"Thomas" spricht ihn Stefanie's Vater an. Er steht auf und stellt sich direkt ans Bett. "Bitte pass auf meine Tochter auf" bittet er den Gitarristen. Seine Stimme ist leise und kaum zu hören. "Ich verspreche es" antwortet Thomas und nickt. "Und Stefanie, ich bin stolz auf dich. Und auf deine Schwester, bitte vergesst das nie" zum Ende hin wird seine Stimme immer leiser. Erst jetzt läuft ihr eine einzelne Träne über die Wange. Ein zartes Lächeln spielt sich auf ihre Lippen. Sie greift nach seiner Hand und hält diese fest. Ihr Vater war nie der Typ, der seiner Familie mit Leichtigkeit gesagt hat, wie stolz er doch eigentlich ist. Wenn er mit anderen Leuten gesprochen hat, hat er es jedoch immer wieder erwähnt. So haben das auch Stefanie und Janet mitbekommen, doch diesen Satz wird sie ihr Leben lang nicht vergessen.
Nach einer weiteren viertel Stunde wird seine Atmung immer flacher. Stefanie hält seine Hand noch immer in ihren. Als er seine Augen schließt, und sich seine ganzen Muskeln daraufhin entspannen, ist nur noch das monotone piepen zu hören. Stefanie stellt sich augenblicklich auf. "Nein, bitte nicht. Papa...ich brauch dich doch...bitte" sagt sie völlig aufgelöst mit zitternder Stimme. "Stefanie" spricht Thomas sie an. Auch seine Augen glänzen verdächtig. Stefanie sieht tränenüberströmt zu ihm. "Komm her" fordert er sie auf. Das lässt sie sich nicht zwei mal sagen. In Thomas Armen schluchzt sie herzzerreißend auf. Ihr ganzer Körper bebt. Auch Thomas kann seine Tränen nicht mehr zurück halten. Eng umschlungen stehen sie noch eine Weile da. Irgendwann lässt Thomas sie los. "Ich lasse dich noch für einen Augenblick allein. Ich hole solange die Krankenschwester." sagt er und verlässt das Zimmer. Auf dem Flur muss er kurz suchen, bis er die Krankenschwester findet. Als sie Thomas so sieht, kann sie sich schon denken, was passiert ist. Zusammen mit ihr geht Thomas zurück zu Stefanie. Sie hält zum letzten Mal die Hand ihres Vaters. Nachdem die Krankenschwester ihr Beileid ausgesprochen hat, verlassen Thomas und Stefanie das Krankenhaus. Die ganze Autofahrt starrt sie vor sich hin. In regelmäßigen Abständen verlassen Tränen ihre Augen. "Wenn es dir lieber ist, kann ich dich auch nach Hause bringen" sagt Thomas. "Nein...bitte, ich kann jetzt nicht zu Hause sein" antwortet sie und bricht sofort wieder in Tränen aus. Es ist schon länger dunkel, als die vor dem Haus der Familie Stolle parken. "Du solltest wenigstens eine kurze Nachricht an deine Mutter oder deine Schwester schicken" fordert Thomas sie dazu auf. Er ist sich sicher, dass sie sich Sorgen machen, wenn sie erfahren, dass Steff's Vater gerade gestorben ist und sie sich nicht meldet. Stefanie tippt eine schnelle Nachricht, was passiert ist, und dass es ihr gut geht und sie trotzdem lieber heute bei den Brüdern bleibt, an ihre Schwester. Die Beiden steigen aus dem Auto aus. Da Thomas feststellt, dass er seinen Schlüssel vergessen hat, muss er klingeln. Seine Eltern sind heute nicht da, deshalb macht ihnen Hannes die Tür auf. Er sieht erst seinen Bruder, der scheinbar geweint hat und dann Stefanie, die mit hängenden Schultern, tränenüberströmt neben ihm steht. Sofort weiß er, worum es geht und zieht Stefanie augenblicklich in seine Arme. "Es tut mir so leid" flüstert er. Stefanie weint bitterlich. Auch für Johannes ist es nicht leicht. Mit Mühe schluckt er seine Tränen runter. Thomas und Stefanie gehen gleich hoch in Thomas Zimmer. Im Flur steht Vera, die noch auf Hannes wartet. Thomas begrüßt sie freundlich, doch Stefanie schluchzt nur leise und verschwindet hinter Thomas in seinem Zimmer. "Warum weint sie, und warum siehst du auf einmal so niedergeschlagen aus?" fragt Vera Johannes verwundert. Sie gehen zurück in Johannes Zimmer und setzen sich auf sein Bett. "Das war Stefanie, unsere Sängerin. Ich hab dir doch von ihr erzählt. Vor 10 Tagen hat ihr Vater die Diagnose Krebs bekommen. Es war schon zu spät, man konnte nichts mehr machen. Mein Bruder und Steff waren vorhin im Krankenhaus. Er ist in ihrem Beisein gestorben. Auch ich kenne ihren Vater schon 5 Jahre lang." erklärt ihr Johannes. Vera ist ziemlich geschockt. "Oh man. Das tut mir leid. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, seinen Vater zu verlieren. Es muss schlimm sein." sagt sie. "Ich habe vorhin gar nichts zu ihr gesagt. Ich gehe mal kurz rüber und spreche ihr mein Beileid aus." sagt sie zu Johannes und ist auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Stefanie sitzt an Thomas gelehnt, auf seinem Bett, als es vorsichtig klopft. Vera öffnet die Tür und sieht zu Steff. "Hey, Stefanie. Es tut mir sehr Leid, was passiert ist." sagt sie vorsichtig. Stefanie sieht zu ihr auf. "Danke" flüstert sie kaum hörbar, doch Vera hat es verstanden. Sie lächelt Steff leicht zu und verlässt wieder das Zimmer. Damit hätte Stefanie nicht gerechnet. Hannes Freundin scheint sehr nett zu sein, denn sie kennt Steff ja kaum.
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Auf einmal steh ich hier allein
FanfictionMit 18 Jahren einen sehr geliebten Menschen zu verlieren ist alles andere als leicht. Man kommt nicht über den Verlust eines geliebten Menschen hinweg, man lernt damit zu leben und trotz dessen glücklich zu sein.