Gegen 19 Uhr fing ich an mich ein wenig fertig zu machen. Ich trug ein leichtes Puder auf und zog mir einen dezenten Lidstrich, was meine blauen Augen zur Geltung brachte. Zum Abschluss tuschte ich mir meine Wimpern, heute ein wenig mehr als normal, da mein Make up eher dezent gewählt war. Meine welligen braunen Haare ließ ich offen.
Es sollte nicht so wirken, als würde ich zur Party kommen wollen, aber falls Joey ernst machte und mich abholen würde, wollte ich vorbereitet sein.
Ich ging ins Schlafzimmer und zog mir eine enganliegende dunkel blaue Jeans aus dem Schrank, dazu kombinierte ich ein schwarzes Shirt, an dem der Rücken komplett ausgeschnitten ist, von vorne jedoch wirkte es sehr unscheinbar.
Als ich mich gerade im Spiegel anschaute, klopfte es an der Tür.Ein grinsender Joey stand vor mir.
"Was ist jetzt? Kommst du rüber Luna?""Ich weiß nicht. Ich glaube einfach nicht, dass ich wirklich willkommen bin."
"Ich habe dir heute morgen schon gesagt, das dass quatsch ist. Du bleibst einfach bei mir und lernst die anderen in Ruhe kennen. Das wird gut!"
Für einen Moment schaute ich ihn einfach nur eindringlich an um abschätzen zu können, ob da irgendwas im Busch ist, aber nichts. In seinem Blick lag einfach nur pure Aufrichtigkeit.
Ich ging zu meinem Schuhschrank und zog mir meine flachen weißen Chucks an."Heißt das du kommst mit?", fragte Joey begeistert, seine Augen strahlten.
"Ja.", sagte ich kurz und verdrehte die Augen.
Wir gingen aus meiner Tür, den Flur entlang, direkt zu der Tür gegenüber, an der Joey schellte. Ein großer tattoowierter Mann, mit kleinen blonden Locken, öffnete die Tür.
Verwirrt sah ich ihn an, das war nicht Chris.
"Was geht Joey?"
"Hey Jake!" Die beiden schlugen miteinander ein.
"Wer ist denn deine hübsche Begleitung?"
"Das ist Luna, eine Freundin, sie wohnt gegenüber."
"Ich bin Jake" Er reichte mir die Hand und trat dann einen Schritt zur Seite um uns reinzulassen.
Die Wohnung meines Nachbarn, war deutlich größer als meine. Überall wimmelte es von Menschen, verteilt in Wohnzimmer, Küche und Flur. Alle von ihnen hielten entweder Alkohol oder einen Joint in der Hand. Wo bin ich hier nur reingeraten?
"Möchtest du was trinken?" fragte Joey.
"Ja, ein Bier wenn's geht."
"Bier?", ihm entfur ein leises Lachen. "Das überrascht mich, du siehst nicht aus wie jemand der gerne Bier trinkt."
"Ach so? Soll ich mir lieber nen Sekt einschenken lassen?", sagte ich spaßig.
"Ich glaube nicht, dass es hier sowas gibt", erwiderte er und schlenderte an den Kühlschrank, um mir ein Bier zu bringen.
Etwas hilflos schaute ich auf die Flasche, da ich nicht wusste womit ich sie jetzt öffnen sollte. Als Joey dies auffiel öffnete er mir die Flasche mit seinem Feuerzeug und gab sie mir wieder."Komm, wir suchen mal die anderen."
Joey führte mich ins Wohnzimmer wo er mir seinen Kumpel Alex und seine Freundin Simona vorstellte.
"Hey, ich bin Luna.",stellte ich mich vor.
"Endlich ein anderes Mädchen!", freudestrahlend viel mir Simona um den Hals.
Verwirrt sah ich sie an, ich verstand nicht, hier liefen viele andere Mädchen rum.
Sie musste meinen Blick sofort richtig deuten, denn sie sagte: "Mit den Mädels hier kann man nichts anfangen. Alles irgendwelche Flittchen, die sich etwas mit den Jungs hier erhoffen.""Verstehe.", sagte ich und ließ meinen Blick noch einmal durch die Wohnung schweifen. In der Küche erblickte ich dann Chris, welcher sich gerade mit eines der besagten Mädchen unterhielt, welche sich sichtlich an ihn ranschmiss und mit ihrem Finger seine Brust runterfuhr. Jake, der gerade zu uns stieß, lenke meine Aufmerksamkeit dann aber auf sich.
