3. Kapitel

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Jetzt

Als ich mit schmerzenden Rippen und Handgelenken aufwache, hänge ich nicht mehr an dieser komischen Vorrichtung, sondern liege auf dem ungemütlichen Holzboden.

Das Stacheldraht an meinen Handgelenken ist zum Glück weg und diese sogar mit einem Verband sporadisch verbunden.

Trotz alle dem, bin ich an einem Handgelenk mit rosafarbenen Plüschhandschellen an den alten und rostigen Heizungsrohren gefesselt.

Neugierig schaue ich mich um. Das Mädchen sitzt schweigend auf der Pritsche, hat sich in die Decke eingewickelt und starrt mit weit aufgerissenen Augen ins Nichts.

Ihr Peiniger mit den Maskenfetisch ist nicht mehr da und nur die einsame Öllampe in mitten des Raumes lässt den Raum erhellen.

Kein Licht scheint mehr durch die Holzlatten- das heißt, die Sonne ist bereits untergegangen.

Fluchend und keuchend nehme ich eine andere Sitzhaltung ein und halte mir mit meiner nicht gefesselten Hand die schmerzende Seite.

»Ey, du!«, rufe ich dem Mädchen zu.

Sie zuckt zwar mit dem Auge, macht aber keine weiteren Anstalten mich irgendwie zu beachten. »Hey!«, wiederhole ich und warte wieder vergeblich auf eine Antwort.

Eine Reaktion bekomme ich aber. Das Mädchen legt sich mit dem Rücken zu mir auf die Pritsche und deckt sich behutsam zu.

Ich seufze. »Ich weiß, der Typ hat dir gesagt, dass du nicht mit mir reden sollst. Aber woher soll er wissen, dass du mit mir redest, wenn er nicht mal anwesend ist«, brabble ich los und mache eine längere Pause. »Wie heißt du?«

Sekunden verstreichen. Das Mädchen antwortet nicht und stellt sich, so vermute ich, schlafend. »Ich bin Samuel, eigentlich nur Sam und bin, ob man es glauben mag oder nicht, ein Polizist. Genaugenommen Detective.«

Wieder keine kleine Reaktion. »Und als Detective, kann ich sehr viel labern. Wenn du etwas gegen Leute hast, die viel reden, kannst du sie aufhalten, in dem du etwas über dich erzählst.«

Abermals nichts. »Ich bin einunddreißig, bin in Chicago geboren und aufgewachsen, wohne dort immer noch und arbeite für das Chicago Police Department. Ich, uhm, ich bin seit über ein Jahrzehnt Polizist und bin schon in etlichen merkwürdigen Situationen gelandet. Aber diese Situation landet definitiv in meinen Top 3 auf Platz 3.«

Wie erwartet, schweigt das Mädchen wieder, weshalb ich mich fluchend und unter schmerzen bewege und mir dabei haargenau die rostige Heizung anblicke, an der ich gefesselt bin. Vielleicht gibt es ja ein Schlupfloch, den der Maskenmann übersehen hat. Irgendetwas, Hauptsache ich kann mich befreien.

»Wieso nur auf Platz 3?«,

Irritiert blicke ich von der Heizung auf und schaue in Richtung Pritsche. Das Mädchen, liegt noch immer mit dem Rücken zu mir, aber immerhin bekommt sie endlich den Mund auf.

Zufrieden verziehe ich die Lippen zu einem kleinen Schmunzeln, dass aber schnell wieder wich, als mir einfällt, dass es hier überhaupt nichts zum Schmunzeln gibt.

Wir sind mitten im Nirgendwo gefangen gehalten und die Aussicht darauf, hier lebend rauszukommen, sind momentan bei null, da der Maskenmann ein unberechenbares Stück Scheiße ist.

Ich räuspere mich und lehne mich zurück an die ungemütlich harte Heizung. Die Kälte von den Heizungsrippen dringt durch mein T-Shirt, aber trotzdem fühlt es sich gut an. »Nunja, Platz 3 ist bisher das hier. Platz 2...«, Ich zögere einen Augenblick. »...ist der Tod meines ersten Kollegen mit den ich auf Streife gewesen bin. Er wurde vor meinen Augen bei einer Schießerei tödlich verletzt.«

[3] 𝙵𝙾𝚁𝙴𝚅𝙴𝚁 𝚈𝙾𝚄𝚁𝚂 [Sam]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt