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Am dunklen Himmel schien nur ein Licht: Der Mond. Wie eine große, sichelförmige Laterne ergoss sich sein warmes Licht über die Wüste. Sein Schein war in einem hellen gelb, während die Nacht wie ein blaues Zelt über die Welt ragte.

Plötzlich wackelte der Mond, dann sackte er ein Stück herab. Mit einem weiteren Ruck wurde er an einer unscheinbaren Schnur nach unten gezogen.

Das Licht berührte nun den Boden, wo ein kleiner Junge langsam sichtbar wurde. Seine Augen funkelten und er hatte vor Anstrengung die Zungenspitze rausgestreckt. Er zog an der Schnur, als wäre der Mond ein Ballon. Dann noch einmal. Mit viel Kraft mühte er sich ab, um den großen Himmelskörper auf die Erde zu holen. Je tiefer der Mond sank, desto weniger strahlte er, bis er erlosch und sich im Sand schlafen legte.

Der Junge war klein, vielleicht neun Jahre alt. Sein Name war Aliko und er hatte eine besondere Aufgabe. Er schob seine Mütze beiseite und strich sich die Locken aus dem Gesicht, bevor er in seiner Latzhose nach dem Haken suchte. Wie jeden Morgen befestigte er den Mond damit am Anker, welcher verlassen in der Wüste lag.

Aliko lächelte und blickte in den Himmel. Er war gerade rechtzeitig, denn die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich über den Horizont. Auf dem Boden war der Mond sicher. Wenn er ihn nicht runterholen und retten würde, würde seine Licht-Magie in den hellen Strahlen der Sonne vergehen.

Das war seine Aufgabe. Er war der kleine Wächter des Mondes.

Aliko überprüfte die Befestigung des Mond-Ballons, schob seine Hände in die Taschen und schlenderte im anbrechenden Tag davon.

Mondkipferl 🌙 (Kurzgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt