Luana - Lenya

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Mit einem schüchternen Lächeln nickte ich und folgte ihm. Irgendwas geschah mit mir, etwas das ich nicht erklären konnte. Der Fremde kam mir so vertraut vor und gar nicht so fremd. Er hatte einen legeren schwarzen Anzug an und ein weißes Hemd, welches nicht bis oben hin zugeknöpft war. „Kennen wir uns von irgendwoher?" fragte ich ihn.

„Ja das tun wir Luana! Doch ich kenne dich unter dem Namen Lenya."

Legolas zog mich auf die Tanzfläche und führte mich. Er schaute mir irgendwie verliebt in die Augen. Umso mehr Zeit ich in seiner Nähe verbrachte, umso schummriger wurde mir. Alles in meinem Körper geriet durcheinander - vor allem mein Herzschlag. 'Lenya' der Name kam mir seltsam vertraut vor.

Letztendlich wurde mir schwarz vor Augen und ich brach mitten im Tanz zusammen in seine Arme. „Bleib bei mir! Wir haben nicht mehr viel Zeit! Bitte!" flehte mich seine wundervolle melancholische Stimme an. Sie war mir so vertraut – doch woher, war mir nach wie vor ein Rätsel.

In meinen kurzen Ohnmachtsanfall sah ich Bilder. Bilder die ich beinahe jede Nacht sah.

Ich träumte immer davon, dass ich in einem See ertrank. Während der Lebenshauch mich verließ, sah ich helles, grelles Licht und ich erblickte als Baby das Licht der Welt.

Entschlossen öffnete ich meine Augen - Legolas saß auf einer Bank, mein Kopf an seiner Brust gelehnt. Kein Herzschlag war zu vernehmen – wie war das nur möglich?

Auf einmal war es, als kannte ich ihn schon mein ganzes Leben. Ich legte meine Hand auf seine Wange und lächelte ihn selig an. Legolas schien erleichtert und aufgewühlt gleichermaßen. Ich führte meine Hand zu seinem glänzenden blonden Haar und strich es hinter sein Ohr. Seine Ohren waren spitz, doch es erschütterte mich nicht.

„Ich habe dich endlich gefunden! Ich fürchte das ist erst der Anfang! Erzähl mir von deinen Träumen!" Ich tat es und um so mehr ich erzählte, umso mehr bemerkte ich, dass mich sein Antlitz ebenfalls in meinen Träumen verfolgte.

„Legolas, bitte klär mich auf!" Ich setzte mich aufrecht und zog mir meine High Heels aus. Er nahm meine Hand und sah wieder ein wenig besorgt aus.

„Lenya, du lebst mit mir in Mittelerde und da gehörst du hin! Wir lieben uns und was du noch nicht weißt, ich wollte um deine Hand anhalten. Ich kann dir nicht unser ganzes Leben erzählen aber die Ausgangssituation... Mein Vater schickte mich auf eine Mission, bei der du nicht dabei sein solltest. Ich kehrte nicht mehr zurück und so hast du beschlossen, mich zu suchen. Du gelangst an einen See. Ich weiß nicht wieso aber du bist dort ertrunken. Der See war scheinbar ein Portal zu dieser Welt und so wurdest du hier hineingeboren... Man fand mich bewusstlos am Rand eines Schlachtfeldes. Ich habe bis heute nicht mein Bewusstsein zurückerlangt. Meine Zeit ist bald abgelaufen Lenya. DU bist die Einzige, die mich zurückholen kann. Nur heute Nacht kannst du mit mir nach Mittelerde zurückkehren. Niemand weiß, aus welchem See du zurückkommen wirst aber du musst dich zu mir nach Düsterwald durchschlagen! Ich weiß dass sich alles verrückt anhört." endete er.

Ich schüttelte den Kopf obwohl es sich für mich wirklich verrückt anhörte, hielt ich ihn nicht für einen Lügner.

„Angenommen, ich gehe mit dir... wie wird das in dieser Welt sein, wenn ich in der anderen Welt bin?" Er strich mir durchs Haar.

„Eine berechtigte Frage. Du würdest es mich nicht fragen, wenn du im Inneren wüsstest, dass ich die Wahrheit sage... Sag mir, wenn ich mich irre ... Du bist wunderschön, fühlst dich aber in dieser Welt unsichtbar. Du kommst dir wie eine Fremde in deiner eigenen Familie vor. Das alles hat einen Grund. Du gehörst zu mir, zu Mittelerde! Wenn du mit mir kommst, wäre es in dieser Welt so, als hätte es dich nie gegeben. Du wurdest nie geboren. Wenn du zurückkehrst, musst du mit unzähligen Gefahren rechnen. Du wirst dich an alles aus dieser Welt erinnern aber auch an dein altes Leben. Du wirst auch all deine Fähigkeiten zurückerlangen, die du hoffentlich nicht so oft gebrauchen wirst!" Er sah besorgt aus, was mich verängstigt.

