Kapitel 5 - Viola

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Sonnenstrahlen erhellten meinen einzigen, sicheren Zufluchtsort und kitzelten mich sanft. Lange hatten mir meine Gedanken den gewünschten Schlaf verwehrt, kreisten sie immer wieder um diesen einen Mann. Seine warmen braunen Augen, die mich schier in ihren Bann zogen, hatten sich in meinem Kopf eingebrannt, ebenso jede einzelne dunkle Linie auf seinem Körper. Seine Tattoos ließen ihn noch dunkler erscheinen und passten perfekt zu ihm. Resigniert stieß ich die angestaute Luft in meinen Lungen aus und wollte einfach nur vergessen. Nicht auszumalen, wenn er mitbekam, an wen ich dachte. Auf der anderen Seite, wie sollte er das rausfinden? Er konnte sich zwar in mein Leben einmischen, mir vorschreiben was ich wie zu tun hatte, aber in meinen Kopf und auf meine Gedanken hatte er keinen Einfluss. Zumindest war es mir nicht bewusst. Dennoch musste ich den Typen der Nacht vergessen oder wenigstens verdrängen.

Heute stand eine neue bevor, eine erneute Show, neue Opfer. So sehr ich es auch genoss begehrt zu werden, so sehr verabscheute ich es, keine Wahl zu haben. Seufzend stand ich nun doch endlich auf und legte mir wie schon in der Nacht meinen seidenen Morgenmantel über die Schultern und richtete mich auf. Keine Schwäche wollte ich zeigen, und so begab ich mich mit gestraften Schultern und selbstsicheren Gang in meine Küche, und wusste sofort, dass er mich beobachtete. Meine Füße fanden ihren Weg zur Kaffeemaschine, in welcher bereits frischer Kaffee auf mich wartete, wie jeden Tag. Ich hatte schon lange aufgegeben nachzufragen, wer hier in meinen Gemächern rumschlich und fand mich einfach mit der Tatsache ab, dass sobald ich aufstand, der Kaffee fertig war, mein Kühlschrank täglich mit frischem Obst und Gemüse gefüllt wurde oder im Bad neue Rasierer, Öle, Shampoos, usw. vorzufinden waren. Ebenso wurde mir meine Garderobe vorgegeben. Wie lange ich dieses Objekt nicht mehr verlassen hatte, wusste ich schon gar nicht mehr. Und mit jedem weiteren Tag hier drin, vergaß ich, wie es war. Das Leben vor ihm.

Bereits das zweite Mal an diesem Morgen schüttelte ich ergeben den Kopf und fand mich einfach mit der Situation ab. Was sollte ich anderes tun? In den ersten Jahren hier hatte ich mir jeden möglichen Fluchtplan überlegt, ausgemalt und versucht auszuführen und jedes einzelne Mal war die Bestrafung heftiger. Ich lernte den Schmerz zu genießen, freundete mich mit dem Gedanken der zur Verfügung gestellten Macht an und machte diesen Club zu etwas besonderem. Jahre vergingen und ich wurde gierig, nach der Aufmerksamkeit der Geschlechter, die sich danach verzehrten meine nächsten Opfer der Nacht zu werden. Dass er mich zu dieser Frau machte, konnte ich erst nach einigen Monaten verdrängen und konzentrierte mich nur noch darauf mein Baby zu etablieren und voran zu bringen. Dieser Verdrängungsmechnismus bewirkte auch, dass ich mich kaum daran erinnern konnte, wie alles begonnen hatte. Das einzige was ich wusste, war, dass ich ihn noch niemals zu Gesicht bekommen hatte, meine Strafen wurden durch seine Angestellten ausgeführt. Wie viele Schwänze ich als Strafe lutschen musste und dabei fast erbrach, war mir beim besten Willen nicht mehr klar und auch wie oft sie mich folterten, konnte ich nicht benennen. Und wollte es auch gar nicht. Würde ich darüber nachdenken, wäre es mir unmöglich weiterzumachen. Er hatte mich mit diesen Strafen brechen wollen und ich war nicht weit davon entfernt aufzugeben. Alles was ich wusste, dass es ihm gefiel mich zu quälen und mir dabei zu zusehen, wie ich vor Geilheit und Schmerzen das Gesicht verzog. Denn genau das ließ er mich wissen. Jede Nacht teilte er mir mit, wie sehr er genoss, mich zu beobachten und schenkte mir dafür diese tollen Masken, die mich hier nun mal ausmachten. Mancher Mensch würde ihn und ebenso mich, , als widerwärtig ansehen und genau das war es auch. Nur fiel mir keine andere Möglichkeit ein, dass alles hier zu überstehen.

Ein Vibrieren auf der Theke holte mich endlich aus dem Strudel dieser Gedanken heraus und so langsam wie möglich schritt ich den kleinen Abstand bis ich es greifen konnte. Nur wenige Personen hatten diese Nummer, und nur eine schrieb SMS. Der Ekel übermannte mich schon allein bei der Vorstellung daran, was er von mir wollen könnte. Mit leicht zitternden Fingern, die ich in all der Zeit einfach nicht ablegen konnte, entsperrte ich den Bildschirm und öffnete die SMS:

Königin der Nacht - Leseprobe!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt