Darkside

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Zwei rote Augen sahen mich an.

Es war Winter und Nacht.
Der Bus hatte eine Panne gehabt und so mussten alle Fahrgäste zum nächsten Dorf laufen.

Die Kälte ließ meine Augen feucht werden und meine Nase tropfen.
Warum nur hatte ich nur kein Taschentusch mitgenommen? Wie dämlich von mir. Die anderen Fahrgäste wirkten nervös, ein Kind hatte sich an seinen Vater geklammert.
Verständlich.
Wir liefen jetzt schon eine halbe Stunde über die verschneite Landstraße. Die Bäume wehten leicht im Wind.
Es war unheimlich.
Leider war meine Winterjacke nicht sehr warm. Meine Hände hatte ich in meine Hosentaschen gestopft. Sie waren schon ganz weiß geworden.
Hätte ich nur einen Schal gehabt. Der hätte wenigstens mein Gesicht warm gehalten. Aber nein. Madame musste ja alles wieder vergessen.
Im Wald neben der Straße raschelte etwas.
Ich blieb stehen und starrte in die winterliche Finsternis.
War dort etwas?
Ich warf den Gedanken weg. Wahrscheinlich hatte ich es mir nur eingebildet.

Ich sah die nächste Haltestelle und ein Bus. Ein Bus!
Leider reagierte ich zu langsam. Die anderen Fahrgäste rannten los und hatten schnell den Bus erreicht.
Erst jetzt setzten sich auch meine Füße in Bewegung.
Der Busfahrer schloß die Türen.
NEIN! Ich musste es schaffen.
Rennen. Rennen. Rennen.
Er fuhr los. Ich spürte wie mir die heißen Tränen übers Gesicht liefen. Das konnte doch nicht sein.
Er hätte mich doch sehen müssen.
Ich blieb stehen und begann richtig zu weinen.
Das konnte nicht wahr sein....

Im Wald knackte es wieder.
Ich schreckte hoch. Mein Herz klopfte. Ich spürte es im Hals hängen und schluckte schwerer. Allein wurde mein Paranoia schlimmer. Das wusste ich schon lange.
Ängstlich sah ich mich um. Nichts. Wieder raschelte es. Dort sah ich hin.
Plötzlich flog ein Rabe weg und krakste. Wann würde der nächste Bus endlich kommen. Aus Angst legte ich die Hände auf meine Ohren.

Eine Ewigkeit muss vergangen sein. Ich sah die Lichter eines Busses. Endlich. Aber... Irgendwas war komisch. War das ein Bus? Die Lichter waren zu klein. Viel zu klein.
Rennen? RENNEN!
Wieder setzte ich mich in Bewegung, rannte um mein Leben.
Und dann stolperte ich. Ich fiel, und landete mit dem Kopf auf der Straße.
Alles wurde schwarz.

Ich sah Licht am Ende eines schwarzen Tunnels. War ich tot?
Ich lief auf das Licht zu. In der Mitte schwebte ein Fenster.
Es zeigte raus auf eine verschneite Winterlandschaft. Ich blieb davor stehen und betrachtete alles. Dann sah ich an mit herunter.
Sofort fielen meine Haare mir ins Gesicht. Blonde Haare? Ich hatte sie mir doch schwarz gefärbt. Noch dazu trug ich ein blaues Kleid.
Hellblau.
Abschätzend ging ich wieder zurück. Hier wollte ich nicht bleiben.
Dieser Raum erinnerte mich an meine Kindheit. Das musste nicht sein.
Ich ging in den schwarzen Tunnel. Auch wenn mich die Dunkelheit verrückt machte. Der Weiße mit dem Fenster tat es noch mehr.

Ich wachte auf. Mein Schädel brummte. Ich fasste mir an die Stirn. Kein Blut. Gut.
Langsam sah ich mich um. Da lag Schnee um mich herum. Also war ich noch auf der Landstraße.
Ich hörte Schritte hinter mir. Ich drehte mich, so schnell es ging.
Dann sah ich sie.

Zwei rote Augen. Schwarzes Fell. Spitze Ohren.
Ein Wolf.
Er starrte mich an. Ich starrte zurück.
Als ich mich aus meinem Schockzustand befreien konnte, rappelte ich mich auf und wollte wieder wegrennen. Aber was brachte das?
Also blieb ich stehen. Und der Wolf verbeugte sich!
Jetzt verstand ich nichts mehr.

Der Wolf führte mich durch den Wald. Komischer weise hatte ich in seiner Nähe keine Angst mehr. Er gab mir Sicherheit.
Wie erreichten eine kleine, schneebedeckte Hütte.
Der Wolf stellte sich an die Tür. Er wollte wohl rein...
Ich öffnete die Tür und trat mit dem Wolf ein.

Drinnen war es gemütlich eingerichtet. Er war warm.
Ich schloß die Tür.
"Wem gehört die Hütte?", fragte ich den Wolf. Dämlich.
Er würde mir doch nicht antworten. Zu meiner Überraschung nickte er zu mir.
"Das ist meine???" Wieder nickte er.
Wieso? Das konnte doch nicht sein. Der Wolf legte sich hin und rollte sich zusammen. Schlafen... War eigentlich eine gute Idee...
Ich sah zu dem Bett mit Fellen. Dann zog ich mich aus und kroch hinein.
Warm und sicher....

Eine Lichtung. Auf ihr stand ein Spiegel. Darauf saß ein Rabe. Er Krakste. Ich sah an mir herunter. Ein schwarzes Kleid. Ich nahm meine Haare unter die Lupe. Lang und schwarz. Gut so. Ich ging zu dem Spiegel. Und erstarrte.

Sie war blond, hatte blaue Augen und ein blaues Kleid an.
Aber ich war nicht sie. Ich schaute an mir runter. Genau. Ich trug schwarz. Ich machte eine liebenswerte Pose.
Du bist nur mein Spiegelbild. Du bist ich und doch bist du nicht ich.
Ich bin gewachsen. Du bist geblieben. Du bist Vergangenheit. Ich die Gegenwart. Oder Zukunft?
Nun verstand ich. Ich musste sie annehmen. Sie war ein Teil von mir...

Ich wurde geschüttelt.
"Miss... Miss!" Was....
Ich schlug meine Augen auf. Da war Schnee. Es war kalt.
Mein Kopf brummte.
"Miss, soll ich einen Krankenwagen rufen?"
Ich verstand nicht, die Hütte... War das ein Traum gewesen?
Ich sah zu dem Mann der mich rüttelte auf.
"Nein..." Es war ein Busfahrer. Hinter ihm stand ein Bus.

Er war Winter und Nacht.
Ich stand auf und sah in den Wald. Ein Rabe krakste.
Ich sah dein Paar rote Augen.
Dann wandte ich mich ab und stieg lächelnd in den Bus.

[C]××××××××××××××××××××××××××××××××××××××

Die Geschichte ist aus dem obrigen Bild entschanden.
Wichtig: das Bild gehört nicht mir!

Bye :D

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