MONTAG

280 17 152
                                    

Der nächste Tag begann schon relativ früh, denn Kyra und Kim wollten bereits gegen 8 Uhr wegfahren. Ich hatte zwar keine Ahnung, weshalb schon so früh, aber Steve ging davon aus, dass sie einfach nicht in den stressigen New Yorker Verkehr kommen wollten; konnte ich durchaus verstehen.

Brummend stellte ich meine Tasse unter die Kaffeemaschine und rieb mir müde die Augen; die Nacht war eindeutig zu kurz. Ruby war sehr oft wach, aber nicht, weil sie jedes Mal hunger hatte; es kam auch gut und gerne mal vor, dass sie einfach nur zu uns wollte, um zu Kuscheln. Für meinen Teil schlafe ich jedoch dann extrem unruhig, da ich immer wieder Angst habe die kleine zu erdrücken. Gerade mit meinem Metallarm.

Kyra, die bereits seit 5 Uhr auf den Beinen war und schon literweise Kaffee intus hatte, rannte hektisch durch die ganze Wohnung. Dabei nuschelte sie immer wieder irgendwelche Wörter vor sich her, sah mich an und lief dann einfach weiter. Ob sie jetzt irgendwas von mir wollte oder mich für irgendwas verantwortlich machte, wusste ich nicht, denn verstehen konnte ich kein einziges Wort.

Als der Kaffee in meiner Tasse war, nahm ich diese unter der Maschine weg und lief damit ins Wohnzimmer, wo ich mich erst mal auf die Couch sacken ließ. Ruby, die auf ihrer Krabbeldecke lag und mit ihren zig tausend Kuscheltieren spielte, gluckste vergnügt, als sie mich sah und kam direkt zu mir gerobbt. Ja, sie robbte, krabbeln konnte sie noch nicht, aber immerhin kam sie vorwärts.

«Geh weiter spielen und lass Daddy erst mal wach werden, ja?», versuchte ich meine Tochter dazu zu überreden, mich noch ein wenig in Ruhe zu lassen, aber sie dachte gar nicht daran, sondern sah mich nur mit ihren großen, stahlblauen Augen an. «Ich hasse es, wenn du das tust», brummte ich, stellte meine Tasse an die Seite und nahm Ruby auf den Schoß.

Direkt legte sie ihre kleinen Ärmchen um meinen Nacken und stemmte sich mit ihren Füßen in den Stand. Jedes Mal, wenn sie das tat, schmolz mein Herz regelrecht dahin. Ich liebte dieses kleine Mädchen so sehr, dass ich vermutlich jeden umbringen würde, der ihr zu Nahe kommen würde. Nie in meinem Leben hätte ich mir erträumen lassen, jemals Vater zu sein und doch hatte ich nicht nur die Liebe meines Lebens gefunden, die ich schon bald heiraten würde; sie hatte mir auch noch diese kleine, wunderbare Wesen geschenkt, was mich irgendwann Daddy nennen würde.

«Buck!»

Erschrocken zuckte ich zusammen, was sich auch prompt auf Ruby übertrug, die daraufhin anfing zu weinen. Beruhigend legte ich meine Hände auf ihren Rücken und Hinterkopf, während ich Kyra brummig ansah.

«Oh nein, entschuldigt.. Ich wusste nicht, dass sie auf deinem Arm ist..», meinte Kyra schließlich kleinlaut, kam zu uns und gab unserer Tochter einen liebevollen Kuss auf den Kopf.

«Was ist denn?», wollte ich wissen, während Ruby sich allmählich wieder beruhigte und ich sie auf meinen Schoß hinsetzte; dabei untersuchte sie - wie immer - meinen linken Arm.

«Hast du meine Pille gesehen?»

Ich zog eine Augenbraue nach oben und legte den Kopf leicht schief; woher sollte ich wissen, wo sie ihre Pille hingelegt hatte? Schmunzelnd schüttelte ich dann den Kopf, was sie tief Seufzen ließ.

«Verdammt. Ich hab' sie doch gestern noch genommen und dann wieder auf den Waschtisch gelegt..», fluchte sie leise, war aber durchaus verzweifelt; doch da ich wusste, dass sie ihre Packung immer wieder an den selben Platz hinlegte, fiel mir nur eine Theorie ein.

«Kann es sein, dass es die letzte Pille war und du die leere Packung weggeschmissen hast?», deutete ich dann meinen Verdacht an, woraufhin sie mich erst mit großen Augen ansah und sich dann mit der flachen Hand auf die Stirn schlug.

«Shit. Ja, genau.. Verdammt, dann bekomm ich diese Woche meine Tage», seufzte sie. «Also muss ich noch mehr Sachen einpacken», murmelte sie, während sie sich umdrehte und wieder Richtung Schlafzimmer verschwand.

Bucky Barnes » Daddy ohne Plan ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt