Faraldeon sitzt mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf dem gefliesten Boden des Raumes. Er atmet langsam durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus, bis sein Puls so weit gesunken ist, dass er alles um sich herum klar wahrnimmt. „Ähm hi. Mein Name ist Faraldeon und ich hab sowas noch nie gemacht und ich war nie sehr gläubig, aber bin echt überfordert und ich weiß nicht was ich tun soll, deshalb wende ich mich jetzt an dich. Heiliger Gismo, bitte, ich bitte dich, gib mir einen Hinweis was ich tun soll, bitte hilf mir. Ich kann die Frau nicht einfach dort lasen.“, sagt Faraldeon mit gefalteten Händen im Flüsterton.
Ich öffne meine Augen und sehe mich um, keine sichtbare Veränderung hier. Naja wie dem auch sei, immerhin hab ich mich beruhigt. Zu einem Gott zu sprechen und zu denken das was passiert, jetzt fühle ich mich echt dumm. Ich öffne den Wasserhahn um mich aufzufrischen, nehme zwei Hände voll Wasser und lass es in meinen Gesicht frei. Die Kälte lässt mich aufschrecken, als wäre ich aus einem Alptraum erwacht. Allerdings bin ich immer noch hier und alles ist wie vorher. Ich schaue auf mein Spiegelbild und entdecke ein Schnurrhaar auf meiner Schulter, vielleicht war das Hotel ja doch nicht so sauber wie es aussah, aus irgendeinem Grund verwirrt mich das mehr als es sollte. Ich nehme das Schnurrhaar und betrachte es von allen Seiten, als wäre ich ein Zwerg, der einen noch nie zuvor gesehene Edelstein erblickt. Keine Ahnung wieso, aber es fasziniert mich, für einen Moment hab ich kurz vergessen was hier gerade abgeht. Aber ich weiß jetzt was ich tue, ich gehe einfach still und heimlich raus und werde niemals wieder über heute nachdenken. Bist du dir sicher? Ich zucke zusammen. Was zum..? Was war das? Höre ich jetzt stimmen in meinem Kopf oder war das ein Lautsprecher? Du willst das Mädchen einfach diesen Typen überlassen? Ich hab mich wohl in dir getäuscht. Mhm, das war definitiv kein Lautsprecher. Ich werde anscheinend einfach nur verrückt. „Okay tiefe, hallende, bedrohliche Stimme in meinem Kopf, bald ist meine Panikattacke vorbei und dann bist du wieder weg.“ Ich verlasse das Restaurant und gehe in den Fahrstuhl um in meine Etage zu fahren. Das hier ist die exakt gleiche Stelle, wie vorhin, ich kann die Präsens der Leute die hier waren immernoch spüren. Aber diesmal ist alles leer. Nachdem ich in meinem Zimmer ankomme, setze ich mich auf das Bett und nehme mein Handy.
Ich kann die Nachrichten mittlerweile wirklich nicht mehr lesen, aber was soll man machen, man muss ja informiert bleiben und vielleicht steht da ja irgendwas über eine gewisse vermisste Elfin. Nachdem ich mein Internet angeschaltet habe, platzen die Eilmeldungen nur so herein. Fuck. Ein Angriff der Zwerge auf die gesamte Infrastruktur des Kaiserreiches. Anscheinend erfolgreich. Keine Bahnen mehr, kein Strom, kein Internet, nicht mal Notstrom. Es wurden wohl Anlagen in Freigrund angegriffen und nicht im Kaiserreich, ziemlich schlau ihre Netzwerke außerhalb ihrer Lande zu bauen, falls der Krieg alles zerstört, andererseits, ist es dann ziemlich weit weg um es zu reparieren und geholfen hat es ja trotzdem nicht. Aber Neu-Olden wurde beim Angriff zerstört, eine Menschenstadt, das wird zwar niemanden gefallen, aber von den Menschen wird wohl kaum Gegenwehr kommen können, wenn dann wird wohl das Elfenheer in Richtung Zwergenreich ausrücken um Vergeltung zu üben, aber weniger für die Menschenstadt, als für die Zerstörung ihrer Technik. Und all das Leid ist dir nicht genug? Dennoch willst du die Frau hier einfach zurück lassen? Na toll, meine Kopfstimme hat mir gerade noch gefehlt. „Was soll ich denn machen? Da einfach rein gehen und mich abknallen lassen? Wohl eher nicht.“ Okay, es ist so weit, ich rede mit meinem Spiegelbild. Ich bin also engültig verrückt geworden. Nein. Vertrau mir einfach, dir wird nichts passieren, ich will was probieren. „Du bist bloß eine eingebildete Stimme in meinem Kopf, unwahrscheinlich das du irgendwas tun kannst, um zu helfen.“ Hör zu. Ich bin keine Einbildung. Ich bin ein lebendiges Wesen und ich kann dir helfen, aber ich brauche auch deine Hilfe. Willst du dem Mädchen einfach ihrem Schicksal überlassen? Ich hab dich nicht ohne Grund ausgewählt. Ich bitte dich. Oh Mann, überredet mich gerade eine Stimme in meinem Kopf mich einer möglicherweise extrem gefährlichen Lebenshändlerorganisation zu stellen? „Okay warte, ich rufe die Ritter der Exekutive an, wenn ich denen das schilder, werden die sich darum kümmern.“ Ich nehme mein Handy wieder in die Hand und wähle die Nummer der Ritter. Während es klingelt überlege ich mir im Kopf was ich sagen soll, mit fremden Personen sprechen ist wirklich nicht mein Ding. Es hört auf zu klingeln. Niemand ist ran gegangen. Das muss an dem Anschlag der Zwerge von heute früh liegen. Die sind wahrscheinlich völlig ausgelastet. Das könnte ewig dauern bis du jemanden erreichst, nimm meine Hilfe und rette sie. Ich gehe zu meinen Rucksack und hole mein Taschenmesser raus, ich würde sagen besser als nichts. Also fassen wir mal zusammen, ich gehe jetzt in einen Raum voller bewaffneter Menschen und Zwerge, und meine einzige Waffe ist ein stumpfes Taschenmesser und das alles nur, weil es mir eine Stimme in meinem Kopf sagt. Also wenn ich drauf gehe, dann hab ich es verdient. Ich nehme meine Handy und schreib meinen Eltern das ich sie lieb habe, bevor ich zurück zum Fahrstuhl gehe. Nachdem die Türen geschlossen sind, kehrt Stille ein. Keine Geräusche, keine Stimme, nichts. Für einen Moment überlege ich nochmal umzukehren, aber entscheide mich dagegen und die Fahrstuhltüren öffnen sich wieder.
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Ankarel - Auferstehung
AdventureEs herrscht Krieg. Elfen und Zwerge bekämpfen sich in einem nicht enden wollenden Gefechten. Nichts ahnend stolpert Faraldeon, ein einfacher Mensch, in diesen Kampf, was jedoch ein größeres Ausmaß annehmen wird, als er es sich jemals vorstellen könn...