"Streng dich mehr an" ich hörte seine Stimme in meinem Kopf. Egal wie sehr ich es versuchte sie loszu werden. Immer wieder erinnerte er mich daran. Dass ich nicht genug bin. Dass ich mich noch mehr anstrengen müsste.
Nach diesem Rennen kamen mir die Worte wieder lautstark ins Gedächtnis. Ich fuhr mein Auto in die Wand und das alles wegen eines dummen Anfängerfehlers. Ich vertraute zu sehr auf den Curb und achtete nicht darauf wie es den Wagen weit nach außen zog. Ich landete mit dem Heck im Reifenstapel, mir war weiter nichts passiert und nach einem kurzen Check Up im MedicalCenter wurde ich auch schon zu meinen Interviews entlassen. Das Auto hatte mehr Schaden davongetragen. Vorallem tat es mir für die Mechaniker leid die mein Auto bis in einer Woche wieder zu laufen bringen müssen.
Interviews nach einem schlechten Ergebnis oder DNF waren immer scheiße aber man musst irgendwie durchhalten. Ich beantwortete mal wieder zum 100-sten mal dieselbe Frage als ich meinen Vater hörte wie er hinter mir mit meiner PR-Managerin redete. Das Interview nahm ich nur noch mit halben Ohr war.
"Kann ich danach mit Max alleine reden?"
"Er hat noch ein Meeting mit den Ingenieuren, er hat erst später Zeit"
"Mein Sohn wird wohl immer Zeit für seinen Vater schaffen können und nach so einem Ergebnis was gibt es da noch groß zu bereden? Es war ganz klar sein Fehler und nicht einer vom Team"
Die Antwort meiner PR-Managerin nahm ich gar nicht mehr war und beendete mein Interview. Ich rannte fast Richtung Red Bull Motorhome und versteckte mich dort bis mein Meeting anfing. Als die Ingenieure mich auf meine Fehler hinwiesen hörte ich ein ständiges "Streng dich mehr an... du bist nicht genug" Mein Kopf hämmerte im tackt bis ich es nicht mehr aushielt. Ich entschuldigte mich mit der Begründung mir wäre schlecht und ich bräuchte frische Luft.
Es war schon dunkel und nur noch wenige Menschen waren im Paddock. Ich spürte mein Herz hämmern, bum bummm. bum bummm. bum bummm. Ich rannte los ohne zu wissen wohin es mich verschlägt. Die Strecke war ausgestorben und so rannte ich immer weiter. Bis alles zu viel wurde...
Meine Beine gaben unter mir nach, ich sank zu Boden. Ein Wimmern verließ meinen Mund, ich konnte nicht mehr, ich wollte nicht mehr.
Der Boden sollte sich einfach öffnen und mich in seine Tiefen ziehen, es würde nicht auffallen, keiner würde mich missen und ich wäre keine so verdammte Enttschäuschung. ich wusste nicht wie lange ich dort so saß aber plötzlich spürte ich zwei Arme die sich um mich schlungen.
Daniel.
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Die Fahrer wollten mal wieder zusammen eine netten Abend verbringen und am nächsten Morgen gemeinsam zum nächsten Rennen fliegen. Lando organisierte mithilfe von Carlos die Dachterasse des Hotels. Daniel stand mit einer Flaschen Bier in der Hand an Geländer und schaute amüsiert wie sich die Carlos und Lando bei einer Lichtergirlande abmühten.
Die beiden pöbelten sich etwas an aber Daniel wusste die beiden Freunde würde das schon hinbekommen. Er genoss den Ausblick und ließ seinen Blick über die Strecke unter sich schweifen. Da sah er eine Gestalt mitten auf der Strecke hocken. Es war nicht ungewöhnlich das sich Fans auf die Strecke schleichen aber Mitten in der Nacht? ganz alleine?
Rechts von Daniel stand ein Fernrohr. Er richtete die Linse auf die Strecke. Die Person saß zusammengekauert da, als er das Gesicht sah war Daniel geschockt.Shit. Es war Max.
Er stellte sein Bier irgendwo ab und verabschiedete sich von den beiden Freunden. Als er in der Lobby aus dem Aufzug sprang, sprintete er zum nächsten Taxi.
An der Rennstrecke angekommen machte er sich sogleich auch die Suche nach Max.
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Ich schmiegte mich in seine Umarmung und begann zu schluchzten. Daniel strich mir beruhigend über den Rücken. Alles worüber ich mir den Kopf zerbrochen hatte brach aus mir heraus mein Redefluss hörte gar nicht mehr auf.
Daniel Gesichtsausdruck veränderte sich im Laufe meines Redens von besorgt, zu tröstend, zu zornig. Hätten Daniels Blicke töten können wäre mein Vater schon längst tot umgefallen.
Daniel nahm mein Gesicht in seine Hände. "Maxy, denk nie wieder das du nicht genug bist. Du bist genug, für mich." Ich legte meine Kopf auf Dannys Schulter ich war einfach nur noch erschöpft.
Daniel hob mich hoch und brachte mich zurück ins Hotel. "Maxy heute nacht lass ich dich nicht allein. Du kannst mein Bett haben in nehm das Sofa"
Ich kuschelte mich in Daniels Bett und als er eine Decke über mich zog, griff ich nach seinem Handgelenk und zog ihn ins Bett. Als wir noch Teammates waren schliefen wir öfters eine kleinen Rausch im selben Bett aus, aber dieses Mal war es anders.
Ich kuschelte mich an Danny und er legte seine Arme um mich. Ich driftete langsam ins Reich der Träume als ich Danny sagen hörte "Maxy, wenn du nur wüsstest wie viel Menschen dich mögen oder sogar lieben. Wie sehr du das Leben dieser Menschen zum Besseren gemacht hast einfach indem du DU bist."
Ich fühlte mich wohl. Ich fühlte mich zu Hause.