"Also Luna, seit wohnst du drüben?"
"Erst seit ein paar Tagen."
"Wie hast du denn dann schon unseren Joey hier kennengelernt?" fragte er neugierig.
"Im Treppenhaus, er hat sich dann angeboten mein Bett aufzubauen und mich dann gleich hier her eingeladen."
"Hilfsbereit wie eh und je." mischte sich Joey dann ein und schmunzelte. "Ich gehe eben auf den Balkon einen rauchen, kommst du nen Moment alleine klar?" fragte er mich.
"Natürlich kommt sie das." antwortete Simona für mich, nahm mich bei der Hand und zog mich auf die helle Couch.
"Läuft da was bei Joey und dir?" wollte sie wissen.
"Nein, er war nur freundlich und ich muss ohnehin ein paar Leute kennenlernen. Ich bin alleine hier hergezogen, meine Familie und Freunde leben in Dortmund."
"Oh,wie kommt das denn?" Ich konnte aufrichtiges Interesse in ihrer Stimme erkennen.
"Mein Verlobter hat mich betrogen und dann bin ich abgehauen, so zumindest die kurz Fassung."
"Was? Oh was ein Arschloch!"
"Das kannst du laut sagen.", pflichtete ich ihr bei.
"Sag mal, wo kriegt man denn noch ein Bier her? Darf man selber an den Kühlschrank gehen?" Ich wackelte mit meiner leeren Bierflasche."Ja natürlich, hier ist immer Selbstbedienung."
Ich machte mich auf den Weg in die Küche und nahm mir ein Bier aus dem unteren Teil des Kühlschranks.
"Gehst du immer an Schränke in fremden Wohnungen?", ertönte eine dunkle Stimme hinter mir.
Als ich mich umdrehte, sah ich in ein paar eisblauer Augen."Äh.. N-Nein, mir wurde gesagt ich solle mir einfach eins rausnehmen.", stammelte ich und zeigte ihm mein Bier.
Er blieb unbeeindruckt."Ich bin übrigens Luna, ich hoffe es ist wirklich okay das Joey mich mitgebracht hat."
"Ja, ist in Ordnung, Luna." Die Art wie er meinen Namen aussprach und mir dabei in die Augen sah ließen mich erschaudern. Er kam auf mich zu und stellte sich vor mich, so dass uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten. Er sah mich eindringlich an und es bildete sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper aus. Er nahm mir das Bier aus der Hand, öffnete es und trank einen Schluck.
"Was...?", stockte ich, als er einen weiteren Schritt auf mich zu machte und ich den Kühlschrank in meinem Rücken spürte. Er beugte sich zu mir runter und flüsterte in mein Ohr: "Wenn du nicht willst, das dir hier jeder Wichser auf den Arsch guckt, solltest du es lassen, dich in dieser Hose so zu bücken."Ich erstarrte. Ich war fassungslos über so viel taktlosigkeit und schnappte nach Luft. Aber dieses Spiel konnte ich auch spielen.
"Dich eingeschlossen?" fragte ich frech und sah ihn unschuldig und mit gespielter Miene in die Augen.
"Mich eingeschlossen.", erwiderte er ohne auch nur den Hauch einer Regung in seinem Gesicht erkennen zukönnen.
Obwohl er noch immer so nah bei mir stand, drehte ich mich um, öffnete den Kühlschrank und bückte mich nochmal extra lasziv um ihr ein Bier zu nehmen. Ich hörte ihn hinter mir schmunzeln.
"Das machst du nicht nochmal." knurrte er.
"Sonst was?" forderte ich ihn auf.
In dem Moment kam Joey rein und unterbrach unser kleines Geplänkel. Sofort sprangen wir auseinander.
Joey blickte mich fragend an. "Ist hier alles in Ordnung?"
"Ja alles okay. Ich muss nur mal eben rüber.", sagte ich und machte mich auf den Weg in meine Wohnung.
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Baddest neighbor
ChickLitFrisch von ihrem Verlobten getrennt, flieht die 25 jährige Luna nach Hamburg. Mehr oder weniger bereit, neue Erfahrungen zusammeln und zum ersten Mal auf sich allein gestellt zu sein. Sie ist guter Dinge, bis sie auf ihren neuen Nachbar trifft. Chri...