ZWÖLF

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Jeongguk

Für einen Donnerstagmorgen ging es in der Notaufnahme viel zu hektisch zu. Überall sprangen Schwestern und Ärzte von Zimmer zu Zimmer. Auch war es ein sehr kalter Morgen. Kälter, als der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Ich war auf dem Weg zum Lager auf diesem Stockwerk, um für ein Behandlungszimmer noch mehr Nadeln zum Blutabnehmen zu holen. Der verfluchte Raum war ganz am Ende vom Flur, was mich gerade tierisch nervte. Normalerweise war ich nicht so schnell genervt von etwas so unbedeutendem, doch — um es mit Yoongis Worten zu sagen — die letzten Wochen war ich etwas durch den Wind. »Schlag dir diesen verdammten Jungen aus dem Kopf, Jeongguk.«, hatte er mir vor ein paar Tagen gesagt, als ich beim Abendessen einmal mehr verkündet hatte, Doktor Kim jetzt wirklich nach Taehyung zu fragen.

Er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Es war jetzt über zwei Monate her, das ich ihn getroffen hatte, doch meine Gedanken drehten sich noch immer viel zu häufig um den Schwarzhaarigen. Seit letzter Woche war ich wieder in der Notaufnahme eingeteilt, was das Ganze für mich natürlich nicht einfacher machte. Ich wusste immer noch nicht wirklich, was es war, das mich so an dieser Nacht — an Taehyung — festhalten lies. Ich hatte gedacht, wenn nur genügend Zeit vergangen wäre, würde ich diese komischen Gefühle wieder loswerden können — doch so war es nicht. Ich hatte immer noch das Chaos in meinen Gedanken, was, verdammt, ich fühlte, wenn ich mich an ihn erinnerte. An seine Augen, seine Hände, seine Stimme. Was ihm passiert war. Wieso ausgerechnet ich ihn gefunden hatte.

Meinen Mitbewohnern ging das nach einer Zeit gehörig auf die Nerven. Sie sagten alle, ich solle die Sache endlich auf sich beruhen lassen. Wir kannten uns nicht und das würde vermutlich auch so bleiben. »Vielleicht sollte es auch so bleiben, Guk.«, hatte Jimin gesagt, als wir etwa drei Wochen danach in der Mensa saßen. »Yoongi meinte irgendwas davon, dass er total drauf war.«, sagte er dann und sah mich mitfühlend an. »Das hast du gesagt?«, wandte ich mich überrascht an den Älteren mir gegenüber und schüttelte den Kopf. »Das weißt du doch gar nicht.«, warf ich ihm vor, was ihn nur seufzen ließ. »Jeongguk, bitte.« Mehr sagte er nicht. Yoongi versuchte, mir so wenig Kontra wie möglich zu geben, damit das Thema erst gar nicht relevant wurde. Mit einem einfachen Jeongguk, bitte schüttelte er mich beinahe jedes Mal ab, wenn ich aus dem Nichts wieder damit anfing, dass ich Taehyung gern wiedersehen würde.

»Und wenn schon. Dein Lover ist da nicht besser dran.«, rechtfertigte ich mich schließlich und sah Jimin auffordernd an. Es nervte mich, dass sie über die Sache mit Taehyung hinter meinem Rücken geredet hatten. Ich hatte Kai am Abend darauf an der Tür gehört, als er Jimin nach Hause gebracht hatte. Er klang nett. Jimin fragte ihn, ob er mit reinkommen wollte. Er sagte, er hätte noch etwas zu erledigen. Danach war es Jimin, der sich darüber beschwerte, dass er wahrscheinlich dealen zu erledigen hatte. In den letzten Wochen war er ein paarmal bei uns gewesen. Irgendwie verhielten die beiden sich schon wie ein Paar. Aber ich mochte Kai — er war witzig und machte Jimin glücklich. Auf meine Aussage bekam ich nur einen wütenden Blick von dem Blondhaarigen, ehe er sich wieder seinem Essen widmete.

Im Flur der Notaufnahme begegnete ich einem Haufen Schwestern, die mich entweder fragten, ob ich ihnen helfen konnte oder ob ich den und den Doktor gesehen hätte. Leider hatte ich keine Zeit und wimmelte sie schnell ab, doch das nahm hier niemand persönlich — schließlich wusste jeder, wie stressig es war. Nach etwas mehr als der Hälfte des Flurs blieb ich plötzlich stehen, als mir ein bekanntes Gesicht ins Auge fiel. Im ersten Moment war ich erschrocken, dann unsicher. Ich kniff meine Augen zusammen und machte ein paar kleine Schritte auf die Person zu, die gerade im Türrahmen der Patientenküche stand. Dann war ich mir sicher. Er machte einen Schritt weiter in den Raum hinein und kam wenig später mit einem Becher wieder heraus. In demselben Moment ging hinter mir die Tür eines Behandlungsraums auf und erwischte mich an der Schulter — was mich schließlich aus meiner Überraschung gerissen hatte.

BEING WITH HIM, kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt