Schrei nach Leben *pausiert*

Zwei Schicksale

Neyla ist am nächsten Morgen überrascht als Oliver plötzlich mit Florian wieder bei ihr im Zimmer erscheint und wundert sich über diesen Besuch.
13 Jahre war sie nun allein und hatte niemand, nicht mal ihre alten Freunde oder Bekannten waren für sie da nach dem Brand.

Oliver sieht die zerbrechlich wirkende Frau an und bemerkt, sie ist rotblond, mit grünen Augen, einem sehr hübschen Gesicht, zierlich und nur 160 cm groß.
Er weiß von Gino, dass sie damals alles verlor und niemand ihr helfen wollte.
"Neyla, egal was war. Wenn du hier wieder raus darfst kannst du zu mir, meiner Frau und unseren Kindern kommen. Wir haben ein Gästezimmer und meine Frau wäre dankbar für deine Hilfe, natürlich gegen Lohn."
"Wenn ich hier raus darf muss ich ins Gefängnis. Ich habe die Schulden meiner Eltern geerbt und kann das nicht zahlen" gesteht sie leise resigniert.
"Nein du musst nicht in den Bau. Da hat Gino schon geholfen und wenn du dich einverstanden erklärst, dann fängst du mit kleinen Raten an" erklärt Oli ihr freundlich und Flo erklärt "den Knast hälst du niemals aus."

Gino kommt mit Arne hinzu und bringt ihr das Urteil vom Gericht.
Ab nächsten Monat zahlt sie 50,-€ monatlich an die Gerichtskasse und kann damit ihren guten Willen beweisen.
Neyla erkennt, sie wollen ihr wirklich helfen und ihr eine Chance auf ein Leben geben.

Debbie kommt mit Franco und Nick rein, schaut kurz nach Neyla und erklärt "schön, du wirst noch ein paar Tage hier bleiben, dich erholen, mal vernünftig essen und hoffentlich von knapp 42 Kilo auf wenigstens 55 Kilo kommen."
Franco schneidet ein Griesgramgesicht und bleibt im Hintergrund, denn diese Mitleidsmasche nervt ihn sehr.
Nick sieht Neyla freundlich an und sagt "du das wird schon wieder."

Franco und Oliver müssen kurz danach zum Dienst und Debbie nimmt Florian mit, da sein Heimweg auf ihrer Strecke liegt.
Oli spricht Franco offen an "sag mal, wäre die nichts für dich?"
"Machst du Witze?! Ich bin doch nicht die Wohlfahrt" reagiert Franco gleich heftig und Oli schnappt zurück "stimmt seit Rebecca dich vor dem Standesbeamten stehen ließ bist du nicht mehr so hilfsbereit und einfühlsam bei Frauen. Neyla hat niemanden mehr und es wäre schön, wenn du sie wenigstens freundlich behandelst."
"Ich denk nicht dran. Die Mitleidsmasche zieht bei dir, das reicht doch" mault Franco und Oli blickt ihn verwundert an schweigt aber.

Nach dem Dienst fährt Oliver wieder in die Klinik und will Neyla besuchen.
Ihre Zimmertüre ist nicht ganz zu und er hört Franco mit ihr reden.
"Du kannst diese Mitleidstour vielleicht bei Oli fahren, aber nicht bei mir. Ich kenne solche wie dich. Ihr nehmt gutmütige Menschen nur aus, am Besten verschwindest du ganz schnell wieder in deinen Wald und kommst nie mehr zurück, du Schmarotzerin" zischt Franco und kommt im nächsten Moment aus ihrem Zimmer heraus.
"Oh Oli" reagiert er überrascht als er in seinen besten Kumpel hinein läuft und sieht ihn erschreckt an.

"Du gehst jetzt sofort da wieder rein und entschuldigst dich für dein Verhalten" fordert Oli sauer und sein Blick duldet keine Widerrede.
Franco zischt wütend "ich denk nicht daran. Meine Meinung darf ich äußern."
Neyla steht im nächsten Moment in der Tür, bleich und komplett in ihren abgetragenen Klamotten.
Leise erklärt sie nur "ich werd wieder verschwinden. Ich sollte nicht hier sein."
Sie quetscht sich an Franco vorbei und geht den Flur runter.
Oli fällt auf, sie geht unsicher, hält sich ab und zu an der Wand fest und bricht dann plötzlich lautlos im Flur zusammen. 

"Verdammt" flucht Oliver und läuft zu ihr.
Silke, die gerade Dienstbeginn hat, ist auch direkt da und diesesmal ist sogar Franco da um zu helfen.
"Wer hat ihr erlaubt das Bett zu verlassen? Sie hat eine Menge alte Verletzungen die unbehandelt waren und bei der Wunde am Arm reden wir von einer Blutvergiftung" zischt Silke wütend und dann sieht Franco wie schmal und ausgezehrt ihr Körper ist.
Er erschreckt als er ihre Rippen überdeutlich unter den weiten Kleidungsstücken sieht und er bemerkt das bleiche Gesicht mit den dunklen Schatten um die Augen.

Franco flieht plötzlich regelrecht aus dem Behandlungsraum und verschwindet.
Er muss nachdenken und sich klar werden wie er sich weiter verhält.
Oli wird sauer auf ihn sein, denn er ist es nun schuld, dass sie gehen wollte und ihm tut es plötzlich leid wie er Neyla anging.
Anscheinend hat sie wirklich 13 Jahre um das blanke Überleben gekämpft und eigentlich nicht auf Hilfe oder Rettung gehofft.
Er sieht ständig die deutlich herausstehenden Rippen, die sehr dünnen Arme und Beine, ihr bleiches Gesicht und diese grünen Augen die ohne Hoffnung, dafür mit viel Einsamkeit, Angst, Sorgen und Resignation umherblicken.

Oli taucht abends bei ihm auf und brüllt gleich "sag mal, du tickst wohl aktuell nicht mehr richtig?! Neyla wollte die Klinik verlassen obwohl sie das vermutlich umbringen würde. Sie hat sogar ihre letzten paar Münzen auf das Tablett gelegt um wenigstens etwas zu geben. Diese Frau kämpft um das letzte bißchen Würde und will lieber sterben als jemandem etwas schuldig zu bleiben. Was ist los mit dir?!"
"Oli, du hast recht. Du bist zu Recht wütend auf mich. Ich wollte nicht dass sie euch ausnimmt wie es viele von den aufdringlichen Tippelbrüdern tun. Ich war blind für die Wahrheit" erklärt Franco leise und sieht seinen besten Kumpel reumütig an.
Oli bemerkt, er meint es ehrlich und fragt "was wirst du tun?"
"Ich werde morgen zu ihr gehen und mich für mein Verhalten entschuldigen. Mensch Oli sie sah aus wie eins dieser dritte Welt Hungeropfer, die oft in der Werbung sind, das hat mich erschreckt" gesteht Franco und Oliver erklärt "sie hatte oft tagelang nicht genug Münzen um sich wenigstens ein Brötchen zu holen, dafür hat sie dann von Kräutern und Beeren gelebt."
Franco verspricht "ich geh morgen zu ihr und werde mich entschuldigen. Sie darf auch gern hier ins Gästezimmer ziehen und meinen Haushalt mit übernehmen."
Oli nickt und geht rüber zu Wibke.
Franco geht nachdenklich ins Schlafzimmer und legt sich müde schlafen.