklatscht.

„Alles okay?" Fragte Markus und ich konnte nur nicken. Denn es war alles okay. Ich sah zu Jojo, die bäuchlings auf dem Boden lag und sich die Nägel lackierte und dabei konsequent Rabans Blicken aus dem Weg ging, die er ihr immer wieder zuwarf, obwohl er uns gerade eine Geschichte erzählte, zu Rini, die sich mit Dina unterhielt und dabei glücklicher denn je aussah, zu Joschka, der Karla irgendwas erzählte und ihr tatsächlich ein breites Lächeln entlockte, und zu Klette und Nerv, die sich gegenseitig um die Zelte jagten und immer wieder ins Gras schubsten.

Auch wenn fünf von uns fehlten, und drei noch gar nicht lange dabei waren fühlte sich dieser Moment perfekt an, und ich wollte, dass er für immer blieb.

***

Heute mal ein Kapitel mit ca 400-200 Wörtern mehr als sonst, einfach, weil es grade gepasst hat :)

Ich lieb die Vibes hier sehr!


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𝘊𝘩𝘢𝘳𝘭𝘰𝘵𝘵𝘦 - 𝘋𝘦𝘳 𝘒𝘭𝘦𝘣𝘦𝘳 -- 𝘉𝘢𝘯𝘥 4 ✍︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt