Kapitel 2

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Die Fahrt dauerte in etwa 20 Minuten, manchmal schneller, doch heute war es mir zu riskant schneller zu fahren, ich konnte es mir nicht leisten mein Auto auch nur ein klein wenig in Mitleidenschaft zu ziehen. Mein Autoradio zeigte halb 7 an, draußen war es stockfinster und es hatte Minus Temperatur. Vereinzelt schneite es kleine unschuldige Schneeflocken, welche harsch gegen meine Windschutzscheibe gepresst wurden, wo sie dann meinem Scheibenwischer zum Opfer fielen. Die Lichter reflektierten sich auf der eisigen Straße und machten es mir, als Brillenträger, schwer alles zu erkennen. Laute Musik dröhnte aus meinen Boxen und der Subwoofer ließ meine Spiegel gefährlich zittern. So mochte ich es, konnte meine Sorgen und Probleme vergessen und getrost meinen Kopf abschalten. Trotz der Winterkälte fischte ich nach einer Fluppe, kurbelte das Fenster hinunter und zündete mir diese an. Kurz darauf hatte ich mein Ziel erreicht, Sara wartete schon, eingepackt in einer dicken Winterjacke und der Kapuze auf ihrem braunen Schopf. „Dich hört man schon von aller Ferne." Lachte sie als sie in mein Auto stieg und auf dem Beifahrersitz platz nahm. Ich musste ebenfalls leicht lachen und stellte die Musik auf minimale Lautstärke:" Entschuldige, ich weiß es riecht alles nach Rauch." Mit einem Satz schnippte ich den Stummel aus dem Fenster, Umweltverschmutzung hin oder her. „Kein Problem, wie geht es dir?" Sara schnallte sich an. „Geht einigermaßen. Ich muss wieder viel zu viel nachdenken, in meinem Kopf ist alles Matsch." Antwortete ich, während ich losfuhr. „Aber es ist schon viel besser geworden. Vor ein paar Monaten wusstest du noch viel weniger ein und aus. Wie läuft es in der Schule?" „Mag sein dass es besser geworden ist, aber manchmal fällt mir die Decke auf den Kopf und in der Schule, ja meinen 1,0 Notendurchschnitt kann ich vergessen. Ich bin froh wenn ich noch einen guten Erfolg schaffe." Ich seufzte hörbar. „Also gerade Endspurt in der Schule und dann wieder in die Arbeit?" Fragte sie, während ihre Blicke aus dem Fenster wanderten. „Ja, aber freuen kann ich mich nicht darauf. Eher das genaue Gegenteil." Ich schluckte und sprach weiter:" Weißt du eigentlich wie schwierig es ist, in der Schule aufzupassen? Wenn das einzige an das du denkst ist, ob er, als er in dieser Schule war, an diesem Platz gesessen hat, ob er bei Fragen des Lehrers geantwortet hat. Wenn ich in der Arbeit bin lauf ich ihm genauso über den Weg, ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll, es tut so weh." Ich wurde am Ende immer lauter und konnte es nicht mehr unterdrücken. Einige Tränen quollen aus meinen Augen und liefen bedächtig meine Wangen hinab. Ich fuhr langsam durch die engen Gassen auf die Hauptstraße, umsichtig darauf nirgendwo anzufahren, da ich durch mein Heulen wie durch einen Schleier blickte. „Ich verstehe nicht wie man so etwas einen Menschen antun kann, wie man sich so täuschen kann, in jemanden den man schon eine gefühlte Ewigkeit kennt." Wieder kam ein lauter Schluchzer von mir. „Das verstehe ich auch nicht." Das Mädchen neben mir versuchte mich zu beruhigen:" Aber diese Person hat dir einfach nicht gut getan, das alles war toxisch." „Ich würde ihn am liebsten wieder zurück haben ." flüsterte ich mit gebrochener Stimme, lenkte den Wagen an die Straßenseite und blieb stehen. Mein Körper bebte, meine Stirn an das Lenkrad gelegt weinte ich unaufhörlich weiter. „Nein! Das wäre nicht richtig, du machst dich selber kaputt damit!" schnell unterbrach die Braunhaarige mich:" Lenk dich ab, irgendwann kannst du es akzeptieren und bist froh über diese Entscheidung." „Irgendwann, aber nicht jetzt. Ich lenke mich genug ab, bin so viel unterwegs wie nie. Ich könnte glücklich sein, mir fehlt es an nichts und dennoch geht dieses Gefühl nicht weg, in mir schmerzt es, es gibt keine Empfindung des Glücks, denn da ist etwas das in meinem Inneren verdammt weh tut. Am liebsten würde ich keine Gefühle haben, alles töten!" Mit einfühlsamen Blick sah Sara zu mir herüber:" (Nein, sag das nicht!)Das wäre nicht richtig, dann würdest du dich auf nichts mehr freuen können." „Das Risiko würde ich eingehen, um nicht mehr verletzt werden zu können." Ich wischte mir die Nase an meinem Pullover Ärmel ab und griff nach meinen Zigaretten, welche in der Mittelkonsole des Autos lagen. Rasch entzündete ich eine. „Wo möchtest du eigentlich hin fahren?" fragte ich nach ein paar Zügen. „Sollen wir etwas Essen gehen, hast du Hunger?" Ich schüttelte den Kopf, griff dann hinter meinen Sitz und holte die Cola Dosen hervor. „Hast du Durst?" Dankend nahm sie es an. Ich dämpfte kurz aus, schaltete in den ersten Gang und fuhr wieder weiter. „Ich weiß wo wir hinfahren, vorher muss ich jedoch tanken, sonst kommen wir hier nicht mehr weit."

Im Laufe unserer Fahrt hatte es noch einmal ordentlich zu schneien begonnen und ich hatte schon Angst, wir würden von unserem Weg abkommen, doch meine kleine Rostlaube lässt mich nicht im Stich. Die Gesprächsthemen gingen uns auch nie aus und meine Freundin schaffte es tatsächlich meine Stimmung ein wenig aufzuhellen, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich lieferte sie um halb 9 wieder zuhause ab, besorgte mir noch eine neue Packung meines Lebenselixiers und fuhr dann geradewegs nachhause. Müde stieg ich dort die Treppen zum Eingang hinauf, begleitet von meiner Katze die um meine Beine schmeichelte und ungeduldig auf und ab tappte, während ich aufschloss. In meinem Zimmer schmiss ich meine Kleidung wahllos auf den Boden und warf mich auf das Bett. Endlich Ruhe von allem, auch wenn Freitag war, konnte ich nicht die nötige Kraft aufbringen noch irgendetwas zu unternehmen. Natürlich könnte ich noch eine Runde auf der Playstation spielen oder nach neuen Angeboten im Internet gucken, die Lust war für all das aber nicht vorhanden. Somit schaltete ich den Fernseher ein und startete meine Lieblingsserie, ehe ich in einen traumvollen Schlaf glitt.

Tschick, Cola und ein bisschen GrasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt