Der Duft der Versuchung

Prolog

Nevio

Da war dieser Duft - Himbeere und Vanille. Vor ein paar Wochen kam er mir zum ersten Mal in die Nase und seitdem konnte ich ihn nie wieder vergessen. Doch so plötzlich wie er aufgetaucht war, so schnell verschwand er wieder. Dieser Duft macht mich verrückt, versetzt mich in Ekstase.

Heute nach so langer Zeit, stieg er mir wieder in die Nase und ohne zu zögern machte ich mich auf die Suche nach seiner Quelle. Dieser Duft erregt mich, löst in mir das Verlangen aus ihn besitzen zu wollen. Dieser Duft muss jeden Tag um mich herum sein.  

Mir war nicht klar was ich besitzen will.... bis ich DICH sah. Dort in mitten von Blumen und Kräutern kniest du - engelsgleich - im Licht der aufgehenden Morgensonne mit welligem weißblondem Haar, welches unordentlich zu einem Dutt hochgesteckt ist. Vertieft in deine Gedanken bemerktest Du nicht wie sich vereinzelte Strähnen gelöst hatten und mir die Sicht auf dein Gesicht verwehrten. 

DU bist dieser Duft. Diese Sinnliche Kombination - Himbeere und Vanille. Du bist das was ich begehre.  Das was mich seit unzähligen Nächten wach gehalten hat.

Noch nie zuvor hatte ich dich in meinem Reich gesehen und ich kenne mein Volk. Du bist keine von uns. An eine solche Schönheit würde ich mich gewiss erinnern. Wer bist du? Woher kommst du? Aber das Wichtigste, aus welchem Grund bist du zurückgekommen? So alleine in einem fremden Reich, tief im Wald auf einer Lichtung in mitten der Pflanzen. 

Ich entdecke nirgends ein Pferd. Bist du den ganzen Weg zu Fuß unterwegs gewesen? Die Grenzen zu den benachbarten Königreichen, sind mindestens ein oder zwei Fußmarsch-Tage entfernt.  Welche Besonderheit, dieser Ort auch hat, welche ich nicht zuerkennen vermag hat dich hierher zurück gebracht?

Mir ist es ein Rätsel, was eine junge wunderschöne Frau alleine im Wald verloren hat, ohne Angst um ihr Leben zu haben! Wieso kann ich bei dir keine Angst erkennen? Hier draußen so ganz alleine, um geben von Gefahren. Bist du dir dieser Tatsache überhaupt bewusst? Viele wilde Tiere wie Bären, Wölfe oder giftige Schlangen streifen durch die Wälder. Ganz zu schweigen von einer sehr seltene Art, um die sich nur Legenden ranken. Diese werden von Menschen seit Jahrhunderten von Generation zu Generation überliefert. 

Wenn ich dich so betrachte, weiß ich nicht ob du einfältig zu seien scheinst oder doch sehr mutig. Denn auch wenn es nur Legenden sind, die Menschen fürchten sich vor uns und keiner betritt dieses Reich freiwillig. Aus gutem Grund, da kein Mensch mehr lebend von hier zurückgekehrt ist. 

Mir ist egal wo du herkamst, ich werde DICH nie wieder dort hin zurückkehren lassen. Sei gewiss, bei mir wirst DU in Sicherheit sein. Ich werde alles dafür geben Dich zu beschützen, mein Eigentum. Aus diesem Grund bleibt dir keine andere Wahl als mit mir zukommen, denn dich gehen zulassen kommt nicht in Frage. Vor allem nachdem ich mich solange nach dir verzehrt habe, ohne überhaupt von dir zu wissen.

Mein Verlangen dich zu berühren wird immer größer, doch ich will diesen Moment, dich ganz ungestört zu beobachten, noch ein Weilchen länger genießen. Es scheint als wärst du in deine eigene kleine Welt abgetaucht, nimmst nichts und niemanden um dich herum wahr. Nur auf dein kleines Büchlein und die Pflanzen um dich herum fokussiert. Was schreibst Du da die ganze Zeit? Was fasziniert dich so sehr, dass alles andere nebensächlich geworden zu sein scheint.

Doch viel wichtiger wäre jetzt für mich zu wissen, ob oder wie viel du über die Existenz meiner Spezies bescheid weißt. Was ich dir zumuten kann, ohne dich zu verängstigen. Denn am Ende will ich, dass DU freiwillig bei mir bleibst. Schon bald werde ich Klarheit haben.