Kapitel 2

164 15 3
                                    

Der Moment war schnell vorbei.

Der Moment, in dem Hermine und Pansy Parkinson sich geschockt anstarrten und nach so vielen Jahren wieder etwas teilten.

Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde.

Für den Bruchteil der Sekunde nach dem Ruck, dann schaute Parkinson schon wieder zur Seite. Sie zögerte einen Moment, vielleicht unsicher, womit sie sich zuerst befassen sollte, und richtete dann ihre schwarzen Haare. Sie korrigierte ihren Mittelscheitel, den einige Strähnen nach ihrem Sturz zu ignorieren gewagt hatten, so präzise als hätte sie einen Spiegel und zog sich den kurzen Pony wieder etwas tiefer ins Gesicht, wobei ihre Stirn keine Falten machte, sondern genauso perfekt blieb, wie der Rest von ihr war.

Hermine überlegte, ob Parkinsons Pony beim letzten Friseurbesuch wohl etwas zu kurz geraten war, bis sie sich daran erinnerte, dass Parkinson so einen Fehler ganz leicht mit einem Schwenk ihres Zauberstabs ausbügeln konnte, und aufhörte zu starren.

Beinahe hätte sie sich geräuspert, doch dann hätte sie sich vermutlich verraten, wäre Parkinson ihr Starren so nicht aufgefallen, weshalb sie sich im letzten Moment stoppte und entschied, dass es das Beste wäre, wenn sie sich ebenfalls um sich selbst kümmerte. 

Nicht um den Aufzug und auch nicht darum, dass es viel wahrscheinlicher war, wenn sie für eine ungewisse Zeit zwischen zwei Stockwerken stecken blieben, als gleich wieder loszufahren als wäre das hier nur ein unpassender Zwischenstopp gewesen, der sich schlussendlich allerdings als die kleinste Kleinigkeit im Universum herausstellte.

Hermine wäre gerne gleich wieder losgefahren, als wäre dieser unpassende Zwischenstopp nur die kleinste Kleinigkeit im Universum, aber es lag nicht in ihrer Hand.

Dein Aussehen liegt dafür sehr wohl in deiner Hand, versuchte sie sich wieder auf andere Gedanken zu bringen und besah sich ihr Äußeres in der Spiegelung des Goldes, denn sie wusste nicht intuitiv, was zu richten war, wie Parkinson es konnte.

Ihre Haare sahen okay aus.

Nichtperfekt, dafür waren sie schon wieder zu verknotet, aber okay.

Ihre Klamotten sahen okay aus.

Ebenfalls nicht perfekt, dafür saßen sie minimal zu schief, aber okay.

Sie sah okay aus.

Aber nicht perfekt, denn die Ratlosigkeit und Überforderung standen ihr ins Gesicht geschrieben.

Hermine redete sich ein, dass es nur wegen des plötzlichen Stoppens des Aufzugs war, welches ihr zusätzliche Arbeit verursachen würde und bereits verursacht hatte, denn natürlich würde sich jemand auftreiben lassen müssen, der in der Lage war, zu überprüfen, was schief gelaufen war, damit so etwas, das ausgerechnet sie hatte treffen müssen, niemand anderem passieren würde, und befasste sich dann mit ihrem Jackett, das wohl am sichtbarsten verrutscht war, obwohl "sichtbar" in diesem Kontext fragwürdig erschien, denn während Parkinson wohl einen Schreckensschrei bezüglich dessen ausgestoßen hätte, würde das Auge eines durchschnittlichen Betrachters wohl kaum etwas daran auszusetzen haben.

Die ganze Zeit in der Hermine ihr Jackett an der linken Ecke ein Stück nach unten zog, den Kragen wieder hoch klappte und dann erneut nach unten, darauf bedacht den Knick diesmal sauberer und gerader zu machen - kurz gesagt das Jackett bis auf den Millimeter genau in eine perfekte Form brachte - ließen ihre Augen in der Spiegelung keine Sekunde von Parkinson ab.

Diese hatte sich ihrem Knie zugewandt und obwohl Hermine es nicht sicher sagen konnte, da sie doch recht wenig sah, erschien es ihr schlüssig, dass Parkinson sich das Knie aufgeschürft oder zumindest ein wenig angekratzt hatte.

Das Leiden der Hermine Granger - PansmioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt