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Dieses Mal passiert wieder alles exakt so, wie die letzten Wochen zuvor. Zuerst tauchen die Plakate auf, bis einen Tag später das Zirkuszelt wie aus dem Nichts auftaucht. Alana hat immer noch nicht herausgefunden, wie die Artisten dies machen. Es scheint immer noch unmöglich zu sein. Aber wenn diese Menschen wirklich tot sind, ist dann überhaupt noch etwas unmöglich? Es hat wieder genau zehn Tage gedauert, bis der Zirkus aufgetaucht ist.Alana stellt die Vermutung auf, dass die zehn in diesem Zirkus eine heilige Zahl zu sein scheint. Wahrscheinlich würde der Zirkus alle zehn Tage auftauchen. Letztes Mal sind sie auch zehn Tage geblieben. Es ist, als wären die Menschen in einer Zeitschleife gefangen. Zumindest alle, bis auf Alana, denn alle sprechen wieder so über den Zirkus, wie die letzten Male. Die ganze Stadt ist in Aufregung und tuschelt, wie die letzten beiden Male.

Sie muss sich ein Grinsen verkneifen. Es ist doch absurd. Inzwischen hat sie eine ganze Reihe an Zeichnungen zu dem Zirkus, die sie allesamt in dem Schreibtischfach versteckt hat. Dieses Mal zieht Alana nicht das schicke, rote Kleid an, sondern lässt ihre ganz normale Alltagskleidung an und geht so zum Zirkus. Sie fällt damit etwas aus dem Rahmen und die Bewohner aus Rumor schauen sie alle entgeistert an, denn sie sind nach wie vor rausgeputzt. Sie erkennt einige der Gesichter wieder. Sie haben genau das gleiche an, wie die letzten Male und sie muss sich das Grinsen verkneifen. Es ist wirklich, wie in einer Zeitschleife. Zum Glück kostet der Eintritt kein Geld, sonst würden sie sich schon bald fragen, wo es geblieben ist. Als sie am Ticketstand ist, verkauft Mandrik wieder die Tickets und ihr Herz schwebt einen Moment in ihrer Brust.

"Hey" , flüstert sie.

"Hey" , flüstert er zurück. Er drückt ihr das Ticket in die Hand, doch auch dieses Mal berühren sich ihre Finger dabei nicht.

"Warum kommst du nicht einfach erst nach der Vorstellung?" , flüstert er. "Es ist doch jedes Mal das gleiche. Das kennst du doch alles schon"

"Ich mag es einfach, euch zuzusehen" , flüstert sie lächelnd zurück und versucht einen Versuch mit ihm zu Flirten. Darin war sie leider noch nie gut. Emma hat dies immer viel besser hinbekommen. Sie geht durch den Eingang ins Zirkuszelt und wünscht sich das Gefühl jeden Tag. Wenn sie dieses Gefühl jeden Tag haben könnte, würde sie es nehmen. Sie träumt sich in eine andere Welt, in der sie in einem Zirkus arbeitet und es tatsächlich jeden Tag bekommt. Nach der Vorstellung treffen die beiden sich wieder vor dem Zelt.

"Dürfen die anderen nicht wissen, dass wir uns treffen?", fragt Alana nach einer Weile, die die beiden schweigend nebeneinander gesessen haben. Es ist keine unangenehme Stille, wie mit anderen Menschen. Die beiden sind einfach beieinander. Man hört die Grillen im Gras zirpen und sie lauschen dem Rauschen der Nacht.

"Sie haben ehrlich gesagt immer noch Angst vor dir. So jemand wie du ist uns noch nie begegnet und sie wissen nicht, was es zu bedeuten hat"

"Ich bin nicht gefährlich. Ich verspreche es" , erklärt sie.

"Das glaube ich dir auch" , erwidert Mandrik. "Aber wir können dich trotzdem nicht einschätzen. Wir kennen dich nicht- Euch nicht"

"Euch?", fragt sie.

"Euch Menschen"

"Und was seit ihr dann?"

"Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann dir nicht vertrauen. Nicht, wenn ich die anderen dadurch in Gefahr bringe. Wenn ich nur mich in Gefahr bringen würde, wäre das etwas anderes"

"Und was, wenn ich längst weiß, was ihr seit?" , fragt sie.

"Was?", fragt er nun wieder voller Angst in den Augen.

"Ich tue euch nichts. Ich werde mein ganzes Wissen für mich behalten. Ich werde niemanden etwas verraten. Nicht von euch und nicht von diesem Zirkus. Zumal sowieso alle immer vergessen, dass er existiert, sobald sich hier etwas verändert" , sagt sie und zeigt auf das etwas entfernt stehende Zelt.

Der MitternachtszirkusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt