Kapitel 6 | ...und die Welt steht still.

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Durch die halboffenen, hellen Leinenvorhänge dringen die ersten Sonnenstrahlen in das Zimmer des Brüsseler Renaissance Hotels.

Sie kitzeln Mélanies Nase, so lange, bis sie aufwacht.
Für einen kurzen Moment weiß sie nicht, wo sie ist - aber da spürt sie auch schon Annalenas warmen Körper hinter sich und hört die gleichmäßigen Atemzüge der zierlichen braunhaarigen Frau, deren linker Arm Mels Taille umfasst hält.

Mel lächelt bei dem Gedanken an den gestrigen Abend, zu gut kann sie sich noch das Feuer in Erinnerung rufen, dass sie in der Nacht zuvor im Hotelpool in sich gespürt hatte. Sanft windet sie sich aus Annalenas Umarmung, die weiterhin tief und fest schläft und wendet sich ihr zu. Sie streichelt ihr über das Gesicht und schiebt eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihr Ohr.

Davon wacht Annalena schließlich auf und blinzelt Mel aus kleinen Augen an.

"Guten Morgen, schöne Frau", wispert Mel leise und Annalena lächelt.

"Guten Morgen", murmelt sie und legt ihren Arm erneut um Mels Hüfte, um sie näher zu sich zu ziehen. "Hast du gut geschlafen?"

"Wie ein Stein", erwidert Mel. "So gut wie schon lange nicht mehr."

"Hmh", murmelt Annalena leise und schließt erneut die Augen, will noch nicht wieder vollständig aus ihrer Traumwelt heraus, sondern diesen Moment so lange wie möglich festhalten. Dieses Gefühl, neben Mélanie einzuschlafen und wieder aufzuwachen, will sie nicht wieder missen. Und da sie weiß, dass genau das passieren wird, will sie den Moment jetzt genießen, so lange es geht.

Mel scheint es ähnlich zu gehen, denn sie kuschelt sich unter der Decke mit dem Kopf an Annalenas Schulterblatt und beide versinken wieder im Reich der Träume.

Einige Zeit später jedoch wird Annalena vom Summen ihres Handys geweckt, das in der Nacht irgendwo achtlos auf dem Schreibtisch gelandet ist.

'Eine Nachricht', denkt sie, während sich eine genervte Falte in ihre Stirn legt. 'Wer stört denn jetzt?'

Da das Handy zum wiederholten Male vibriert und auch Mel mittlerweile aufgewacht ist, steht Annalena schließlich leise grummelnd aus dem Bett auf und sucht nach dem Telefon.

Als sie es schließlich findet und die Nachrichten liest, die eingetrudelt sind, glättet sich die Falte auf ihrer Stirn wieder und sie muss grinsen.

'Sonja macht sich natürlich Sorgen', denkt sie und tippt hastig eine Antwort auf die Frage, ob alles in Ordnung sei und ob sie noch in ihrem Zimmer wäre.

>> Es ist alles in Ordnung. Ich bin in meinem Zimmer und plane auch nicht, dieses im Lauf des Tages zu verlassen. :-) LG A<<

Die Uhr auf ihrem Handy zeigt mittlerweile elf und ihr Magen meldet sich wenig überraschend mit einem leisen Grummeln, schließlich ist ihre letzte Mahlzeit weit über zwölf Stunden her.

Sie sperrt das Handy wieder und macht sich, in nichts außer ihrem Slip bekleidet, wieder auf den Weg zum Bett, von dem aus Mel, mittlerweile munter, sie mit großen Augen mustert.

"Nochmal guten Morgen", sagt Annalena lächelnd, während sie zu Mel aufs Bett krabbelt und sich wieder unter die Decke kuschelt.

"Guten Morgen! Könnte es sein, dass du Hunger hast?", fragt Mel grinsend. "Ich glaub' ich hab vorhin deinen Bauch gehört..."

"Ja, schon", gibt Annalena zu. "Ich hab das letzte Mal gestern am frühen Abend was gegessen und hab' mich ja in der Nacht, nun ja, noch ein bisschen verausgabt..."

Mel errötet und senkt ihren Blick auf die weißen Bettlaken.

"Mel, das war doch nur Spaß! Für dich verausgabe ich mich gerne. Und jederzeit", fährt Annalena mit Nachdruck fort und lächelt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 26, 2022 ⏰

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