5. K A P I T E L

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~I am terrified by this dark thing that sleeps in me.~

-A-

Wie kann man nur so schön sein?

Diese Frage bekam ich nicht mehr aus dem Kopf, seit ich meinen Engel das erste Mal von nahem sah. Als sie anfing zu weinen konnte ich nicht anders als sie in meine Arme zu schließen, um ihr zu zeigen dass sie nicht alleine war.

Das Mädchen wusste garnicht was für eine Macht sie über mich hatte.

Ich würde für sie sterben.

Niemand soll ihr auch nur ein Haar krümmen, denn jeden der es wagt sie auch nur anzusehen werde ich brutal ermorden.

Genau so wie Mara, sie hat es gewagt meine Rose zu hintergehen. Sie ist ein manipulatives Miststück. Anstatt ihrer besten Freundin zu helfen dieses Mobbing zu überstehen, hielt sie Aylin davon ab ihr zur Hilfe zu eilen und schläft mit dem Mobber höchst persönlich.

So eine Schlampe. Ich kann nicht zu lassen, dass sie Lou verletzt.

Leise flüsterte ich ihren Namen. „Lou."

Leise, voller Perfektion kam er von meinen Lippen.

Ihr Name zerging auf meiner Zunge und ich spürte wie sich mein Herz erweichte.

Unschuldig und wunderschön, gleichzeitig doch so ein naiver Name. Vor dieser Naivität musste ich sie beschützen, ich bin ihr Schatten, ihr Beschützer und ich werde jedem der ihre Traurigkeit nährt den Hals aufschlitzen. Ganz gleich wer.

Mein nächstes Opfer war Mara, sie war ein schlechter Einfluss für meine Rose.
Ihre Gehässigkeit stand Lous Leuchten im Wege.

Manchmal hasste ich mich dafür, wie ich bin.
An manchen Tagen möchte ich alles hinschmeißen und mich einfach dem Tod überlassen.

Aber immer wenn ich kurz davor war es zu tun, mir die Pulsadern aufzuschlitzen, sah ich Lous unschuldiges Gesicht vor mir, ihre großen haselnussbraunen Augen, wie sie mich hilflos ansehen. Sie soll nicht das erleben, was ich durchgemacht hatte.

Zielstrebig ging ich auf das kleine Einfamilienhaus vor mir zu. In dem hübschen Vorgarten wuchsen entlang der Fassade rote Rosen, sie erinnerten mich an sie.

Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich musste an das baldige Treffen mit meiner kleinen Rose denken. Ich hatte ein kleines Geschenk für sie, es wird ihr bestimmt gefallen. Noch ein Grund so schnell wie möglich mit dieser Sache fertig zu werden.

Mit ruhigem Gemüt holte ich mein Messer aus meiner Tasche und versteckte es hinter meinem Rücken. Ich betätigte die Klingel, niemand öffnete mir die Tür. Leichte Verärgerung machte sich in mir breit und ich drückte erneut auf den Knopf.

Ich wusste sie war da, es konnte doch nicht so schwer sein diese verdammte Tür zu öffnen.

Endlich konnte ich stampfende Schritte hören, eine Stimme schrie: „Aylin, ich mach schon auf! In diesem Haus kann man auch nie seine Ruhe haben."

Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen und eine wütende Blondine stand mir gegenüber. „Was willst du?!", schnauzte sie mich an, doch als sie mein Gesicht sah stockte sie.

Meine Anwesenheit, wie konnte man es am besten formulieren, machte viele Mädchen...

nervös.

Demonstrativ streckte sie mir ihr Dekolleté entgegen und begann mit ihrem Finger eine ihrer blonden Haarsträhnen zu umwickeln.

Ekelhaft. Ich hasste Mädchen, die sich an mich ranschmissen. Etwas mehr Niveau hatte ich mir schon von ihr erwartet, ich wusste besten Willens nicht warum meine Rose sie als eine ihrer besten Freundinnen ausgewählt hatte.

Sie, eine Verräterin.

Dieses Spiel ekelte mich zwar an, kam mir aber doch zurecht. Mit meinem verführerischsten Lächeln auf den Lippen, sprach ich sie an.

„Dürfte ich kurz hereinkommen?"

Ich konnte das aufblitzende Leuchten in ihren Augen sehen, als sie meine Worte hörte.

Ohne zu fragen wer ich bin oder was ich will, trat sie einen Schritt zurück und machte mir Platz, um bei ihr vorbei zu gehen. Wie naiv.

Genau vor solch einer dummen Naivität will ich meine Rose beschützen, koste es was es wolle.

„Folge mir", flüsterte sie leise, bevor sie begann mit gewollt wiegenden Hüften zielstrebig in Richtung eines Zimmers zu schlendern.

Im Wohnzimmer angekommen setzte sie sich auf das Sofa, ich blieb aber währenddessen angelehnt an dem Türrahmen stehen. Ihr Fluchtweg war nun abgeschnitten.

„Was führt dich zu mir?" Sie konnte die Neugier in ihrer Stimme nicht verstecken und das verlangende Glitzern war wieder in ihre Augen getreten.

Ich wollte und konnte meine Zeit nicht länger mit ihr verschwenden.

Mit schnellen Schritten lief ich auf sie zu, packte sie am Kragen und legte das Messer an ihre Kehle. Ich drückte etwas zu, ein leichter Blutstropfen bahnte sich seinen Weg über ihren Hals. Rot auf weiß.

Das Mädchen unter meinem Messer begann zu wimmern und warme Tropfen landeten auf meinem Handrücken. Sie weinte.

Leise näherten sich meine Lippen ihrem Ohr und sie begann noch mehr zu schluchzen.

Ein Wort verließ meine Lippen und es sollte das letzte sein, was sie jemals hörte.

„Gerechtigkeit"

Präzise durchtrennte ich ihre Kehle und ließ sie auf den Boden fallen.

Unkontrolliert begann sie um Luft zu hecheln, immer mehr Blut sprudelte aus ihrer Wunde.

Nach kurzer Zeit wurden ihre Versuche Luft in ihre Lunge zu bekommen leiser und eine malerische Ruhe legte sich über das Zimmer.

Kein Geräusch erinnerte mehr an das gerade schreckliche Geschehen.

Meine Arbeit war getan, ich wollte nur mehr zu meiner Rose.

Schnell säuberte ich den Tatort und verwischte meine Spuren.

Lou ich komme.

-

Aus der Ferne konnte ich ihre weichen Haare im Wind wehen sehen. Sie stand mit dem Rücken zu mir, ihre Hände verschränkt und mit einem nachdenklichen Blick betrachtete sie das Spiel der Wellen.

Wie ein einziger Mensch solch eine Perfektion besitzen konnte war mir ein Rätsel.

Immer wenn ich sie auch nur anblickte, fühlte ich mich angekommen, zu Hause, ich fühlte mich frei und voller Liebe.

Deshalb schenkte ich ihr auch eine Kette in der Form einer Rose. Als Zeichen meiner Liebe für sie.

Auf leisen Sohlen schlich ich mich hinter sie und atmete ihren Duft ein, nach wilden Blumen, nach ihr.

„Wunderschön nicht wahr.", meine Stimme klang rau, doch konnte diese Rauheit meine Zuneigung nicht verstecken.

Alles was ich sah war sie, als sie sich erschrocken umdrehte. Ich hab dem Meer nicht einmal eine Sekunde an Beachtung geschenkt.

Gemeint war sie.

Sie wusste das.

Ich wusste das.

How could I forget?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt