Until my last breath

Zuhause

Zuhause angekommen empfängt uns meine Mutter mit einem gleichgültigen: "Da bist du ja Amalia. Geh dein Zimmer aufräumen und bring den Müll raus, es stinkt bestialisch da drin." Ach ja.. herzlich wie immer.
"Hallo Scarlett... Wie geht's dir? Mir geht's gut, danke der Nachfrage. Ich wurde gerade aus dem Krankenhaus entlassen, aber mach dir keine Sorgen, alles ist gut."

Früher hatte sich Emma gewundert, warum ich meine Mutter beim Vornamen nannte, aber irgendwann hatte ich ihr erklärt, dass ich adoptiert bin und sie dementsprechend nicht wirklich meine Mutter ist. Ich komme eigentlich ganz gut mit ihr klar, aber manchmal (wie heute) vergisst sie ihre Mütterlichkeit ein wenig. Dann nenne ich sie beim Vornamen. Ganz früher hatte ich das gemacht um ihr zu zeigen, dass sie niemals meine Mutter ersetzen könne, aber inzwischen tat ich es um sie daran zu erinnern, dass sie meine Mutter war.

Jedenfalls bleibt Scarlett nun stehen und dreht sich zu uns. Sie bemerkt erst jetzt, dass ich nicht allein war. "Oh hallo Emma", sagt sie etwas verlegen. Ihr Blick schwenkt zu mir und ich sehe die Sorge in ihren Augen.
"Tut mir leid, Lia..." entschuldigt sie sich und fragt dann "warum warst du im Krankenhaus? Und warum hast du nicht bescheid gesagt? Ich hätte euch abgeholt. Ihr müsst da draußen ja halb erfroren sein."

Als wäre das ihr Stichwort zieht Emma ihre Jacke aus, hängt sie über den Haken und stiefelt in die Küche.

Ich ziehe ebenfalls meine Jacke aus und will ihr hinterher laufen, aber meine Mutter nimmt mich sanft am Arm und wispert "hat es einen besonderen Grund, dass du sie am Valentinstag mit nach Hause bringst?" Sie grinst mich verschwörerisch an und ich werde rot.

Wir haben nie über das Thema geredet. Ich hatte immer Angst davor gehabt mich zu outen, weil ich nicht wusste wie sie reagieren würden. Aber in diesem Moment vergaß ich warum ich mir je groß darüber Gedanken gemacht hatte. Also sage ich "also.. Es lief zwar nicht ganz nach Plan, aber sie ist meine Freundin."
Meine Mutter umarmt mich und flüsterte mir ins Ohr "ich freu mich für dich. Und unter uns: guter Fang!"

Ich löse mich aus ihren Armen und zischen "omg mum!"
Sie lacht und geht dann die Treppe hoch. Ich schaue ihr kurz nach und gehe dann zu Emma in die Küche.