Der starke Wind zerzauste meine schokoladenbraunen und kupferroten Haarsträhnen und vertrieb alle nervigen Gedanken. Die kalte Luft roch frisch, hatte keinen direkten Duft, aber erinnerte trotzdem an Freiheit. Was sollte es auch sonst sein, außer Freiheit, wenn man sich über den Wolken befand. Goldene Sonnenstrahlen tauchten die weißen Wattebauschen in ein romantisches Abendlicht. Die beste Zeit, um vom Himmel zu fallen. Mit einem letzten Nicken verabschiedete ich mich von dem dröhnenden Lärm der Rotoren und stürzte mich rückwärts in die Tiefe. Eine Weile verharrte ich in dieser Position und genoss den freien Fall. Die Luft umfing mich wie eine zarte Hülle, um mich herum die endlose Weite des blauen Nichts. Irgendwann drehte ich mich, legte die Arme an meinen Körper an und legte so an Geschwindigkeit zu. Der kalte Luftzug trieb mir Tränen in die Augen, doch ich genoss die Ungezähmtheit. Langsam wurden die verschwommenen Farbkleckse deutlicher, während ich durch die Lüfte schoss. Das Dröhnen des Helikopters war längst vom Rauschen des Windes übertönt worden. André war überhaupt nicht begeistert gewesen mich ohne Auftrag zu einem Fallschirmsprung zu fliegen. Aber ich war zufällig eine äußerst begabte Spionin und hatte Informationen, von denen er nicht wollte, dass sie an die Öffentlichkeit gerieten. Da genehmigte mir der Pilot lieber einen Sonderflug.
Immer noch mit rasender Geschwindigkeit stürzte eich auf die gefleckte Landschaft zu. Die empfohlene Höhe, in der man den Fallschirm öffnen sollte hatte ich längst überschritten. Mir gefiel der Adrenalinrausch und das Risiko. Abgesehen davon war das nicht mein erster Sprung. Ich kannte die Grenzen. Was mich nicht daran hinderte sie zu ignorieren. Die letzte Markierung den Fallschirm zu öffnen flog an mir vorbei. Trotzdem wartete ich noch eine Weile und genoss die Freiheit des Falls. Hundert Meter weiter unten zog ich an der Leine und ein Ruck fuhr durch meinen Körper. Trotz dessen, dass ich mich noch immer im Fall befand war das Gefühl des Kontrollverlusts war verschwunden. Auch wenn mich ein Kontrollverlust an das Ende meiner Beziehung erinnerte, was es doch die Kontrolle gewesen, die es erst dazu gebracht hatte. Ich hätte zu viel Zeit in meinen Job investiert, den er nicht einmal kannte, war seine Anschuldigung gewesen. Ich hatte eben die Kontrolle. Die Kontrolle, dass niemand etwas von meinem Job erfuhr.
Mit einem geschmeidigen Aufprall landete ich auf dem Boden sammelte meinen Fallschirm hinter mir ein. Dieser kurze Moment der Freiheit hatte meinen Kopf gekühlt und meine Gedanken beruhigt. Jetzt konnte ich zurück zum Quartier und meinen Chef um eine weitere Nachtschicht anbetteln.
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His Secrets
AksiMein Leben ist alles andere als perfekt. Doch für einen Augenblick dachte ich das.