Haarige Geheimnisse

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„Kim", dieses Mal flüsterte Jared. „Du... Du bist ganz nass." Er hockte sich vor mich und streckte eine Hand nach mir aus, berührt mich jedoch nicht. Seine Augen waren feucht, und er presste seine Lippen zusammen. „Willst du mit mir reingehen? Du könntest dich aufwärmen und... Bitte komm mit mir rein." Er ließ den Kopf hängen und schlug seine Hände über diesem zusammen.

Vorsichtig nahm ich seine Hände in meine und versuchte, sie zu lösen. Er ließ es zu und sah mich mit großen, traurigen Augen an. Ich hätte ihn am liebsten geküsst, jedoch wollte ich erst mit ihm reden. Mit einem kleinen Lächeln wollte ich ihn dann schließlich aufmuntern, scheiterte aber.

„Wir sollten wirklich reingehen. Ich möchte nicht, dass du krank wirst", murmelte mein Freund dieses Mal. Wenigstens war er nicht mehr so aufgeregt.

Ich stand auf und trat von der Tür weg, damit Jared sie aufschließen konnte. Als wir eingetreten waren, wurden wir von AK und AJ begrüßt, die uns auf der Treppe entgegenkamen, jedoch Reißaus nahmen, als ich sie streicheln wollte und dabei nass machte. Ich gluckste leise und folgte Jared in die Wohnung. Er steuerte sofort sein Zimmer an und kam mit einem Handtuch wieder, das er mir behutsam umlegte. Dabei fiel mir auf, dass er peinlichst genau darauf achtete, mich nicht zu berühren.

Wieso? Hasste er mich, weil ich wieder so ausgeflippt war? Wir mussten dringend reden.

Die Haare trocken rubbelnd ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa. Jared tat es mir gleich und setzte sich mit einem großzügigen Abstand neben mich. Sein Verhalten schmerzte, und mein Herz zog sich zusammen.

„Wir müssen dringend reden", nuschelte ich gut versteckt unter dem Handtuch.
„Willst du nicht erst duschen? Wenn du dich nicht aufwärmst, wirst du krank..."
„Ich möchte erst reden", erwiderte ich und versuchte mit meinen Augen Jareds einzufangen, aber er wich meinem Blick aus. Stattdessen sah er abwesend auf die inzwischen miteinander tollenden Kätzchen. Ich erkannte eine schwache Spur von Trauer in seinem Gesicht und auch, dass er versuchte, dieses Gefühl so gut es ging zu verbergen. Es gelang ihm nicht sonderlich gut. „Es ist wichtiger, zu reden."

„Bitte, Kim,..." Jared sank weiter nach vorne und atmete schwerer. „geh zuerst duschen..."
„Jared!", stieß ich aus. „Wir müssen reden!"
„Nein... Doch... Noch nicht... Du wirst krank, wenn wir jetzt reden...", stammelte er und sprang auf, als ich seine Hand nehmen wollte. Er entfernte sich einige Schritte, bis er gegen die Wand stieß, und ließ sich wieder sinken. Er stützte seinen Kopf in seine Hände und sah auf den Boden. AK und AJ waren von Jareds Geselllschaft in ihrem Revier begeistert und begannen, an ihm zu klettern. Ich musste glucksen, als eines der Kätzchen Jareds Arm biss – oder es zumindest versuchte. „Geh duschen", flehte mein Freund ein weiteres Mal. Seine Stimme brach dabei.

„Jared, ist alles in Ordnung?", fragte ich und hockte mich vor ihn.
„Ja...", nuschelte er und verbarg sein Gesicht vor mir. „Kim,..."
„Nein", sagte ich entschieden. „Wir müssen erst reden! Krank werden ist mir egal. Ich möchte das erst klären."
„Mir ist es nicht egal...", murmelte er.

„Okay", seufzte ich. „Folgender Vorschlag: Ich gehe mir etwas anderes anziehen und dann reden wir." Jared sah mich lange Zeit mit traurigen Augen an, bevor er seinen Blick abwandte und mir leise zustimmte. Ich ging mit gesengtem Kopf in sein Zimmer und suchte in meiner Reisetasche nach frischer Kleidung, fand aber nichts. Meine Mutter hatte mir nur Sachen für einen Tag eingepackt. Also bediente ich mich an Jareds Kleidung. Ich zog mir einen seiner Pullover und eine Jogginghose an, die ich erst zuband und dann am Bund umschlug, damit sie nicht rutschte.

Als ich ins Wohnzimmer trat, saß Jared auf dem Sofa und vor ihm auf dem Couchtisch stand eine dampfende Tasse. Mein Freund sah mich geschockt an und war blasser als ich ihn jemals gesehen hatte. Er machte fast der Wand Konkurrenz.

Schüchtern - Schüchterner - Kim!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt