Schüchtern - Schüchterner - Kim!

Ein Ass im Ärmel

Ich hatte genau eine viertel Stunde gehabt, um mich zu duschen und umzuziehen. Dann hatte mein Vater mich nach unten zitiert und zu schreien begonnen. Gerade sah ich dabei zu, wie er mit zu Fäusten geballten Händen vor mir stand, während ich auf dem Sofa neben meiner Mutter saß.

„Was fällt dir ein, Kimmy?! Diesen... Diesen Jungen an dir saugen zu lassen, obwohl du... er...", brüllte mein Vater. Er wedelte mit seinen Händen in der Luft.
„Liebling, beruhige dich. Es ist nichts passiert", versuchte meine Mutter, meinen Vater zur Ruhe zu bringen.
„Nein, ich werde mich nicht beruhigen! Kimmy hätte beinahe einen Jungen... ge... geküsst! Und wir kennen ihn nicht einmal!" Das Gesicht meines Vormundes färbte sich langsam rot. „Was ist, wenn er ein Verbrecher ist? Ein Drogendealer... oder noch besser Junkie! Was ist, wenn er an illegalen Autorennen teilnimmt oder ein Schläger ist?"
„Ich glaube, dass wir Kimmy vertrauen können, was ihre Menschenkenntnis angeht. Vielleicht sollten wir sie lieber fragen, wer ihr Freund ist?" Jetzt tat ich es meinem Vater gleich und wurde ebenfalls rot. Meine Mutter hatte Jared meinen „Freund" genannt und es fühlte sich so gut an. In meinem Bauch explodierte ein Feuerwerk. Da sah ich sogar darüber hinweg, dass meine Eltern so von mir sprachen, als wäre ich nicht im Raum.

„Nun?", fragte mein Vater ungeduldig an mich gewandt und tippte mit dem Fuß auf den Boden. „Wer ist dein... Bekannter?" Meine Mutter schenkte ihrem Mann einen bösen Blick.
„Jared... Ames...", murmelte ich und versuchte das Sofa dazu zu bringen, mich zu verschlingen. Die Augen meiner Eltern waren weit aufgerissen und sie sahen sich gegenseitig an.

„Jared Ames? Der Jared Ames, in den deine Schwester verliebt ist?", hakte mein Vater ungläubig nach. Ich wunderte mich, dass er dieses Detail behalten hatte.
My inner Self: „Sie ist nicht in ihn verliebt! Sie will ihn nur haben! Ich hingegen liebe ihn!"
Meine tatsächliche Antwort: „Ja."

Beide schnappten nach Luft.

„Du... Du hast deiner Schwester den Freund ausgespannt?", wollte meine Mutter entsetzt wissen.
My inner Self: „Freund? Ausgespannt? Jared würde sich nie mit ihr abgeben! Und außerdem: Sehe ich so aus, als könnte ich Alex jemanden ausspannen?"
Meine tatsächliche Antwort: „Nein."

„Er betrügt sie mit dir?", sagte mein Vater und ließ sich in seinen Sessel fallen. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar und seufzte. „Das ist schlimmer, als ich geglaubt habe... Deine Schwester wird ausrasten..."
„Aber sie sind nicht zusammen... Sie sind nicht einmal Freunde...", erklärte ich kleinlaut und sah auf meine Hände, die ich zwischen meine Oberschenkel gesteckt hatte, damit sie warm blieben.
„Das heißt... Er ist dein Freund und sie interessiert sich für ihn?" Meine Mutter klang besorgt.
„Er ist nicht mein Freund..." – Noch nicht, aber hoffentlich bald – „...und Alex denkt, sie wäre in Jared verliebt."

„Seit wann denkt deine Schwester?", grummelte mein Vater und sank in seinem Sessel zurück. Ich gluckste, stellte es aber wieder ein, sobald ich den Blick meiner Mutter sah.
„So dumm wie ihr tut, ist sie nun auch wieder nicht", verteidigte die Frau ihre Tochter und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Nein, natürlich nicht, Schatz. Sie schreibt ausgezeichnete Noten und wird auf jeden Fall von einem College genommen."
My inner Self: „Mom, bitte in Gang zwölf! Mom, bitte in Gang zwölf! Dad hat ein Sarkasmusleck!"
Meine tatsächliche Antwort: „Huh-huh!"

„Jetzt seid doch still! Sie ist deine Tochter und deine Schwester! Ihr solltet ihr gegenüber netter sein! Und darf ich euch an den Grund dieses Gespräches erinnern? Jared Ames!", schmollte meine Mutter und stieß kräftig durch ihre Nase Luft aus.

Dad seufzte schwerfällig und atmete tief ein.

„Jared Ames...", sagte er abwesend und streichelte mit den Fingern über die Armlehne seiner Sitzgelegenheit. „Kimmy, kannst du mir erklären, wieso dieser Junge mit seinem Gesicht in deinem hing?"
My inner Self: „Lippengymnastik? Er wollte meine Augenfarbe sehen? Such dir etwas aus..."
Meine tatsächliche Antwort: „Uh..."