Probleme, Planungen und Peinlichkeiten

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"Warte!", rief Ju und stand schwankend von der Couch auf.
Seine Welt hatte sich kurz um ihre eigene Achse gedreht.
Für einen Moment stützte er sich an Mexis Schulter, torkelte noch kurz nach links und schaffte es dann sich fest auf beide Füße zu stellen.
Nun, da er sich bewegt hatte, schien der Alkohol seine Wirkung zu zeigen.
Er schüttelte kurz den Kopf, so als müsse er einen unsichtbaren Nebel vertreiben und dann dann ergriff er wieder das Wort: "Die Regeln des Spiels sagen ausdrücklich, dass keiner ohne die anderen den Raum verlassen darf. Also kommen wir entweder mit oder du bleibst hier."

Rezo blieb stehen, die Hand an der Wand abgestützt, so als würde die bloße Existenz in diesem Raum, ihm Schmerzen bereiten.
Seinen Rücken hatte er den anderen beiden zugewandt, die Anspannung darin ganz deutlich zu sehen.
"Rezo", sprach Ju ihn mit ernster und klarer Stimme an ,"Wir verlieren einfach kein Wort darüber. Dann passt das schon. Versprochen. Was auch immer das gerade war, ist schon vergessen."
Rezo warf laut seufzend den Kopf in den Nacken. Sein Daumen und Zeigefinger massierten in einem Audruck der Verzweiflung seinen Nasenrücken.

Dass Ju es nun doch indirekt ansprach, half seiner Situation überhaupt nicht.
Er hatte sich vor der Kamera und seinen Freunden an Mexi aufgegeilt und war um Haaresbreite einem mordmäßigen Ständer entkommen.
Und Gott möge sein Zeuge sein, wenn er sich dann nicht auch schamlos an Mexi gerieben hätte.
Nun ja, sofern ihn diese dumme Aufgabe nicht unterbrochen hätte.
In letzter Zeit war er sowieso so unfassbar horny, dass für ihn nicht viel gefehlt hatte, um von Null auf Hundert erregt zu werden.
Dass Mexi verdammt attraktiv war, war natürlich ein verstärkender Faktor.
Er wusste auch nicht, warum nun, da er mit Ju und Mexi Zeit verbrachte, seine sexuellen Fantasien überhand nahmen.
Seine Vernarrtheit in die beiden war über die letzten Jahre, die sie miteinander verbrachte hatten, einfach aufgetaucht und hatte ihn auch bisher nicht mehr verlassen.
Er fürchtete den Moment wo Ju und Mexi begreifen würden, dass diese harmlosen Flirtereien, die er ihnen ständig zuwarf, nur Bruchteile seiner mitunter kranken, sexuellen Fantasien waren.

Doch nun, wo die Lust nicht länger seine Gedanken verschleierte, suchte ihn dann doch die Scham heim.
In seiner Aufregung und Verlegenheit hatte er, um dem noch eine Krone aufzusetzen, das Spiel und dessen Regeln völlig vergessen.
Das einzige, woran er gedacht hatte, war aus diesem stickig heißen Raum raus zu kommen und seine sich anbahnende Errektion zu verstecken.
Und auch wenn ihm die Situation unfassbar unangenehm war, wollte er nicht der Spielverderber sein.
Ein Moment Ruhe sollte ihm dennoch vergönnt sein.

"Ich muss aber trotzdem mal ins Badezimmer. Was sollen wir also machen?", fragte Rezo schließlich und drehte sich nun halb zu ihnen, Ju direkt in die Augen starrend.
"Wir können vor der Tür auf dich warten. Dagegen kann das Spiel doch dann wohl nichts sagen, oder? Es kann ja wohl nicht sein, dass wir einander beim Scheißen zugucken müssen. Schlimmstenfalls bekommen wir eben wieder einen Stromschlag", schlug Ju überraschend rational vor.
Er drehte sich um zu Mexi, welcher nur hilflos mit den Schultern zuckte.
Er hatte sich während er und Rezo geredet hatten, seinen Pullover wieder übergezogen und zwickte nun an den Ärmeln herum, die er sich über die Handflächen gezogen hatte.
Dass ihm unwohl war, würde sogar ein Blinder erkennen.
Tatsächlich wirkte Mexi in diesem Augenblick total verloren auf Ju.
Ähnlich eines ausgesetzten Hundewelpen, so unschuldig und verwirrt wie er zu ihnen beiden rüber sah.

Unweigerlich folgte Rezo seinem Blick und sah ebenfalls den geknickten Mexi auf der Couch sitzen.
Sein Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen.
"Alles gut, Mexi?", fragte er mit leiser Stimme und hätte sich noch in der selben Sekunde dafür ohrfeigen können.
Es war offensichtlich, dass das Gegenteil der Fall war und er unbedacht Mexi und Ju verletzt oder zumindest unheimlich verwirrt hatte.
Bevor er sich jedoch erklären konnte, hatte Mexi schon ein breites Lächeln aufgesetzt.
Dieses Mal fühlte sich Rezo wirklich geohrfeigt.

Spiel der Gefühle - JuzofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt