9. Kapitel

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Jetzt

Ich liege ganz allein in meinem Zimmer und fühle mich hundeelend. Es ist nicht meine gebrochene Rippe und auch nicht die vergänglichen Tage, sondern die Tatsache, dass meine Schwester auf einer Station verfrachtet wurde, in der Mütter mit ihren Neugeborenen liegen, während sie ihren Verlust ihres eigenen ungeborenen Kindes betrauern muss.

Für mich ist es absolut ein Unding und am liebsten würde ich sie auf mein Zimmer holen- aber das geht angeblich nicht.

Ein Baby. Ein zweites Baby für meine Schwester und ihrem Ehemann, dass ihr verwehrt bleibt. Das beiden verwehrt bleibt. Uns.

Ich wäre für sie da gewesen, so wie ich es schon damals in der Schwangerschaft mit Jackson gewesen bin, während Jay in den Undercoverermittlungen versauert ist. Für alle drei wäre ich da gewesen.

Meine Gedanken und das Gefühl von Traurigkeit weichen vor Schreck, als es an der Tür zu meinem Zimmer klopft.

»Herein!«, rufe ich und starre gespannt zu Tür. Ich erwarte nicht Jay und schon gar nicht meine Schwester. Sie haben genügend andere Probleme, als mich zu besuchen.

Die Tür geht ins Zimmer auf und ich blicke zu Erin, die mich mit einem kleinen Lächeln begrüßt. »Siehst nicht mehr so beschissen aus«, grüßt sie mich und drückt die Tür hinter sich zu, während ich mir kein Schnauben verkneifen kann.

Ich fühle mich nicht dazu, dass Lächeln von Erin und ihren Kommentar zu erwidern, weil ich ununterbrochen an meine Schwester denken muss.

»Warst du bei meiner Schwester? Wie geht es ihr?«, frage ich und kassiere einen kleinen verwirrten Blick, als sie einen Stuhl neben meinem Bett schiebt.

»Wie soll's ihr gehen?«, stellt sie seufzend die Gegenfrage und setzt sich auf den Stuhl.

»Jay?«

»Er ist ganz schön fertig.« Erin mustert mich skeptisch. »Muss ich dich daran erinnern, dass wir keine Alleingänge dulden? Vor allen Dingen Voight, Sam...«

Ich lass meinen Kopf ins Kissen sinken. »Bitte, fang nicht damit an«, stöhne ich flehend. »Es hat sich doch noch alles zum Guten gewendet. Fast alles.« Ich denke kurz nach und zupfe unsicher an der Decke herum, unter die ich liege. »Wie zum Teufel habt ihr uns finden können?«

»Du bist nicht zur Arbeit gekommen und die einzigen, die von deiner heimlichen Ermittlung wussten, sind Mouse und Holly. Am dritten Tag deines Verschwindens weihten die beiden uns ein, seitdem suchten wir dich und die vermisste Kendra Pierce.«

»Er steckt hinter der Vergewaltigung von Nora Holland...«

»Das weiß ich«, unterbricht Erin mich. »Sie ist ziemlich sauer auf Holly, weil sie glaubt, sie hätte dir das erzählt und somit den Stein zum rollen gebracht.«

Wieso ist Nora sauer auf Holly und nicht auf mich?

»Wow, meine Schwester hat nicht die Wahrheit gesagt, und erzählt, dass ich die Informationen klammheimlich aus Noras Tagebuch habe?«, hake ich verwirrt nach.

»Uns ja, aber nicht Nora. Nora steckt im festen Glauben, dass Holly sich verplappert hat.«

»Hm«, murre ich. »Wie ist Abrahams überhaupt an Holly gelangt?«

Sie zögert mit ihrer Antwort, letztlich erzählt sie mir, dass Holly vor einigen Tagen Sally auf einer Beerdigung einer Kindheitsfreundin begleitete, dabei auf den ominösen Transporter stieß, in dem sie der Typ mal verfolgte und dann auf Abrahams. Daraufhin zählte meine Schwester dank der Statur Abrahams und der Narbe an seiner Stirn alles zusammen... »Den Rest kennst du ja.«

[3] 𝙵𝙾𝚁𝙴𝚅𝙴𝚁 𝚈𝙾𝚄𝚁𝚂 [Sam]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt