-So sind wir nicht mehr-

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"Robert! Das geht nicht!", sagte sie fassungslos. Er sah, wie sie immer noch ungläubig in die schwarze Schatulle blickte und das dunkelblaue Lederarmband mit dem smaragdgrünen Stein irritiert ansah. "Stimmt etwas nicht?", fragte Robert unsicher, "Ich dachte, es würde dir gefallen, das ist das Armband, das du in Leipzig in der Luppenstraße gesehen hast!" Annalena starrte immer noch wie eingefroren auf das Schmuckstück vor ihr und machte aus Roberts Sicht nicht den Eindruck, als würde sie im nächsten Moment etwas zu seiner Erklärung sagen. Also setzte er erneut an und wurde etwas konkreter: "Auf dem Parteitag 2018, wir waren danach noch in der Stadt und du warst richtig vernarrt in das Band, ich habe es kürzlich wiederentdeckt, ich dachte du freust dich vielleicht darüber!" 

Immer noch zeigte Annalena keine Reaktion. Es schien als hätte sie die kleine Kostbarkeit vor ihr, die trotz des trüben Wetters ihren Glanz nicht verlor, in Trance versetzt. Die sonst so redselige Annalena Baerbock war plötzlich sprachlos und das verunsicherte ihn nur noch mehr. "Annalena? Was ist mit meinem Geschenk? Was geht nicht?", fragte Robert diesmal etwas lauter, um endlich ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Das Erheben seiner Stimme zeigte nun endlich Wirkung als Annalenas Augen endlich von dem Armband zu Roberts Gesicht wanderten. Sie öffnete kurz ihren Mund, um etwas zu sagen, doch beim ersten Anlauf versagte ihre Stimme. Sie räusperte sich und nun endlich kamen die Worte aus dem Mund, die ihr im Geiste schon seit ein paar Minuten im Kopf herumgeisterten: "Dieses Armband, Robert, ich wusste sofort um welches es sich handelt. Das ist nicht der Punkt!", sie wandte ihren Blick auf dem Boden und machte einen traurigen, gar gekränkten Eindruck, "Der Punkt ist, dass du mir ein Geschenk machst, dass auf so vielen Ebenen unangemessen ist, dass ich es schon fast nicht mehr aufzählen kann! Was möchtest du mir damit sagen, Robert?" 

Es entstand eine lange Pause. Was wollte er ihr damit sagen? Dass er an sie dachte? Dass er ein aufmerksamer Zuhörer war? Dass sie ihm etwas bedeutete? Bevor er sich in weiteren Möglichkeiten verlor, unterbrach er seinen Gedankengang und setzte er zum wieder zum Sprechen an: "Du bedeutest mir etwas, Annalena, deshalb habe ich dir das Armband geschenkt!" 

Er merkte recht schnell an ihrer Mimik, dass das nicht die richtige Antwort auf ihre Frage gewesen war. Sie begann traurig zu schmunzeln: "So bist du! Du willst das Richtige, aber tust das Falsche! Robert, das ist ein Geschenk, das sich Liebende machen - oder eben Freunde, die so tief miteinander verbunden sind, dass dieser horrende Preis damit gerechtfertigt ist! All das sind wir aber nicht!" Robert merkte wie sich plötzlich ein tiefer Schmerz in seinem Körper ausbreitete. "Der Wert der Freundschaft ermisst sich nicht über den Preis, Annalena! Ich wollte dir einfach einen Gefallen tun!", antwortete er ihr ebenfalls verletzt darüber, dass sie ihn so harsch anging. Doch das Gespräch war noch nicht beendet: "Robert, versteh' mich nicht falsch! Das Armand gehört sicher zu den schönsten Geschenken, die ich bekommen habe - ich liebe es - aber ich kann es einfach nicht annehmen! Was soll ich damit machen? Es tragen und dabei an unsere Freundschaft denken? Robert, so sind wir nicht mehr! Es ist mir lieb und teuer, dass wir wieder locker miteinander umgehen können, aber das hier geht zu weit! Es bindet mich an dich und das kann ich zu diesem Zeitpunkt meines Lebens nicht ertragen!" Robert sah wie sich Tränen in Annalenas Augen sammelten, die sie angestrengt versuchte zurückzuhalten. "Ich verstehe!", sagte er traurig, "Es tut mir leid! Ich nehme es zurück! Ich- ich hatte wohl gehofft, dass es zwischen uns noch einmal so sein könnte wie früher! Das war dumm, sorry!" Er duckte sich daraufhin weg, schloss die schwarze Schachtel und ging aus der Kälte des kalten Winterabends wieder hinein in Annalenas Wohnzimmer. Annalena hingegen, hing noch eine Weile ihren Gedanken nach.

Als Annalena nach ein paar Minuten wieder in ihr Wohnzimmer kam, war Robert verschwunden. Möglicherweise war es besser so, dachte sie sich und ging schnell wieder zu ihren Gästen, um Ablenkung zu erhalten. 

Doch diese wurde ihr verwehrt. 

Immer wieder fragte sie sich, was Roberts wahre Motive für dieses Geschenk waren. 



Unrequited Love (Annalena-Robert-Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt