Aruna
-Gegenwart-
Meine Beine sind schwer, ich bin die ganze Nacht durch gelaufen um endlich an mein Zeil zukommen. Nach so viele Tagen des Aufstiegs und Wochen der Überlegung, bin ich endlich angekommen. Es ist noch dunkel und Nebel liegt über dem Wald, die Sonne wird erst in etwa einer Stunde aufgehen. Also werde ich erstmal am Rande der Lichtung mein Lager aufschlagen und mich bis Sonnenaufgang ausruhen.
Obwohl ich es immer noch nicht fassen kann, dass ich mein altes Leben hinter mir gelassen habe und jetzt hier bin. Ist es wirklich war. Oder?
Ich reibe mir die Augen, kneif mir sogar in den Arm. FUCK! Es ist wirklich kein Traum, ich bin wirklich hier. Wie lange hab ich auf diesen Moment gewartet. Wie oft habe ich davon geträumt und mich danach gesehnt hierher zurück zukommen.
Langsam geht die Sonne hinter den großen Bergen im Osten auf. Allmählich verschwindet der Nebel und die Lichtung erstreckt sich vor mir. Es sieht immer noch wie beim ersten Mal aus, einfach atemberaubend schön. Meine Haare steck ich einfach irgendwie zum Dutt nach oben. Suche in meinen Taschen nach meinem Equipment. Bücher, Stifte, Schlüsseln, usw., alles was ich brauchen könnte.
Doch erstmal werde ich mir ein Pflanzenkatalog erstellen, damit ich einen Überblick habe. Alle Pflanzen zeichnen und ihre Äußerlichen Merkmale notieren. Damit ich weiß womit ich arbeiten kann und was mir hier alles zur Verfügung steht. Ich starte am besten mit Pflanzen die ich schon kenne und arbeite mich dann Schritt für Schritt weiter vor.
In der Mitte der Lichtung hocke ich mich hin. Dort fiel mir als erstes eine Silberdistel ins Auge, mit ihren silbrig leuchtenden Hüllblättern. Sie gehört zur Gattung der Korbblütengewächse, wird für Mundspülungen oder Erkältungstees verwendet. Aber nur ihre Wurzeln...
***
In meinem Gesicht ein fettes Grinsen, ich bin so glücklich und überwältigt. Kann es einfach immer noch nicht ganz fassen, ich bin wirklich hier. An einem der schönsten Orte die ich je gesehen habe.
Die ganze Welt um mich herum verschwimmt, es gibt nur die Pflanzen, Bücher und mich. Keine Ahnung wie viel Zeit vergangen ist, die Sonne steht schon etwas höher über den Bergen, vielleicht so 2 Stunden, als ich auf einmal das Gefühl von Blicken auf mir spüre. Doch als ich aufschaue sehe ich nichts. Wahrscheinlich hab ich mich getäuscht. Doch ich werde dieses Gefühl nicht los, so als ob da jemand ist und mich beobachtet.
Nein, ich muss nachsehen gehen. Sonst kann ich mich nicht weiter konzentrieren. Irgendwas ist da am Rand der Lichtung hinter den Büschen, ich gehe einfach drauf zu. Wieso genau zu der Stelle weiß ich nicht, Intuition oder doch einfach nur Dummheit, etwas zieht mich genau dort hin.
Vor dem Schmetterlingsflieder bleibe ich stehen, versuche durch ihn hindurch in den Wald zuschauen. Stattdessen schaue ich in leuchtend rote Augen, sie ziehen mich vollkommen in ihren Bann. Ich habe noch nie solche umwerfenden Augen gesehen, ich....
Warte was! Augen! Plötzlich stolpere ich zurück, als ich realisiere was ich da gerade gesehen habe. Ich bewege mich immer schneller Rückwärts, will zu meinen Sachen. Als plötzlich ein großer gutgebauter Mann mit Sixpack auf die Lichtung tritt. Er sieht zu schön für diese Welt aus, ich kann meinen Blick nicht abwenden. Ich wollte doch.... Was wollte ich gerade machen?
Mein Blick schweift weiter nach unten und..... FUCK! Nackt, er ist komplett nackt. Ich habe noch nie einen so.. ähm...so gut bestückten Mann gesehen. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie einen Mann nackt gesehen. Bei diesem Anblick bleibe ich wie erstarrt stehen und schon steht der Typ direkt vor mir. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt und schnuppert an mir.
Schnuppert... was zur Hölle! Das ist doch nicht normal, wie aus dem nichts taucht dieser Mann auf. Oh mein Gott, wie lange er wohl schon da war und ich es einfach nicht mitbekommen habe. Ich muss was sagen, ihn wenigstens von mir wegstoßen. Platz zwischen uns schaffen, dass dieses benebelte Gefühl verschwindet. Ist es sein Duft welcher mich so benebelt, eine Mischung aus Sandelholz und Waldhonig, oder doch sein so göttlicher Körper. Ich bin zu nichts mehr im Stande, meine Gedanken sind ein einziges Wirrwarr.
Will ich wirklich Abstand zwischen uns? Oder soll ich die kleine noch existierende Lücke zwischen uns schließen? Weil irgendwas in mir will, dass ich ganz nah bei ihm bleibe. Fühlt sich zu diesem Fremden hingezogen. Da ist keine Angst oder Unwohlsein in mir, nur Neugier und... und etwas was ich nicht weiß was es ist. Keine Ahnung was mit mir los ist!
Unsere Blicke treffen sich wieder und seine leuchtend roten Augen lassen mich keine Sekunde unbeobachtet. Bei genauerer Betrachtung seines Gesichtes fällt mir sein pechschwarzen Harre, das kantige Kinn, die hohen Wangenknochen und eine Narbe in der rechten Augenbraue auf. Wie in Trance fahre ich mit meinem Zeigefinger über sie, mir stockt der Atem, als er plötzlich mein Handgelenk greift.
" Was tust du da?"
Eine Gänsehaut breitet sich über meinen Körper aus, als ich den Klang seiner rauen tiefen Stimme vernehme. Dieser Mann kann nicht aus dieser Welt sein. Wie kann man so attraktiv aussehen und dazu noch so eine Stimme besitzen. Alles an ihm scheint perfekt zu sein. Kann jemand wirklich so perfekt sein?
"Ehm. Ich... ich weiß nicht, ich konnte mich nicht zurückhalten. Tut mir leid." Oh man Aruna, was ist nur los mit dir. Du bist doch sonst auch nicht so Wort karg und eingeschüchtert. Selbst meine Kniee sind leicht am zittern und ich hoffe inständig, dass sie jetzt nicht nachgeben.
"Ein Mädchen sollte hier nicht so alleine sein, diese Gegend ist nicht die beste für jemanden wie Dich. Überall lauern Gefahren und wilde Tiere treiben sich herum. Du solltest in Begleitung eines starken Manns sein."
Mit einem Mal, ist mein Verstand wieder klar und meine Beine komplett durchgedrückt. Wie bitte? Das soll doch wohl ein Witz sein. Als ob ich mich nicht selbst verteidigen könnte. Was bildet dieser Schönling sich ein. Der kennt mich doch nicht mal oder weiß irgendwas von mir. Natürlich kann ich mich selbst verteidigen, zu mindestens ein wenig. Aber meine Zweifel an mir selbst muss er ja nicht wissen!
"Lass mich los. Ich kann sehr wohl selbst auf mich aufpassen", entgegne ich schnippig. Mit meiner freien Hand schlage ich auf seine steinharte Brust. Von ihm kommt nur ein kichern, über meinen scheinbar erbärmlichen Versuch mich von ihm zu lösen. In meiner Wut darüber hebe ich mein Knie und treffe damit voll in sein bestes Stück.
Doch sein Griff versteift sich darauf nur mehr als zuvor. Ich reiße und zerrte an meinem Arm, versuchte immer wieder mit dem Fuß nach ihm zutreten, damit der mich endlich loslässt. Vergeblich, ich habe einfach nicht die Kraft gegen ihn.
Mein Gezappel und Getrampel scheint ihn zu verärgern. Sein Gesicht verfinstert sich, wobei er seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen kneift.
"Ich wollte es auf die nette Art versuchen, aber jetzt hast du es übertrieben!", bei diesen Worten quoll Rauch aus seiner Nase.
In einer Sekunde auf die andere stand auf einmal nicht mehr der attraktive Mann vor mir sondern ein riesiger Drache. Mit blutroten Augen, langen Klauen und schwarzen Schuppen, welche jede einzelne aussah als ob ein sechsstrahliger Stern auf ihnen abgebildet ist.
Ich fiel und landete auf meinem Arsch, wieder einmal unfähig mich zubewegen. Drachen gibt es doch gar nicht, nur in den alten Geschichten welche mir meine Großmutter immer erzählte als ich klein war. Doch damals glaubte ich nie daran, dass in den Geschichten ein Fünkchen Wahrheit lag. Es waren doch nur alte Legenden, aber anscheinend ja doch nicht.
Auf einmal legte sich ein langer schuppiger Schwanz um meine Taille. Sowie dies geschah befand ich mich auch schon in der Luft und alles um mich herum wurde schwarz.
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Der Duft der Versuchung
FantasyPflanzen und Heilkräuter sind alles worum sich meine Welt dreht. Für mich gibt es nichts erfüllenderes als Menschen zu helfen und sie zu heilen. Bis ich eines Tages eine Lichtung betrat und diese mich im eine neue Herausforderung katapultierte. Den...