Kapitel 5

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Ich ließ ein paar Socken sinken, das ich gerade auf einen der Stapel werfen wollte. Eine Strähne meiner Haare war aus meinem Zopf gerutscht und bildete einen kleinen Vorhang zwischen ihm und meinem Gesicht. Oh Gott. Was meinte er? Die Tatsache, dass wir einmal fast zusammen gewesen wären? Meine Eltern? Daniel? Wollte er, dass ich ihm half seine Schwester zu finden? Viele solcher Überlegungen schwirrten in meinen Gedanken umher. Ich schob sie bei Seite. Nicht nervös werden, dachte ich und tat, als würde ich die Socken genauestens unter die Lupe nehmen, um zu entscheiden, auf welchen Stapel sie fliegen sollten und kniete mich hin. Schließlich warf ich sie zu dem Rest. Etliche quälend lange Sekunden verstrichen. Sagte er auch heute mal noch was? Vorsichtig schielte ich aus meinem kleinen Vorhang zu ihm herüber. Er sah mich nicht an, ging in die Hocke und sortierte stur weiter. Seine Miene war unergründlich. Hatte ich mich vielleicht verhört und er hatte nichts gesagt? Oder wartete er darauf, dass ich etwas sagte? Ganz bestimmt nicht. Das konnte er sich abschminken. Ich sah wieder zu ihm und stutze. Es wirkte so, als würde er innerlich mit sich ringen.

„Worüber denkst du nach?", fragte ich und drehte mich zu ihm. Ich ließ mich nach hinten fallen und saß im Schneidersitz.

„Ich.. ach nichts."

„Jetzt sag schon", ermutigte ich ihn. Durch sein Verhalten hatte er meine Neugierde getilgt, auch, wenn ich immer noch ein bisschen Angst vor dem hatte, was er besprechen wollte.

Er hielt ein Kleidungsstück in der Hand und starrte es an. Es war eine Pulli-Jacke. Meine lieblings Jacke.

„Weißt du das noch?", fragte er und hielt sie hoch. „Den hab ich dir zum 15. Geburtstag geschenkt, weil du sie unbedingt haben wolltest. Das erste was du gefragt hast, wenn wir uns gesehen haben war, ob ich die dabei hab."

„Ja, das weiß ich noch. Ich fand die immer schon total toll. Du hast sie mir geschenkt und einen Tag später warst du unauffindbar. Ich trage sie noch."

„Ja? Wann?"

„Meistens wenn ich mal etwas Zeit zum entspannen hab. Dann zieh ich sie an und leg ich mich in mein Bett und lese oder höre Musik. Und meistens schlafe ich dabei ein", gab ich zu. Er sah mich aufmerksam an und lächelte leicht.

„Heißt das jetzt ich hab eine einschläfernde Wirkung auf dich?"

„Nein, aber ich konnte ja früher schon gut einschlafen, wenn du neben mir gelegen bist. Ich denke es liegt eher daran." Ein lächeln zog sich über mein Gesicht. Jake lächelte zurück. Dann fiel mir wieder ein, dass er gesagt hatte 'Wir müssten mal über etwas reden'.

„Worüber wolltest du reden? Ich denke nicht, dass es die Jacke war, oder?"

„Nein, das war es nicht."

Ich nahm eines von Marcos Hemden in die Hand und löste die Knöpfe an den Ärmeln langsamer als nötig.

„Was dann?", fragte ich zögerlich und starrte das Hemd mit aller Kraft an, als könnte es etwas dafür, dass ich so verunsichert war. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich das überhaupt wissen wollte. Am liebsten würde ich die Frage wieder zurück nehmen.

Er holte tief Luft bevor er anfing zu sprechen, als würde er sich auf eine schwierige Aufgabe vorbereiten.

„Es tut mir sehr leid das ich damals einfach verschwunden bin. Ich hätte das nicht tun sollen. Zumindest nicht, ohne irgendeine Nachricht zu hinterlassen." Er senkte den Blick.

Es sah so aus, als würde er sich wirklich schuldig fühlen.

„Ich weiß, dass ich dir damit weh getan habe und möchte es wieder gut machen", fuhr er fort. „Was hältst du davon, wenn wir mal eine Woche oder so ans Meer fahren. Nur du und ich. Keine Geschwister, keine Arbeit und kein Stress, einfach nur Entspannung."

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 01, 2015 ⏰

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