~ she's proof that you can walk through hell and still be an angel ~
Seit Tagen hatte sich der Unbekannte nicht mehr gemeldet und langsam wurde es mir unwohl zumute. Als ich ihm das letzte Mal in die Augen gesehen hatte, sah ich diese Traurigkeit und Angst. Mir wurde in dieser Nacht ganz flau und ich wünschte ich hätte ihn gezwungen mir zu sagen was ihn quält.
In diesen Wochen seit unserem ersten Treffen hatte mein Leben eine 180 Grad Wende durchgemacht. Ich wusste nicht ob ich dem positiv oder negativ gegenüber stehen soll. Es ist viel passiert, viel zu viel. Ich wurde von den grausamen Menschen aus meiner Schule befreit. Trotzdem habe ich Mara verloren, mein Anker, meinen Halt, meine beste Freundin.Aber das Schlimmste an alle dem war, dass ich sie mehr vermissen müsste. Natürlich trauerte und trauere ich, aber das Leben geht weiter, die Erde dreht sich weiter. Diese Tatsache brachte mich um den Verstand, kein Tod kann die Welt verändern. Kein Riss in die Dunkelheit ist von Bedeutung. Nur wir sind es. Wir selbst.
„Lou?" Ein leises Schnipsen brachte mich wieder ins Hier und Jetzt. „Ich mache mir Sorgen um dich!" Aylin kniff ihre dunkelbraunen Augen zusammen und sieht mich skeptisch an. „Du gibst dich so sorgenlos, aber an niemanden streift die Tatsache, dass man andere leibliche Eltern hat, einfach an einem so vorbei."
Ihre Stimme nahm einen verzweifelten Ton an und bereitete mir damit ein leichtes schlechtes Gewissen.
„Bitte, rede mit mir! Es ist okay Sorgen mit anderen zu teilen. Es ist okay sein Leid zu teilen."
Treu sahen mich ihre warmen Augen an und mir wurde schlecht, tief brannte der Verrat in mir. Es fühlte sich an als könnte sie in meine Seele blicken.
Erkannte sie meine Sünde? Diese Zuneigung? Zu jemand Unbekannten, zu einem Mörder, zu Maras Mörder. Konnte sie es sehen?
Bitte, Aylin. Sehe es, denn ich kann es nicht aussprechen. Solange es ungesagt bleibt ist es nicht echt. Nicht wahr? Es ist eine Illusion. Nicht existent.
Bitte, Aylin. Nimm mein Leid. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Nimm es mit dir und vergrabe es in deinem Herzen. Ich weiß ich bin egoistisch, aber kannst du es mir verübeln? Mein Innerstes ist gespalten, Herz und Kopf streiten sich, lassen mich nicht in Ruh.
Bitte, Aylin. Bringe mich fort von hier. Fort von dieser Welt, fort von meinem Leben. Sei mein Schiff, welches mich vom Land wegbringt. Hinaus in das Nirgendwo. Frei von allem Leid und jedem Fehler. Bitte, Aylin.
All diese Worte werden ungesagt bleiben, diese Mauer in mir. Dieses tiefe Misstrauen, verschuldet von all meinen widerfahrenen Enttäuschungen. Es tut mir Leid, Aylin. In einem anderen Leben. In einem anderen Leben schütte ich dir mein Herz aus und teile meine Gedanken mit mir. Versprochen.
Verkrampft zwinge ich mir ein Lächeln auf die Lippen, erreichte dabei aber nicht meine Augen. „Mir gehts gut. Es ist alles nur ein bisschen viel gerade."
Skeptisch betrachte sie mich dabei wie ich versuchte die Person anzulügen, die mich begleitete während ich überhaupt lernte zu lügen.
Ein leises resigniertes Seufzen erklang. Aylin hatte anscheinend erkannt, dass sie heute nichts aus mir rausbringen lassen würde. Das Thema war sicher nicht aus der Welt, so wie ich meine beste Freundin kannte und genau das bereitete mir Kopfschmerzen.
„Wollen wir jetzt endlich in die Halle?" Um mich abzulenken hatte Aylin einfach beschlossen mich mit ihr zum Eislaufen zu schleifen. Es war Oktober und sie hatte das erste mal geöffnet. Ein Ereignis, das uns jedes Jahr aufs Neue in Aufregung versetzt und uns im Wahn hier her eilen lässt.
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How could I forget?
Mystery / Thriller>> Sein wunderschönes Gesicht war von Trauer zu einer verkrampften Fratze verzogen. Gequält, von seiner eigenen Angst. Ich wünschte es wären andere Umstände, ich wünschte er wäre bei mir geblieben, hätte mich festgehalten für den Rest meines Lebens...