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Dein 18. Geburtstag. Der letzte Tag, an dem ich dein schönes Lächeln und deine flauschigen Haare das letzte mal sah.

Meine letzte Nachricht an dich - ich wünschte dir und deiner Familie ein frohes Jahr und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2022.

Nur aus Erzählungen wusste ich, was du beruflich gemacht hattest und das du mit deiner Freundin zusammen gezogen warst. Ich kannte den Ort. Nicht aber deine Straße oder Hausnummer. Ich wusste nichts mehr über dich. Gar nichts.

Eines Nachmittages kam ich von der Arbeit. Meine Mutter war ungewöhnlich früh zu Hause und auch mein Bruder war daheim. Ich dachte mir nichts dabei und wollte Mittagessen.

Daraus wurde aber nichts. Meine Mutter wollte an diesem Tag gemeinsam mit meinem Bruder und mir das Gespräch suchen. Also hörte ich zu. Ich höre ihre Worte genau wie heute noch.

Hast du von dem Unfall gestern im Dorf* gehört? - war ihre erste Frage. Ich schüttelte den Kopf, ich wusste nicht worauf sie hinaus wollte. Sie erzählte mir von einem Verkehrsunfall der sich den Abend zuvor ereignet hatte.

Was danach folge, begriff ich bis heute nicht. Sie erzählte mir von ihm. Wie er nach Hause fuhren sein musste. Wie er auf der Straße mit dem Auto wegrutschte. Wie in ein andres Auto reinfuhr und starb.

Ich verstand nicht sofort und machte noch einen Witz - aber es war keiner. Meine Jungendliebe fuhr sich tot. Ich konnte in diesem Moment nicht weinen. Ich konnte nicht.

Da es Zeit war wieder zurück zur Arbeit zu fahren, bestand ich darauf zu fahren. Doch Mutter hielt mich auf und telefonierte mit meiner Chefin.

Ich verkroch mich ins Büro, wo ich wusste, ich hätte ein Foto von uns beiden. Und so war es auch. Mit unserem Kinder-Foto in der Hand brach ich zusammen und konnte endlich weinen.

* aus privaten Gründen wurde der Name der Stadt nicht genannt

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