Mein alter Freund

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Meine Angst schreit jetzt wieder.

Eigentlich hörte ich sie jeden Tag wispern,
denn sie war schon immer ein Teil von mir.

Das Chaos der Welt hatte sie verstärkt,
aber mein Panikmodus ließ nicht zu,
dass sie mich verschlang.

Ich kam klar.

Doch dann ging es um meine kleine Schwester und sie brach mit voller Wucht aus mir heraus.

Sie erschütterte mich.
Zerstörte einen weiteren fröhlichen Part von mir.

Nahm mir mein Strahlen,
das immer mein war,
auch bei all der Schwärze um mich herum.

Sie kostete mich mein hart erkämpftes Gleichgewicht.

Vorher konnte ich mit ihr Leben. Ich hatte mich sogar mit ihr arrangiert. Ich wusste, dass sie auch ein Geschenk, ein weiser Ratgeber sein konnte.

Sie war sich so sicher, dass ich nun brechen würde.

Doch ich reagierte anders,
denn ich hatte aus der Vergangenheit gelernt.

Erst zeigte sie noch eine starke Wirkung. Sie hatte klar die Oberhand.
Für einen Moment lähmte sie mich. Kurz gab ich mich der Verzweiflung hin.

Der Schmerz brannte sich durch meinen Körper. Der mögliche Verlust und seine Ungerechtigkeit raubten mir den Atem. Mein Verstand wollte sich verabschieden.

Warum sollte ich nicht durchdrehen?
Das Leben war nun einmal nicht fair.

Doch dann kam schnell eine Ruhe und Klarheit über mich,
die mich zurück in die Realität katapultierte.

Mein Kampfgeist rüttelte an mir und begann zu schreien:
Du wirst jetzt nicht aufgeben, noch ist es nicht zu spät.

Meine Zuversicht umarmte mich mit ihrer Wärme und flüsterte:
Ihr habt es bis hierhin geschafft.
So viel ist schon passiert und trotzdem steht ihr noch.
Euch kann das nicht erschüttern und ihr könnt es schaffen.

Meine unendliche Wut richtete mich auf:
Dieses Mal nicht!
Das ist ja wohl nicht ihr verdammter ernst!
Sie hat sich mit den Falschen angelegt.

Klar,
es wird immer dunkle Tage geben,
denn sie gehört zum Leben dazu.

Sie wird immer mein Wegbegleiter bleiben,
aber nun ist sie nicht mehr allein.

Ich bin gewachsen.
Ich wachse regelrecht über mich hinaus.

Aber sie kann nun nicht mehr gewinnen,
denn ich entscheide mich für das Leben, für das ständige Auf und Ab.

Ich heiße diesen Abgrund willkommen.

Und ich versichere euch,
auf der anderen Seite werde ich wieder herauskommen.

Ich werde wahrscheinlich nicht mehr die sein,
die ich einmal war,
aber die bin ich nun schon so lange nicht mehr.

Ich werde die sein,
die gelebt,
geliebt und gelitten hat.

Die sichtbaren und unsichtbaren Narben trage ich auf meiner Seele und meinem Körper zur Schau.

Denn genau das macht mich so stark,
so echt und so schön.

Ach alter Freund,
das war ein wirklich guter Versuch!

Und ich weiß,
dass du es immer wieder versuchen wirst,
also bis zum nächsten Mal.

Du wirst mich nie wieder aufhalten können.

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