Gerade als ich im Begriff war meinen Slip wieder anzuziehen, überlegte ich es mir anders und ließ ihn unauffällig in meine Jackentasche gleiten und zupfte meinen Rock zurecht, um ihn anschließend glatt zu streichen. Ich half Jason seine zerzausten Haare zu richten und kommentierte das Ergebnis mit einem: "So gut wie neu."Er nahm meine Hand und führte mich wie auch auf dem Hinweg an der Bühne vorbei, mit dem Unterschied dass Corroded Coffin nun nicht mehr spielte, sondern abbaute. Eddies Gitarrenkasten lag offen direkt am Rand der Bühne sodass ich, ohne dass es jemand bemerkte, meine Hand aus der Jackentasche zog und in einer flüssigen Bewegung meine Unterwäsche auf den schwarzen Satin im Inneren des Koffers fallen lassen konnte.
Zurück am Tisch schob meine Vater mir eine Schüssel mit Erdnüssen zu und begann damit Jason auszufragen wo wir denn gewesen wären.
***
Am nächsten Morgen brachte mein Vater mich zur Schule und verabschiedete sich mit dem Versprechen am Abend Pizza zu bestellen. Vielleicht war ein neuer Anfang ja doch nicht so übel, jedenfalls hatte ich das vorhin mit größtmöglicher Überzeugung zu meinem Spiegelbild gesagt als ich mich im Bad fertig machte. Kaum stieg ich aus dem Auto, steckte ich mir einen meiner Kopfhörer ins Ohr und hielt Ausschau nach vertrauten Gesichtern. Als Jason mir von hinten ein leises "Buh" ins Ohr flüsterte zuckte ich erst kurz zusammen und drehte mich dann mit einem breiten Grinsen auf den Lippen um.
Er legte mir lässig einen Arm um die Schultern und führte mich zu einer Gruppe hinüber während er mit seinem Kaugummi eine Blase formte und diese geräuschvoll platzen ließ.
Ein Mädchen in Cheerleading Uniform winkte uns freudig zu und griff beherzt nach meinen Händen um mir aufgeregt ihren Namen mitzuteilen. Mir war direkt klar, dass ich Chrissy mochte, sie erinnerte mich an eine meiner besten Freundinnen aus der Middleschool.Ich hörte zuschnappende Autotüren und spürte daraufhin einen brennenden Blick in meinem Rücken, deutlicher als bei all den anderen Augenpaaren die auf mir lagen. Ich drehte meinen Kopf, um über meine linke Schulter nach hinten zu sehen, dabei streiften meine Haare Jason's Wange. Im Augenwinkel erkannte ich dass er seine Hand hob und spürte wie er meine Haare vorsichtig hinter mein Ohr strich und seine Hand kurz zart über meine Wange fuhr. Eddie trug wieder die gleiche Weste wie gestern, jedoch über einem anderen Shirt. Es hatte lange schwarze Ärmel und in der Mitte prangte das Logo des "Hellfire Clubs".
Noch bevor ich mir großartig Gedanken darüber machen konnte was genau dieser Hellfire Club sein könnte, wurde ich durch ein leises Lachen neben mir aus meiner Trance gerissen und mein Blick sprang zu seinem Gesicht. Sein Blick war durchdringend und unfassbar intensiv und ich merkte wie mir warm wurde und ein aufregendes Kribbeln in meinem Brustkorb erwachte.Ich mochte dieses Gefühl. Ich nahm mit großer Zufriedenheit wahr wie sein Blick sich verdunkelte als ich mich weiter in Jason's Umarmung lehnte, ich mochte es zu spielen.
Eine weitere Autotür öffnete sich.
Ein rothaariges Mädchen stieg aus und verabschiedete sich mit einem warmen Lächeln von ihm. Da ich spürte wie meine Gesichtszüge einfroren wandte ich mich ab bevor sie vollends entgleisen konnten und gab mein bestes mir nichts anmerken zu lassen."Oder Layla?", unterbrach Jason's muntere Stimme mein Gedankenchaos.
Fragend sah ich zu ihm auf, seine Mundwinkel zuckten leicht amüsiert.
"Ich wollte nur wissen, ob du am Freitag dabei bist.", fragte er und sah mich liebevoll an. Vielleicht, ganz vielleicht, hatte ich mich geirrt und er war doch nicht so oberflächlich und machohaft wie er gern vorgab. Schüchtern lächelte ich zurück: "klar."
In diesem Moment war ich meinem Vater unglaublich dankbar, dass ich durch Jason bereits gestern Abend jemanden kennengelernt hatte und nun nicht allein durch diesen Schultag musste.Die ersten beiden Unterrichtsstunden verbrachte ich mit Jason und Chrissy im Matheunterricht, anschließend hatte ich Biologie und musste mich schweren Herzens von den beiden verabschieden. Tief durchatmend betrat ich den Raum, ließ mich auf einem beliebigen Platz in der letzten Reihe nieder und zog mein Notizbuch aus der Tasche.
Mein Versuch, mich unsichtbar zu machen, scheiterte allerdings schon nach wenigen Momenten innerer Ruhe, da ein schwarzer Rucksack mit Aufnähern und Pins lautstark auf dem Tisch neben mir landete. Als sich dann auch noch eine beringte Hand in mein Sichtfeld schob, um den Stuhl zu meiner Rechten zurückzuziehen besserte sich meine Laune allerdings augenblicklich."Ich mochte die Songs die ihr gestern gespielt habt, waren die selbst geschrieben?"
Mein Kinn stütze ich auf meine Handinnenfläche und beobachtete aufmerksam wie sich ein schmutziges Grinsen auf seine Lippen legte.
"Ach du hattest auch Zeit uns spielen zu hören? Hatte irgendwie den Eindruck du wärst zu beschäftigt gewesen..."
Augenblicklich erhitzten sich meine Wangen und ich wich seinen braunen Augen aus, jedes bisschen Selbstbewusstsein schien wie weggeblasen sobald er mich ansah.
"Ein paar waren von Metallica und anderen "satanistischen" Bands von denen du bestimmt noch nie gehört hast. Ein paar waren tatsächlich von uns.", fuhr er unbekümmert fort und umrahmte "satanistischen" beiläufig durch eine Geste mit seinen Händen in der Luft, er machte sich über mich lustig."Das war die größte Beleidigung überhaupt, außerdem, du wagst es WASP als satanistisch zu bezeichnen? Und du nennst dich Metal Fan?", machte ich meinem nun entstandenen Unmut empört Luft.
"Achso und du bist auf einmal Expertin in Sachen Satanismus?"
"Nein, aber in Sachen Metal. Und eventuell kenne ich mich doch ein Wenig mit Satanismus aus."
Für einen kurzen Moment sah er mich erstaunt an, wobei sein Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde etwas an Farbe verlor, bevor wir zeitgleich losprusteten."Echt jetzt?", wollte er schließlich wissen.
"Klar hab mal ein Buch drüber gelesen, war eigentlich ganz interessant... Der Teil mit den Opfergaben ist in fast allen Fällen falsch, Satanismus ist eigentlich total friedlich-"
"Halt stop, warte mal. Eigentlich meinte ich den Part indem du dich als Metal Fan geoutet hast.", unterbrach er mich halb lachend.
"Natürlich, warum würde ich sonst an einem Sonntag Abend eine Open Rock und Metal Stage im Hideout besuchen?."
"Du warst nicht allein dort.", erinnerte er mich.
"Ach und Jason sieht aus als würde er Metal hören?", und schon wieder mussten wir beide losprusten.
"Na du ja auch nicht wirklich."
"Entschuldigung? Wie zur Hölle sieht denn bitte ein typischer Metal Fan aus?", empörte ich mich, woraufhin Eddie mit Unschuldsmine einen Zeigefinger auf seine eigene Brust richtete und ich nur mit den Augen rollen konnte.Bevor ich allerdings noch etwas entgegnen konnte, betrat eine junge, nett aussehende Lehrerin den Raum und begann nach einer knappen Begrüßung mit dem Unterricht.
Ein vorsichtiges Stupsen gegen meinen Oberarm machte mich auf einen zerknitterten Zettel aufmerksam, der soeben auf meine Seite des Tisches geschoben wurde.Lieblingsband?
Slayer und Megadeath, schrieb ich und antwortete mit einer Gegenfrage:
Wer ist das Mädchen, das mit dir zur Schule gekommen ist?
Ich wusste nicht was mich dazu verleitet hatte, doch ich musste fragen, seit heute morgen brannte es mir unter den Fingernägeln ihre Identität herauszufinden. Neben mir ertönte ein amüsiertes Schnauben, das ich konsequent ignorierte und dem Unterricht weiter folgte, als sei das Quietschen der Kreide auf der staubigen grünen Tafel das Spannendste, was ich seit langem erlebt hatte.
Wieder ein Tippen an meinem Arm.
Das wüsstest du wohl gern, was?
So eine Frechheit. Genervt schob ich das Blatt zurück, ohne eine Antwort aufzuschreiben, der Typ hatte eine echte Sauklaue. Ein seufzen und ein paar kratzende Bleistiftstriche später erhielt ich dann allerdings doch noch eine Antwort.
Max ist meine Nachbarin. Und dein Musikgeschmack scheint gar nicht so übel zu sein.
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Smile if you wanna fuck | Eddie Munson
Fanfiction„If you wanna fuck, smile when you give this lighter back" Oder wie alles mit einem Feuerzeug begann. *** Vor dem Umzug nach Hawkins war Laylas Leben bestenfalls mittelmäßig beschissen, doch schon bald s...