Missmutig blähte ich meine Wangen auf und atmete stockend aus, während ich versuchte das angeregte Gespräch um mich herum auszublenden. Mein Dad hatte mich mit dem Versprechen, einen Abend wie in alten Zeiten zu verbringen, in eine Bar am Rande von Hawkins geschleppt. Früher hatte ich diese Abende geliebt, doch hier war alles anders. Dies war nicht San Diego, Harry war nicht hier und Mom und Dad konnten sich nicht einmal mehr in die Augen schauen.
Schroff wischte die Hand des Blonden neben mir weg, die sich soeben auf meinen Oberschenkel gelegt hatte, erhob mich ruckartig und presste durch zusammengebissene Zähne eine kurze Entschuldigung heraus, bevor ich mich übereilt umdrehte und durch die Menschen hindurch zum Ausgang stolperte.
Als Dad vorgeschlagen hatte unsere Freitag Abend Tradition wiederzubeleben und ein paar Bands anzuhören während wir Kinder Cola trinken durften, weil Mom es nicht mitbekam, hatte er wohl ganz zufällig vergessen, dass er seinen Kollegen mitsamt Sohn in meinem Alter eingeladen hatte. Ich konnte es ihm nichtmal übel nehmen, schließlich wollte er nur, dass ich mich gut einlebte und schnell Freunde in meinem Alter fand.
Diesen überheblichen Schnösel würde ich aber mit großer Wahrscheinlichkeit niemals zu meinen engeren Freunden zählen. Jason war allenfalls jemand mit dem man über oberflächliche Dinge reden oder ab und zu auf einer Party verschwinden konnte, für tiefgründigere Gespräche war er allein aufgrund unserer Interessenskonflikte ein mehr als ungeeigneter Partner.Draußen angekommen zog ich eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug aus der Tasche meiner Lederjacke, ließ meinen Blick umher gleiten und versuchte all die neuen Eindrücke aufzunehmen.
Das Feuerzeug in meiner Hand hatte Harry gehört bevor er verschwand. Es war eines der Dinge das ich hatte mitnehmen können, ohne dass Mom es bemerkt hätte. Als sie Harrys Teddy einmal nicht wie sonst auf der grauen Tagesdecke im Zimmer meines großen Bruders vorgefunden hatte, hatte sie getobt und war daraufhin in Tränen ausgebrochen. Sie bestand darauf nichts zu verändern, damit alles an dem Platz blieb an dem er es zurückgelassen hatte. Sie wollte noch nicht aufgegeben und hielt sich wie besessen an der Hoffnung fest, er würde eines Tages unbeschadet wieder auftauchen, doch es waren sechs Monate ohne ein Lebenszeichen vergangen und die Ehe meiner Eltern zerbrach.
Abwesend nahm ich einen tiefen Zug und strich über das fein gestochene Tattoo seines Geburtsdatums auf meinem Unterarm. Bei der Erinnerung daran wie ich am Abend vor dem Umzug heimlich in sein Zimmer geschlichen war um das Feuerzeug aus einer Schublade seines Schreibtisches zu klauen und sein Lieblings T-shirt mitzunehmen, schlich sich ein trauriges Lächeln auf meine Lippen.
Ein schwarzer Van rollte in mein Sichtfeld, wurde langsamer und fuhr auf den Parkplatz der Bar, wo er in der Nähe des Eingangs zum stehen kam. Der Motor wurde abgestellt und die Fahrertür schnappte auf. Heraus stieg ein Typ der in meinem Alter sein musste, vielleicht ein, zwei Jahre älter. Seine dunklen, welligen Haare fielen ihm lang über seine mit Pins und Patches bedeckte Jeansweste.
Außer ihm stiegen noch drei weitere Personen aus dem Auto. Er öffnete den Kofferraum, griff nach einer schwarzen Gitarre die er schulterte und tastete seine Hosentaschen ab.Noch hatten sie mich nicht bemerkt.
Er zog ebenfalls eine Schachtel Zigaretten hervor, sah auf und öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder als seine schwarz umrandeten Augen auf meine trafen. Er drehte sich um, sagte etwas, das ich aufgrund der Entfernung nicht verstehen konnte, warf einem seiner Freunde den Autoschlüssel zu und öffnete die Schachtel um eine Zigarette herauszuziehen während er sich in Bewegung setzte.
Er kam direkt auf mich zu und blieb schließlich etwa einen halben Meter vor mir stehen.
„Uhm, hi! Hast du vielleicht Feuer?", fragte er charmant und hob zur Verdeutlichung seiner Frage die Zigarette in seiner linken Hand hoch.
„Klar.", lächelte ich und kramte in meiner Tasche nach einem Feuerzeug, das ich ihm, ohne genau darauf zu achten welches ich gegriffen hatte, übergab.
„Ich bin übrigens Eddie."
„Layla.", antwortete ich knapp während ich ihn noch immer ansah. Ich bemerkte nicht wie er das Feuerzeug in seiner Hand drehte und genauer betrachtete.
„Du kommst nicht aus dieser Gegend.", stellte er fest. „Jemand wie du wäre mir schon früher aufgefallen."
Hinter mir ging die Tür auf, ich drehte mich um und erkannte Jason der nun mit angespanntem Gesichtsausdruck auf uns zukam nachdem er die Person neben mir registrierte.
„Also dann Layla, man sieht sich.", grinste er und übergab mir mit einem Zwinkern das Feuerzeug.
Verwirrt blickte ich auf das Feuerzeug in meinen Händen und-FUCK
„If you wanna fuck, smile when you give this lighter back"
Oh nein, das durfte doch nicht wahr sein! Innerlich verfluchte ich mich für meine Unachtsamkeit und meine bescheuerten Freunde die mir dieses doofe Feuerzeug überhaupt geschenkt hatten.
„Hey, ist alles in Ordnung?", wollte Jason wissen als er schließlich neben mir stand und mir sanft eine Hand auf die Schulter legte. Hastig steckte ich das Feuerzeug in meine Tasche.
„Ja klar, alles super."
„Gut, halt dich bloß von dem Freak fern."
Er heißt Eddie, dachte ich.
„Was wollte der überhaupt von dir?"
Ich zuckte bloß mit den Schultern, worauf Jason den Kopf schüttelte.
„Gehen wir wieder rein?", ich nickte.
Als er mir die Tür aufhielt drehte ich mich nochmal nach Eddie um und sah dass sein Blick immernoch auf mir lag. Er zwinkerte mir erneut zu und ich lächelte ihm nun selbstbewusster als zuvor zu, dann ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen.
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Smile if you wanna fuck | Eddie Munson
Fanfiction„If you wanna fuck, smile when you give this lighter back" Oder wie alles mit einem Feuerzeug begann. *** Vor dem Umzug nach Hawkins war Laylas Leben bestenfalls mittelmäßig beschissen, doch schon bald s...