„Das Portal schließt sich bald. Ich muss zurückkehren. Tue ich das nicht, löse ich mich in dieser Welt in Luft auf und in unserer Welt sterbe ich endgültig. Komm mit mir! Ich weiß das es komplett entgegen des normalen Menschenverstandes ist. Ich bitte dich höre auf dein Herz!"

Ich befreite mich sachte aus seinen Armen und stand auf. Er hatte mit allem recht. Ich sah ihm in die Augen und wusste, dass ich zu ihm gehörte.

„Lass uns heimkehren Legolas!" Ich war entschlossen ihm zu folgen. Glücklich lachend stand er auf, nahm meine Hand und zog mich zum Pool im Zentrum des Ballsaals.

„Wo finde ich dich?" fragte ich im Laufen.

Er konnte nicht antworten, denn jemand anders packte mein Handgelenk. Aus heiterem Himmel hielt Ole mich fest. „Luana" sagte er nur.

Mit einem schlag wurde mir bewusst, dass ich all das hier zurücklassen würde. Ole hatte keine Ahnung, wie ich bis vor kurzem auch nicht. Doch das zu erklären wäre nur müßig. Niemand würde mir glauben ... ich konnte es ja selbst kaum glauben. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge umarmte ich Ole einfach wortlos, bevor ich mit Legolas den Weg fortsetzen.

„Du musst zum Düsterwald, das Königreich meines Vaters - Thranduil, aufsuchen. Verabschiede dich Lenya ... . Du wirst hier nie wieder zurückkehren!" Er stellte sich am Rand des Pools und hielt mich in seinen Armen.

Ich nahm mir einen Augenblick um das Wichtigste aus diesem Leben Revue passieren zu lassen. Ich sah meine Eltern, Großeltern, die restliche Familie und meine beste Freundin Laica. Ole hatte ausgerechnet jetzt, wo ich beschloss diese Welt zu verlassen, um mich gekämpft. Ich würde alle in meinem Herzen mittragen.

Nie könnte ich es mir verzeihen, die Gelegenheit verpasst zu haben, meinen Mann der Träume zu retten und mit ihm hoffentlich glücklich zu leben für alle Zeit.

„Ich liebe dich!" flüsterte Legolas in mein Ohr. Ich drehte mich um und sah ihm in die Augen. Meine Knie wurden weich.

„Ich liebe dich auch!" erwiderte ich. Es war die Wahrheit, denn tief im Inneren spürte ich die Liebe und Verbundenheit – es war unerklärlich aber mein Herz will was es will. Legolas wirkte sehr erleichtert. „Bist du bereit?" fragte er mich leise. Ich nickte und brachte nur ein trockenes „Ja" hervor.

„Luana, was hast du vor? Du kennst diesen Mann gar nicht! Ich muss mit dir reden!" es waren Ole's Worte, die mich aus meinen Bann rissen. Ole griff erneut nach meiner Hand, fasste sie und zog mich schwungvoll in seine Arme. Er hielt mich, sah mir tief in die Augen und küsste mich. Das war alles, was ich mir wünschte ... all die Jahre... doch nun, bedeutete es mir nichts mehr. Ich drehte mich um und sah Legolas, der sich langsam aufzulösen schien.

„Es tut mir leid!"

Ich sah Ole entschuldigend an, befreite mich aus seiner Umarmung und lief zurück zum blonden Mann. Er schloss seine Arme um mich. „Es wird Zeit!" Er legte seine Lippen auf meine und ließ sich mit mir in den Pool fallen. Ich hielt mich an Legolas fest, doch ich spürte immer weniger seine Umarmung. Es bildete sich ein Strudel, der mich erfasste und durch die Gegend wirbelte. Meine Luft wurde knapper, während meine Angst wuchs. Leichtes kribbeln in den Ohren und brennen in den Augen konnte ich spüren.

Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich Licht über mich. Ich schwamm dem entgegen und zu meiner Erleichterung konnte ich wieder Luft einatmen.

Der Himmel über mir war strahlend blau und die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht. Ich war mitten auf einem See, mitten im Nirgendwo. Ich sah mich um und versuchte das Ufer aus zu machen. Während ich schwamm, hatte ich ein wenig Zeit meine Gedanken zu ordnen. Das Wasser war eiskalt, meine Sachen vollgesogen und schwer. Erschöpft kroch ich an Land und legte mich tief atmend auf dem Rücken.

Ich hatte mich so sehr im Wasser abgemüht, dass mir augenblicklich die Augen zufielen. Im Schlaf kehrten meine Erinnerungen an Mittelerde langsam und allmählich zurück.

Finde mich! (Legolas FF) BeendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt