Prolog

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Liv,

ich weiß wirklich nicht wie man so einen Brief anfängt, aber wahrscheinlich weiß das keiner so genau. In der Grundschule hatten wir so ein Brieffreunde-Programm und jeder meiner Briefe fing an mit „Hi, Wie geht's?", nur ist das jetzt irgendwie unpassend. Meine Hände zittern so schrecklich, dass ich befürchte du kannst meine Schrift gar nicht entziffern. Das alles wäre bestimmt nicht so kompliziert, wenn du nicht neben mir liegen und schlafen würdest, während ich auf den geklauten Notizblock aus dem Hotel kritzele.

Ich bin ein Idiot, okay? Ich bin ein Idiot, dafür, dass ich dich hierher mitgenommen habe und dafür, dass ich dich jetzt hier allein gelassen habe. Es tut mir Leid, dass ich die letzten Tage so ein Arsch und Egoist war. Es tut mir Leid, dass ich dir nie gesagt habe was das Ganze hier wird, aber ich hatte Angst. So unfassbar gnadenlos Angst davor, dass du Nein sagst und, dass ich dann nicht den Mut dazu habe. Es war scheiße von mir - alles. Jede einzelne Entscheidung die ich in meinem Leben getroffen habe war absoluter Müll. Ich hätte vieles anders machen können und noch vieles vieles mehr hätte ich besser machen können. Und die einzige Entscheidung in meinem Leben die perfekt war, war keine. Ich habe dich wirklich geliebt, Liv. Ich wusste noch nie wie man solche Briefe anfängt. Ich weiß, wie man sie beendet. Mit den großen, bedeutenden Worten von denen ich so viele auswendig kenne, aber ich habe keine Ahnung was ich dir zuerst sagen soll. Vielleicht Danke, vielleicht Tut mir Leid.

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