five

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CHAPTER FIVE
╰┈➤ ❝ [Uni] ❞

Die nächste Nacht verlief nicht besser, nein, sie lief sogar schlechter. So schlecht, dass Tara am nächsten Morgen lieber im Bett geblieben wäre, als sich um 8 Uhr fertig zu machen und in die S-Bahn zu steigen, um zu ihrer Uni zu fahren.

Die Menschenmassen um sie herum schienen sich von Station zu Station zu hetzen, während sie aus dem Fenster schaute und ihre Gedanken zu der Musik von Taylor Swift freien Lauf ließ. Das Gefühlschaos, das in ihr herrschte, sollte sich endlich wieder beruhigen, und ihre einzige Hoffnung dies zu erreichen, war das Treffen mit Nico. Schon wieder blieben ihre Gedanken an ihm hängen, an seinem Lachen, an der Art wie er redete, und an seinem Charakter.

Gott, sein Charakter, auch wenn er ihr genau das Gegenteil bewiesen hatte, hatte er einen Charakter aus Gold und keine Faser seines Herzens war böse. Vielleicht war das auch der Grund, warum sie ihn noch nicht längst vergessen hatte. Denn egal, wie sehr er sie verletzt hatte und wie zerstört sie war, sah sie immer noch das Gute in ihm. Das tat sie immer, das Gute in Menschen sehen. Manche Personen würden sie deshalb vielleicht als naiv bezeichnen. Aber sie hatte das immer mehr als positive Eigenschaft gesehen. Dadurch fiel es ihr leichter, Menschen zu verstehen, die Person als Ganzes zu sehen und nicht nur ihre Fehler. Bei Nico war es ihr nie schwergefallen, das Gute zu sehen, egal ob vor oder nach der Trennung.

Es gab Momente, in denen sie sauer auf ihn war und ihn anschreien wollte, und die gab es oft. Die gab es jeden verdammten Tag seit der Trennung, aber sie konnte ihn nicht hassen. Um ihn hassen zu können, liebte sie die Person, die dahinter steckte, noch viel zu sehr. Auch wenn es nicht mehr die Liebe war, die es einmal war. Trotzdem würde sie nicht den Fehler machen und denken, dass jetzt alles gut laufen würde, dass sie alles vergessen könnte und wieder mit ihm zusammenkäme. Fakt war, dass sie diesen Nico, der in Waiblingen vor ihr stand, nicht mal richtig kannte. Sie wusste nicht, wie er sich in den letzten Jahren verändert hatte, und doch hoffte ein winziger Teil von ihr, dass er der Gleiche geblieben war.

Die Musik wurde leiser, und sie lauschte den Gesprächen ihrer Mitmenschen. Eine Mutter erklärte gerade ihrem kleinen Sohn, dass er noch bis zu seinem Geburtstag warten müsste, bis er die neuen Kickschuhe bekam. Eine älter aussehende Frau telefonierte auf irgendeiner Sprache, die sie zwar nicht verstand, sich aber wunderschön anhörte. Ein junger Mann mit Aktentasche schaute immer wieder nervös auf seine Armbanduhr. In solchen Momenten wurde ihr wieder einmal klar, was für ein kleiner Teil sie auf dieser Welt war, nicht bedeutender als ein Sandkorn, und dieser Gedanke beruhigte sie auf eine komische Art und Weise.

An der nächsten Haltestelle stieg sie aus und lief die letzten Meter zu ihrer Uni.

Tara hatte heute drei Vorlesungen, was bedeutete, dass sie erst um 14:30 Uhr nach Hause kommen würde. So hatte sie nur eine viel zu kurze halbe Stunde Zeit, um sich fertig zu machen. Na, das konnte ja was werden.

Nach ihrer letzten Vorlesung war sie also diejenige, die von Station zu Station hetzte, um möglichst vor 15 Uhr an ihrer Wohnung anzukommen. Zu ihrem Glück verspätete sich ihre S-Bahn und sie wurde unterwegs von zwei alten Damen angehalten, die unbedingt wissen mussten, wie sie zur Bahnhofstraße kamen. Tara erklärte ihnen kurz und knapp den Weg und sprintete förmlich zu ihrer Wohnung. Natürlich achtete sie nicht auf ihre Umgebung, sodass sie fünf Meter vor ihrer Wohnung mit jemandem zusammenstieß. Es war kurz vor drei, zum Haareraufen.

faded lights | nico schlotterbeckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt