Prolog

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Ein üblicher Dienst in der Rettungswache für Franco und Oliver, nach zwei Herzinfarkten, einem Verkehrsunfall und einem Schlaganfall kommt kurz vor Feierabend ein Einsatz im Kölner Grüngürtel rein.
Passanten sahen im Wald eine verwahrloste Frau die verletzt schien und in den Wald floh.
Die Polizei und die Suchhundestaffel sind bereits vor Ort und man startet gemeinsam in den Wald.

Im Wald finden sie tatsächlich frische Blutspuren und folgen diesen immer tiefer in immer unwegsameres Gelände.
Franco flucht irgendwann "verdammt, bin ich Bergziege oder was? Wenn dieses Weib abgehauen ist, dann hatte sie auch was zu verbergen."
Oli antwortet "Kumpel, sie war verletzt und jenachdem sogar in Panik."

Ralf bleibt plötzlich stehen und bemerkt eine Art Bauwagen der bereits ziemlich bewachsen und eher baufällig aussieht.
Als er mit Florian Wehr näher geht sieht er blutige Spuren am Geländer und bedeutet den anderen näher zu kommen.

In dem Bauwagen nehmen sie eine kleine Lichtquelle wahr und Ralf öffnet die Tür.
In einer Ecke sitzt zusammengekauert eine Gestalt und die einzigen zwei spärlichen Lichtquellen sind die zwei Campinglampen.
Florian geht in die Hocke und nähert sich dem Bündel in der Ecke vorsichtig.
"Hallo, ich bin Florian vom Rettungsdienst" spricht er die Gestalt an und zwei grüne Augen richten sich verängstigt auf ihn.

Oliver schaut aus der Ferne und bemerkt diverse Schrammen und einen größeren Cut an ihrem Arm, der noch recht frisch ist.

Franco nuschelt leise "das ist doch kein Kind, oder?!"
Ralf sieht sich in dem schäbigen Bauwagen genauer um und bemerkt "oh, sie scheint hier zu leben. Da ist ein Bett auf Paletten, dort ein Tisch aus Paletten und einer Platte und die Sitzgelegenheiten sind alte Reifen und Bretter."

Gino schaut an Franco vorbei und murmelt plötzlich "das ist Neyla Breuer, ich kenne den Fall. Bei uns ist sie in der Vermisstendatei und das seit gut zehn Jahren."
"Stimmt" bemerkt Arne und fügt an "sie verschwand damals als das Haus ihrer Familie völlig niederbrannte."

Florian kniet mittlerweile vor ihr und sagt "sie braucht auf jeden Fall ärztliche Hilfe und am Besten in der Klinik."
Roby kommt mit Hund hinzu und sagt "der Revierförster sagte mir gerade, dieser Bauwagen sollte demnächst weg."
In Neylas Augen zeigen sich erste Tränen und Florian bemerkt ihre Angst, spricht sofort freundlich auf sie ein "Neyla, du brauchst Hilfe und wenn du keine Krankenkasse hast, dann findet sich da eine Lösung."

Oliver entdeckt etwas auf dem Tisch, ein Brief und sieht, das ist ein Vollstreckungsbescheid.
Unauffällig deutet er darauf und blickt Arne an, der dreht den Bescheid um und beide sehen, sie muss spätestens in zwei Tagen 70.000,-€ zahlen oder für lange Zeit ins Gefängnis.
Das Geld wird sie auf keinen Fall haben und so wie der Bauwagen aussieht lebt sie hier schon sehr lange so abgeschieden.

Oliver rückt nun langsam näher und fragt "darf ich an deinen Arm ran? Ich möchte nur helfen."
Alle sehen wie sie widerwillig Oli an ihren Arm lässt und jeder bemerkt wie dünn ihr Arm ist.
Franco hält sich im Hintergrund und ist, wie so oft in letzter Zeit, mies gelaunt.
Er erledigt seine Arbeit routiniert aber gut distanziert.

Neyla muss mit und wird von Florian und Ralf weiter betreut.
Franco fährt das NEF zurück und holt Oli später an der Klinik ab.
"Armes Ding, 43 Jahre alt, lebt seit 13 Jahren da draußen in der schäbigen Hütte und hat niemanden mehr. Für Geld muss sie betteln und hoffen dass sie täglich ein paar Münzen bekommt um zu überleben. Ich habe so das Gefühl sie hatte schon mit dem Leben abgeschlossen. Vollstreckungsbescheid mit Haftandrohung, wie will sie das schaffen?! Das alles nur weil sie das Erbe ihrer Eltern annahm und  da nur Schulden sind."
"Ja und? Das ist ja wohl ihr Problem" reagiert Franco genervt.
Oli sieht ihn komisch an und schweigt erstmal.

Am Abend geht ihm Neyla nicht aus dem Kopf.
Dieser Blick aus ihren Augen, ohne jede Hoffnung, verängstigt und eine einsame Seele ohne Lebenserwartung.
Er berichtet Wibke von ihr und seine Frau erklärt "wenn sie nach der Klinik auf der Straße endet, dann hol sie besser her. Sie kann im Haushalt helfen und im Gästezimmer wohnen."
"Ich wußte, dass du sowas sagen würdest" antwortet Oli mit einem Lächeln.
Sie schauen nach Falk und Enya, ihren beiden Kindern und gehen schlafen.

Schrei nach Leben *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt