Teil 4

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"Willst du etwas essen?" fragt Thomas die Sängerin. Sie schüttelt nur mit dem Kopf und sie beginnen Stefanie's Bett zu beziehen. Sie schieben die Matratze neben Thomas Bett, sodass im Zimmer noch genügend Platz ist. Stefanie ist ziemlich fertig, weshalb sie gleich ins Bad geht. Dort schminkt sie sich ab und zieht sich ein Schlafshirt über. Auch wenn es schon sehr spät ist, kann Stefanie nicht schlafen. Irgendwann vernimmt Thomas leise Schluchzer von der Sängerin. Er schaltet das Nachtlicht wieder ein und setzt sich auf. Stefanie regt sich noch immer nicht. Nur die Schluchzer bringen ihren schmalen Körper zum beben. "Komm her" sagt Thomas. Nun richtet sich auch Stefanie auf und krabbelt zu ihm in sein Bett. Thomas lehnt sich an die Wand und zieht sie in seine Arme. "Schhhhh, ganz ruhig" redet er beruhigend auf sie ein. Sanft streicht er ihr auf dem Rücken auf und ab. Irgendwann scheinen beide so eingeschlafen zu sein, denn als sie am nächsten Morgen aufwachen, liegt Steff immer noch in Thomas Armen. Ohne jeglichen Gesichtsausdruck steht sie auf und macht sich im Bad fertig. Als sie wieder kommt, ist Thomas bereits fertig umgezogen. Sie gehen nach unten in die Küche um zu frühstücken. Dort sind schon Johannes und Vera. "Guten Morgen" begrüßen Hannes und Vera die beiden. Für Stefanie ist es alles andere, als ein guter Morgen. Für sie ist gestern eine Welt zusammengebrochen und sie murmelt nur irgendetwas unverständliches. Nach dem Frühstück gehen sie wieder aufs Zimmer. "Ich würde nachher mal kurz nach Hause gehen. Wenigstens mal mit Janet reden. Aber kann ich vielleicht die nächsten Tage erstmal hier bleiben? Ich möchte jetzt nicht so viel zu Hause bei meiner Familie sein. Das halte ich nicht durch." fragt Stefanie Thomas. Sie klingt ziemlich gefasst. "Ja klar, für mich wäre das kein Problem" antwortet Thomas. Stefanie beschließt, nachher ihre Mutter zu fragen. Sie wird bestimmt nichts dagegen haben. Vorher möchte sie aber mit Janet sprechen, wissen, wie es ihr geht. Thomas fährt Stefanie zu sich nach Hause. "Soll ich dich dann wieder abholen?" fragt er sie, da es heute doch sehr kalt ist. Sie schüttelt den Kopf. "Es ist ja nicht weit. Ich komme dann gelaufen" antwortet sie ihm. Stefanie steigt aus, atmet nochmal tief durch und tritt dann durch die Haustür. Sie streift sich die Schuhe von den Füßen und macht sich gleich auf den Weg zum Zimmer ihrer Schwester. Vorsichtig klopft sie an. "Ja" kommt es leise von drinnen. Stefanie schließt die Tür hinter sich. Man sieht, dass ihre Schwester nicht viel geschlafen hat. Sie hat leichte Augenringe und rotgeweinte Augen. Stefanie setzt sich neben ihre Schwester und zieht sie in ihre Arme. Als Janet in ihren Armen zu schluchzen beginnt, kann auch Steff ihre Tränen nicht mehr zurück halten. Lange Zeit liegen sie sich in den Armen. "Janet" spricht sie ihre große Schwester an. Sie hebt ihren Blick und sieht zu Stefanie. "Ich war gestern mit Thomas bei ihm. Er hat mir gesagt, wie stolz er auf uns ist. Das wollte ich dir noch sagen" flüstert die Sängerin. Janet nickt nur. Die Schwestern sitzen noch eine Weile auf Janet's Bett, bevor Stefanie zu ihrer Mutter geht. Als sie Stefanie sieht zieht sie ihre Tochter auch gleich in ihre Arme. Still laufen ihnen Tränen über die Wangen. "Darf ich erstmal für ein paar Tage bei den Jungs übernachten? Ich brauch ein bisschen Abstand" fragt Steff ihre Mutter, als sie sich wieder beruhigt haben. "Ja, aber bitte denk daran, du schreibst nächste Woche Prüfungen. Und wenn was ist, sag bitte bescheid, ja?" antwortet ihre Mutter. Steff ist sehr dankbar und nickt. Sie packt sich noch ein paar Klamotten in ihren Ranzen, bevor sie sich wieder auf den Weg zur Familie Stolle macht. Draußen ist es ziemlich kalt, gerade mal 2°C und es fallen winzige Schneeflocken, die der Wind herumwirbelt. Keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs.
Stefanie zieht ihre Jacke bis zum Kinn und ihre Hände vergräbt sie tief in ihren Taschen. Sie fühlt sich so allein gelassen. Wie die Schneeflocken wirbeln ihre Gedanken umher, kommen einfach nicht zur Ruhe. Heiße Tränen laufen ihr über die Wangen. Allmählich beginnt sie zu zittern, ihre Füße sind schon eiskalt, ihre Lippen nehmen langsam aber sicher einen leicht blauen Schimmer an. Zum Glück ist da vorne schon das Haus der Stolle. Als sie klingelt, öffnet Thomas kurz darauf die Tür. Sie ist kreidebleich und hat blaue Lippen. Schnell wird sie von Thomas ins Haus gezogen. Mit zitternden Händen zieht sie Jacke, Schaal und Schuhe aus.
"Es tut so weh" flüstert sie heiser. "Ich weiß" sagt Thomas und zieht sie kurz zu sich. Noch immer ist ihr eiskalt und sie bibbert vor sich hin. Als Thomas sie von sich weg schiebt, nimmt er sie mit ins Wohnzimmer. Dort setzt sie sich auf die Couch und Thomas holt eine dicke Wolldecke und deckt sie vorsichtig zu. Er kocht für sich und Steff noch einen Tee, bevor er sich neben sie setzt. Den restlichen Tag verbringen sie auf der Couch. Irgendwann stoßen auch Hannes und Vera zu den Beiden. Zusammen sehen sie sich einen Film an, bevor Vera wieder nach Hause muss und danach alle ins Bett gehen. Auch diese Nacht schläft Stefanie nicht viel. Am nächsten Morgen sind die Eltern von Thomas und Johannes wieder da. Sie waren übers Wochenende bei der großen Schwester von den Brüdern, um sie zu besuchen. Als Thomas und Stefanie die Küche betreten, wird sie sofort in den Arm genommen. Johannes hat ihnen bereits davon erzählt. Wieder kullern ein paar Tränen über ihre Wange. Die Eltern von Johannes und Thomas sind nach 5 Jahren, fast wie eine zweite Familie für Stefanie. "Jungs, könnt ihr mir nachher bei Mathe helfen? Ich schreibe morgen eine Prüfung" fragt sie die Brüder. Diese Stimmen ihr zu. Mithilfe der Jungs geht Stefanie nochmal ihren kompletten Mathe-Ordner durch. Den ganzen Tag schafft sie es, sich abzulenken. Um morgen fitt zu sein, gehen Johannes, Thomas und Stefanie schon früh schlafen. Um sechs Uhr morgens klingelt Stefanie's Wecker. Sie steht auf und macht sich fertig. Leichte Augenringe zieren ihr Gesicht. Mit etwas Make Up verdeckt sie diese. Der wenige Schlaf macht ihr zu schaffen. "Ich komme nach der Schule direkt in den Proberaum" sagt sie noch zu ihren Bandkollegen und verlässt daraufhin das Haus. Stefanie hat heute als letzte Schluss. Nowi und die Brüder machen im Moment nur Nebenjobs, da sie, sobald Stefanie mit der Schule fertig ist, sich mehr auf die Band konzentrieren und vielleicht irgendwann mit der Musik Geld verdienen wollen. Als Stefanie die Klasse betritt, ist alles wie gewohnt. Jeder sitzt an seinem Platz, und schaut nochmal in die Hefter. Sie ist froh, dass sie niemand auf den Tod ihres Vaters anspricht. Sie würde wahrscheinlich sofort in Tränen ausbrechen. Schon allein der Gedanke daran reicht aus. Doch sie versucht stark zu bleiben und sich zu konzentrieren. Am Nachmittag treffen sich die Jungs schon in Nowi's Garage. Auch Nowi weiß schon längst bescheid.

Auf einmal steh ich hier allein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt