7. 🌙🌙🌙

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Aliko würde den kleinen Mondkipferl am Himmel beschützen. Er war der Wächter.

Als er am nächsten Morgen zeitig wiederkehrte, dieses Mal ohne seinen Großvater, saßen überraschenderweise die Lunarier im Sand und blickten zum Mond. Normalerweise verschwanden sie, wenn sie den Schutzkreis sahen und verstanden, dass sie nicht rankamen, doch nun blickten sie erstaunt zur schwebenden Sichel.

Sie hörten seine Schritte. Gleichzeitig drehten sie sich zu ihm. Ihre Augen leuchteten noch immer und ihre Münder standen offen - nicht vor Hunger, sondern vor Staunen. Sie betrachteten die Schönheit des Mondes. Ruhig, wie sie jetzt waren, wirkten sie gar nicht mehr gefährlich. Zum ersten Mal stellte Aliko fest, wie süß ihre Stupsnäschen waren.

Vorsichtig näherte er sich ihnen und setzte sich etwas entfernt in den Sand. Aliko hatte noch Zeit, eh die Sonne aufging. Ein Lunarier näherte sich ihm und er streckte die Hand aus, um ihm über den Kopf zu streicheln.

Sein Fell war genauso weich, wie es aussah. Der Junge staunte. Es fühlte sich an, als würde er eine Wolke streicheln.

Dann huschte der Lunarier davon. Nach und nach verschwanden alle. Sie huschten in die Nacht, gefolgt von den ersten Sonnenstrahlen, die sich über den Wüstenboden tasteten. Er sah ihren wackelnden Ohren hinterher, bis auch der letzte seinen Blick vom neuen Mond abwandte und davonrannte.

Der Mond und sein Wächter blieben allein zurück, doch Aliko fühlte sich besser als jemals zuvor.

Als er den Ballon an der Schnur herabzog, hing der Mondkipferl wie ein schiefes Lächeln im Himmelszelt. Er lächelte auf ihn herunter, lächelte auf das Dorf und tauchte die ganze Welt in einen magisch schimmernden Schein.

Mondkipferl 🌙 (Kurzgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt