Eine Person, doch viele Gesichter

Prolog

Mit klopfendem Herzen sah sie auf die kleine Karte, die vor ihr auf dem Tisch lag.

Ein Ausweis. Eine Identität. Auf dem Bild war ihr Gesicht, und doch war es nie ihr Pass gewesen. Bisher nicht. Sie hatte immer gehofft, dass dieser Tag niemals kommen würde. Dass sie nicht ihr ganzes Leben aufgeben und neu anfangen müsste. Und doch war es heute soweit. Langsam nahm sie ihr Portemonnaie und zog einen anderen Ausweis heraus. Ihr bisheriger. Sie blickte noch einmal auf ihren alten Namen, den sie wohl so bald nicht wieder aussprechen würde.

,,Es ist besser so", sagte eine Stimme in ihrem Kopf. ,,Besser für die Einheit, deine Familie und auch besser für dich. Du hast dich für diesen Job entschieden. Du wusstest, dass so etwas eines Tages passieren könnte."

Ja, sie hatte es immer gewusst und doch gehofft, dass es nie passieren würde.
Sie hätte auch kündigen und zurück zu ihren Eltern nach New York ziehen können, aber das käme des Aufgebens gleich.

Und sie war niemand, der aufgab. Sie würde das jetzt durchziehen, komme was da wolle. Dort, wo man sie hinbringen würde, müsste sie unauffällig bleiben.

Keine neuen Freunde, keine näheren Bekanntschaften, nichts. Es würde schwer werden, doch alle glaubten daran, dass sie es hinkriegen würde.

Sie musste es hinkriegen. Schweren Herzens reichte sie dem älteren Mann ihr gegenüber ihren alten Ausweis. Damit war es entschieden.
Special Agent Levy Cooper existierte nicht mehr.
Nur noch die Versicherungsfachangestellte Emily Cho.