x 🍹 Glückstag 🍹 x

189 18 30
                                    

Gleich nachdem mich der Türsteher mit einem anzüglichen Grinsen rein gewunken hatte, stürmte der ohrenbetäubende Lärm des Clubs mit voller Lautstärke auf mich ein. Es war wahnsinnig voll und überall tanzten überwiegend leicht bekleidete Männer miteinander. Mir entging nicht, dass ich beim Eintritt prüfend gemustert wurde und unangenehm berührt, wickelte ich meine dünne Stoffjacke fester um mich. Warum nur hatte ich ein Hemd mit tiefem V-Ausschnitt gewählt? Musste ich nicht zwangsläufig so wirken, als wenn ich es bitter nötig hatte? Auch wenn die allermeisten Blicke nur neugierig wirkten, konnte ich nicht verhindern, dass ich mich so fühlte, als stünde ich auf dem Präsentierteller.

Ich war einfach kein Club-Mensch, aber Yoongi hatte absolut recht. Mr. Right würde schließlich nicht einfach so an meine Tür klopfen. Aber war eine Gay-Bar denn unbedingt die richtige Adresse, um seinem Traummann zu begegnen? Ich zweifelte stark daran, denn mir entging nicht, dass ein ums andere Mal Männer zu zweit in Richtung Toilette verschwanden. Um einigen sehr aufdringlichen Blicken zu entgehen, zog ich den Kopf ein und setzte mich an die Bar.

>>Guten Abend. Ich bin Joon und dein Barkeeper für heute Nacht. Was darf ich dir bringen?<<, fragte mich sogleich ein Kaugummi kauender Muskelberg mit fliederfarbenem Haar und hob seine Augenbraue, in die eine Kerbe rasiert war. Er verzog seinen breiten Mund zu einem freundlichen Lächeln, woraufhin sich Grübchen in seinen Wangen bildeten.

>>Hast du einen Merlot?<<, entgegnete ich meinerseits mit einer Frage und schälte mich aus der Jacke, da es doch ziemlich warm hier drin war.

>>Lieblich oder trocken?<<

>>Lieblich bitte<<

>>Kommt sofort<<, zwinkerte er mir zu, schmiss ein Geschirrtuch über seine breite Schulter und verschwand.

Trotz meines luftigen Hemds, war mir immer noch unglaublich warm und ich fächelte mir mit einem Bierdeckel, der vor mir auf dem Tresen gelegen hatte, Luft zu. Während ich auf mein Glas Wein wartete, betrachtete ich die tanzende Menge. Ich lächelte amüsiert, da sich mir ein buntgemischtes Potpourri an allen möglichen Erscheinungsbildern darbot. Es war wirklich alles vertreten was Seoul zu bieten hatte: klein, groß, dick, dünn, schrill gefärbte Haare, Tattoos, Piercings, Cross-Dresser, sowie unscheinbare Anzugträger mit Schlips und Kragen. Eine blond-silbrig gefärbte Mähne, die mir mit dem Rücken zugewandt rhythmisch zum Beat tanzte, erweckte schnell mein Interesse. Es handelte sich um ein außerordentlich attraktives Exemplar des männlichen Geschlechts mit augenscheinlich perfekten Proportionen. Er trug ein weites, locker an seinem Oberkörper herabhängendes Top und um die Hüfte hatte er seine Jacke geschlungen. Seine tarnbemusterten Baggypants mündeten in großen, schwarzen Lederboots.

Für einen kurzen Moment konnte ich sein Profil begutachten, als er den Kopf zur Seite neigte; dezent gebogene mit einem Ring besetzte Nase und nicht zu schmale Lippen, die über einer markanten Kieferpartie gebettet waren. Als wenn er meinen Blick gespürt hatte, traf mich seiner im nächsten Augenblick und ob der Intensität seiner fast schwarz wirkenden Augen, wurde mir schlagartig anders. Verlegen schlug ich die Augen nieder und wagte es nicht sie wieder zu heben, da ich mir sicher war, dass er mich immer noch ansah. Ganz so, als wenn es für mich nichts Besseres auf der Welt gab, widmete ich mich hingebungsvoll der Aufgabe mir weiter Luft zuzufächeln. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich schon, wie ich begafft wurde und innerlich rollte ich die Augen. Oh bitte, flehte ich stumm das Universum an, lass diesen Kelch an mir vorübergehen.

>>Ey na? Darf ich dich auf einen Drink einladen?<<, lallte es mir von nebenan entgegen und ich sah in zwei Augen mit stark geweiteten Pupillen, die mich eindringlich fixierten. Aus seinem Gestarre war deutlich herauszulesen, dass er weit mehr als nur dem Alkohol zugesprochen hatte.

Durch Raum und ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt