Kapitel 1

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Ekelhaft. Einfach ekelhaft, dies war das Wort dass das Wetter draußen am Besten beschreibt. Trüb, kalt und nass. Mit einem dumpfen Geräusch flog die Tür meines Autos wieder ins Schloss und ich schulterte meinen Rucksack. Die Straße war matschig, die letzten Tage hatte es viel geschneit, doch zum Glück wurde es wieder wärmer, ich hasste es auf eisigen Straßen zu fahren, viel zu gefährlich. Aus meiner Jacke fischte ich nach meiner Packung Zigaretten und zündete mir prompt eine an. Ich nahm einen langen Zug und spürte wie das Nikotin durch meinen Körper strömte, meine Sinne vernebelt und mich beruhigte. Meine Stimmung war heute seltsam gedrückt, trotz dessen war ich seit langem wieder einmal ausgeschlafen. Ich mag dieses bedrückende Gefühl nicht. 4 Monate war es nun her seitdem mein damaliger Freund mich betrogen hatte und mich somit in dieses Loch warf. Wer konnte das auch schon ahnen, wie falsch konnte ein Mensch nur sein. Wieder nahm ich einen Zug. Eigentlich sollte ich das Rauchen aufhören, es stinkt, lässt die Haut altern und macht, dass ich schon nach den ersten paar Stufen einer Treppe keine Luft mehr bekomme. Aber es erinnert mich an eine schöne Zeit, eine unbeschwerte Zeit. Ursprünglich bin ich eine recht aufgeweckte Person, ich unternehme gerne etwas und verbringe gerne Zeit mit den Idioten die sich meine Freunde schimpfen. Aber seit diesen paar Monaten erkenne ich mich teilweise selbst nicht mehr. Mit schnellen Schritten schlenderte ich in Richtung meiner Schule die ich für die nächsten Wochen und Monate besuchte. Es war eine Berufsschule, sprich schlechtes Essen, viel zu viel Stress und eingesperrt wie in einem Gefängnis. Keine einzigen Schüler tummelten sich mehr auf dem Raucherplatz oder auf der Straße, kein Wunder ich lag schon relativ knapp in der Zeit. Während dem Gehen schnippte ich meine Zigarette in den Schnee, steckte meine Hände in die Jackentasche und betrat lustlos das Gebäude. Auch nicht das Innenleben der Schule sah in irgendeiner Weise einladend aus, dunkler Fußboden aus Stein und karge weiße Wände, an einigen Stellen natürlich schon beschmiert mit Krakeleien. Schrill ertönte die Schulglocke, jetzt musste ich mich aber beeilen. Ich spurtete die Treppen hoch, ignorierte das Stechen in meiner Seite und hetzte in mein Klassenzimmer im dritten Stock. Die Tür war noch offen und meine Mitschüler sahen noch nicht danach aus als wären sie unter Aufsicht. „Morgen!" presste ich zwischen meinen Lippen hervor und begab mich auf meinen Platz, packte meine Sachen aus. „Guten Morgen, wie geht es dir heute?" das war David, ich wusste das er etwas von mir wollte, dass ich sein „Crush" war, doch für mich war da nichts. Natürlich fand ich er war eine angenehme Person, ruhig und vernünftig, nicht zu aufdringlich. Aber ich hatte keine Gefühle, weder für ihn noch für irgendwen, denn meine ganze heile Welt mit Bienchen, Blümchen und Schmetterlingen wurde zerstört, ich wollte nichts mehr fühlen, für niemanden ausschließlich meinen Zigaretten und Cola. Das einzige was mich am Leben erhält, ausnahmslos! Zurück zu David. „Ja, danke mir geht es gut, schätze ich und dir?" Er fing gerade an mich voll zu texten, über irgendeine Serie, was weiß ich, ich konnte mich nicht konzentrieren was er von sich gab. Ich driftete weiter ab mit meinem Kopf.

Unser Lehrer kam natürlich zu spät, er entschuldigte sich und meinte er sei im Lehrerzimmer von einem Kollegen aufgehalten worden, ich war mir ziemlich sicher dass er damit die Kaffeemaschine meinte. Die Zeit verstrich und schneller als erwartet kam die erste Pause, ich war erleichtert, schon seit beginn des Tags fühlte ich mich wie in Trance, ich wusste nicht einmal mehr den Stoff welchen wir gerade eben in unserem Unterricht durchgemacht hatten. David ging ebenfalls raus in den Hof, ich brauchte dringend eine Zigarette. Sofort peitschte mir die eisige Kälte entgegen, ich war aber zu faul, jetzt in die Garderobe zu gehen und mir meine Jacke anzuziehen, in diesen 15 Minuten mussten sich mindestens drei Zigaretten ausgehen. „Na alles klar?" einige Mitschüler meiner Klasse rauchten, grundsätzlich mag ich sie alle gern, aber ich konnte dies nie wirklich zeigen, vor allem nicht mit meiner miesen Einstellung. „Klar immer, kennst mich doch." Antwortete ich ihm, brachte sogar ein leichtes Lächeln zustande. Es war Mathias, er war in meiner Klasse aber nicht überall in der selben Gruppe. Ein ruhiger Geselle, ich mochte ihn er machte keinen Stress wie manche Anderen und war immer gut drauf, außerdem hatte er mir schon die ein oder andere Kippe gegeben, als ich blank war. Ich bin der Typ Mensch der in der Regel eher zuhört als selbst mitredet, obwohl ich bei meinen Freunden immer ziemlich aufgedreht bin, ist mir dies in letzter Zeit nicht gelungen. Es konnte nichts und niemand meine Stimmung heben, bis auf eine volle Packung Fluppen und eine eiskalte Cola. „Was hast du am Wochenende vor Maxine?" Michelle guckte mich an, ließ den Rauch aus ihrer Lunge strömen. Ich erschrak kurz, beendete meine Tätigkeit, Löcher in den rauen Asphalt zu starren und sagte:" Was Wochenende, ist schon Freitag?" Das Mädchen mit den schwarzen Haaren musst lachen:" Ja, es ist Freitag. Also? Hast du schon was vor?" „Ja, ein guter Freund hat zum Trinken eingeladen, Lockdown und so aber so richtig in Stimmung bin ich noch nicht." Antwortete ich ihr Achsel zuckend. Sie quittierte dies nur nickend und wandte sich wieder den Anderen zu. Meine 3 Glimmstängel rauchte ich schneller zu Ende als mir lieb war, und so gingen wir wieder in unsere Klassen, mehr oder weniger freiwillig.

Der restliche Tag zog eher ereignislos an mir vorbei, alleinig dass ich in unserer Fachzeichnen Stunde Tadel bekommen habe, doch nach ein bisschen Wimper Geklimper nahm mir der Lehrer dies auch nicht mehr übel. Nun war es 5 Uhr, ich hatte Langweile ohne Ende und die Wellen meiner Traurigkeit fegten wieder über mich hinweg. Normalerweise war dies meine Zeit ins Training zu gehen, aber nachdem ich mich da ungefähr 5 Monate nicht mehr hab blicken lassen und meine Energie Reserven im Keller waren, würde ich dort nur kraftlos zusammenbrechen. Sitzend oder liegend, das war es, was ich bevorzugte oder schlafend. Müde stieg ich in mein Auto, blies geräuschvoll die Luft aus meinen Lungen und startete den Motor. Der Weg Nachhause war nicht lang, dennoch schlotterten mir die Knie, hatte die Kälte die nassen Straßen doch in eine Eislaufbahn verwandelt. Zuhause begrüßte mich meine Mutter, mit den Worten dass das Essen auf dem Herd stehen würde, doch meine Begierde verlangte nur nach einer Cola und einer heißen Dusche. Sorgenvoll blickte sie mir hinterher, als ich die Stufen hinauf schlurfte. Natürlich wusste sie, dass ich seit Monaten so gut wie keine feste Nahrung zu mir nahm, man sah es mir an, besser gesagt meinen Hosen, die allesamt eine Nummer zu groß waren. Oben angekommen, meine Lungen fühlten sich an als wäre ich einen Marathon gerannt, entledigte ich mich meiner Kleidung und stellte die Dusche an, damit sich das Wasser erwärmen konnte. Ich betrachtete mich wie immer kurz im Spiegel, meine braunen Haare waren zerzaust und stumpf, eingefallene Wangen und dunkle Augenringe zierten mein Gesicht. Von meinem restlichen Körper ganz zu schweigen. Die heiße Dusche wärmte meine ausgelaugten Glieder, vor allem meinen Zehen tat die Hitze gut, da dies ein Körperteil war welches im falle einer Unterkühlung am schnellsten abstirbt. Etwa eine halbe Stunde stand ich einfach nur so da, genoss das Gefühl wenn die Tropfen meine Haut benetzten und langsam bergab flossen. Dabei hieß es immer, duschen sei sparsamer als baden zu gehen, in meinem Fall wohl eher nicht. Frisch geduscht und erholt schaltete ich den Föhn an um meine Mähne zu trocknen und begann langsam mich anzuziehen, einen Blick auf mein Handy werfend. Eine neue Nachricht. Mit ein paar schnellen Klicks hatte ich diese geöffnet und las sie mir durch, meine beste Freundin schrieb mir, sie fragte ob wir eine Runde drehen wollten. Eigentlich hatte ich keine große Lust darauf, vor allem bei dem Wetter, doch vielleicht konnte sie mir helfen. Sara hörte mir immer zu, half mir aus jeder Situation, stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Ich willigte schlussendlich ein, packte uns noch 2 Cola ein und machte mich auf den Weg zu ihr.

Tschick, Cola und ein bisschen GrasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt