Es klingelte zur Pause und Eddie sah mich auffordernd an: "Kommst du mit zum Sportplatz?", als ich ihn daraufhin nur fragend ansah fügte er hinzu: "Rauchen?"
Eigentlich hatte ich Jason versprochen, ihn und Chrissy in der Mittagspause in der Cafeteria zu treffen, um den Rest ihrer Freunde kennenzulernen, allerdings konnte ich mir aktuell wirklich Angenehmeres vorstellen, als 20 Cheerleadern und Basketballspielern die Hände zu schütteln, also nickte ich nur zustimmend und schulterte meine Tasche um ihm zu folgen.
Mit "Sportplatz", musste ich bald feststellen, hatte er keineswegs das Footballfeld mitsamt Aschebahn unserer Schule gemeint, sondern das Waldstück direkt dahinter. Sein Ziel lag noch einige Meter jenseits des Waldrandes, mitten auf einer kleinen Lichtung, die zu dieser Tageszeit in das warme Licht der einfallenden Mittagssonne getaucht war.Sein Rucksack landete unachtsam in dem ersten bunten Laub, das sich zu dieser Jahreszeit begann am Waldboden zu sammeln. "Hier komme ich her wenn ich meine Ruhe haben will.", sagte Eddie während er sich auf die Bank eines etwas in die Jahre gekommen aussehenden Picknicktisch fallen ließ.
"Ist ganz nett hier."
"Ich weiß.", grinste er und lehnte sich auf seine Ellenbogen gestützt ein Stück nach hinten, um seinen Kopf in den Nacken zu legen.
Ich setze mich auf die Tischplatte, platzierte meine Füße schulterbreit auf der Bank direkt neben seinem Oberschenkel und zündete eine Zigarette an. Durch das helle Sonnenlicht sah er bei dem Klicken des Feuerzeuges geblendet zu mir auf. "Darf ich mir das nochmal ausleihen?"
Und schon wieder wurde mir unerträglich heiß als ich an die Ereignisse des vergangenen Abends erinnert wurde. Ich hasste es aus der Fassung gebracht zu werden, viel schlimmer fand ich allerdings, dass es immer ausgerechnet vor ihm war, dass er diese Wirkung auf mich hatte."Nope, sorry. Normalerweise meine ich es so, wenn ich dieses Feuerzeug an jemanden verleihe, das gestern war ein Versehen".
"Alles klar.", schneller als ich gucken konnte hatte er mir die Zigarette aus der Hand genommen und nahm selbst einen tiefen Zug, bevor er sie lachend außerhalb meiner Reichweite hielt. Mein empörtes "Eyyyy", quittierte er mit einem zufriedenen Grinsen.
"Hat Jason das Feuerzeug eigentlich auch gehabt? Wusste gar nicht, dass er raucht.", peinlich berührt schlug ich ihm gegen den Arm und Verbarg mein Gesicht in meinen Händen woraufhin er nur aus vollem Halse lachte. Womit hatte ich dass bloß verdient und vor allem: wo zur Hölle war meine Schlagfertigkeit, wenn ich sie brauchte?"Ach und im übrigen, danke für das Höschen, ich werds mir aufhängen."
Bitte töte mich.
***
Der Rest der Woche verging wie im Flug, wie ich am frühen Freitag Abend vor dem Spiegel in meinem Badezimmer feststellen musste, in dem ich mich betrachtete, während ich mich fertig machte. In Kürze müsste ich los, wenn mich nicht zu spät zu Jason's Spiel kommen wollte. Chrissy würde auch da sein und gemeinsam mit den anderen Cheerleadern vor und während des Spiels für Stimmung sorgen. Von unten hörte ich bereits die Stimme meines Vaters, der nach mir rief, da er mich auf dem Weg zu einem Arbeitskollegen an der Schule absetzen würde.
Die Flure waren bereits wie leergefegt als ich ankam und nur aus der Ferne drangen die Gedämpfte Musik und Jubelschreie aus der Turnhalle durch das verlassene Gebäude.
Aufgebrachte Schreie ließen mich zusammenzucken und herumfahren, sie kamen aus der entgegengesetzten Richtung, vom anderen Ende des Ganges. Meine Neugier siegte und ich ignorierte die Tatsache, dass das Spiel jeden Augenblick beginnen musste. Dem aufgebrachten Stimmengewirr folgend, kam ich schließlich vor einem der Clubräume zum Stehen, die sich in diesem Teil der Schule befanden. Auf der Tür stand in großen schwarzen Buchstaben und mitsamt des Logos, das ich bereits von Eddies T-shirt kannte, "HELLFIRE CLUB".Ok, nun wusste ich also endlich, dass es sich dabei anscheinend um etwas weniger kontroverses handeln musste, als der Name es vermuten ließ, wenn sogar die Schule genehmigt hatte ihnen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Die Woche über hatte er das Shirt nicht mehr getragen und auch sonst kam das Thema nicht auf, weshalb ich bislang im Dunkeln tappte und nur vermuten konnte, was genau dieser Club sich widmete.
Nun war Eddies Stimme zu hören. Er versuchte offenbar die aufwallende Diskussion zu schlichten und sprach mit unheilvoller Stimme: "Ihm fehlt nicht nur sein linker Arm, sondern auch sein linkes Auge!", wobei er zum Ende hin lauter wurde, ein Raunen ging durch die Runde. Etwas verwirrt stieß ich mich vom Türrahmen ab und machte mich auf den Weg zum Spiel, ich konnte Eddie auch später noch fragen, was es mit dem Club und dem Einarmigen auf sich hatte.
Zu meiner Überraschung war das Spiel sogar ziemlich spannend, obwohl ich mich ansonsten nicht wirklich für Basketball begeistern konnte. Doch die Tatsache dass Chrissy mich immer wieder freudestrahlend anblickte und Jason der Teamcaptain war. Die Zeit auf der Anzeigetafel lief ab und ich erhob mich jubelnd und pfeifend zusammen mit den anderen Tigers Fans. Jason lächelte stolz und kam auf mich zu gejoggt.
Ich lehnte mich über die Bande der ersten Reihe und hielt ihm auffordernd meine Hände hin, damit er einschlagen konnte. Dies tat er strahlend, griff dann in meinen Nacken und überrumpelte mich mit einem kurzen Kuss, bevor er sich nach einem Wimpernschlag wieder löste und man den Rest des Teams grölen hören konnte. Verdattert stand ich da und bemerkte gerade noch wie er sich im zurück laufen nochmal umdrehte, um mir zuzuzwinkern und dann schließlich auch den Rest der Mannschaft abklatsche.
Es hatte sich nicht schlecht angefühlt und ehrlich gesagt genoss ich es, dass mir jemand Aufmerksamkeit schenkte. Schon zu lange war es her, dass ich mich das letzte Mal so wirklich begehrenswert gefühlt hatte.
Also beschloss ich, dass es in Ordnung war und erlaubte mir, zurück zu lächeln.
Das einzige was mich an dieser Situation störte war, dass ich erneut Kontrolle angab und mich verwundbar."Nicht alle Menschen wollen dir weh tun.", erinnerte ich mich selbst. Ein paar schlechte Erfahrungen spiegelten nicht alle Menschen wieder. Um überhaupt die Chance darauf zu haben, irgendwann glücklich werden zu können, musste ich die Nähe anderer Menschen zulassen, auch wenn ich mich somit verletzbar machte.
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Smile if you wanna fuck | Eddie Munson
Fanfiction„If you wanna fuck, smile when you give this lighter back" Oder wie alles mit einem Feuerzeug begann. *** Vor dem Umzug nach Hawkins war Laylas Leben bestenfalls mittelmäßig beschissen, doch schon bald s...