Jenkins

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Dies ist der Ausschnitt, den wir bekamen. Aus dem Teil mussten wir uns eine Biographie überlegen.


Oder ein Büro aus Glas. Oberster Stock, Dachterrasse. Die ganze Skyline. Tief unter mir der Central-Park, Sie verstehen, mein Büro ist in New York. Trägt meinen Namen. Das Building. Jenkins-Building. Sind alle meine Unternehmen drin, The Julika-Jenkins-Corperation, Jenkins Jenkins and Jenkins. Jenkins International.


Meine Mutter hat keine Ahnung. Glaubt, ich bin ne Edelnutte, oder lebe von der Sozialhilfe, die mit ihren ewigen Ängsten. Und dann, aus heiterem Himmel, schicke ich ihr ein Ticket, Zürich-New York, first class, oder mit der Concorde ab Paris, noch besser.


Sie denkt natürlich, dass ich das Ticket gestohlen hab. Jeden Tag, Jahr für Jahr, hat sie mir in die Ohren geheult, dass aus mir nichts werden wird. Nichts, nichts, nichts. Ein Ozean zwischen mir und Mami, das ist die Minimaldistanz.

Ich hole sie am Airport ab, VIP-Exit, und hinüber zur Limousine mit den abgedunkelten Fenstern. Sie wissen schon, lang wie die Ewigkeit, hinten so ne Haifischflosse, vorn ein schwarzer Chauffeur, der der Mami die Tür aufhält. Neben dem Chauffeur sieht sie wie ein Huschel vom Land aus. Neben mir sowieso.


In meinem Büropalast überall emsige Angestellte, Guten Tag, Frau Chef, Guten Abend, Frau Jenkins.

Im Vorbeigehen zeichne ich noch schnell einen Vertrag ab, entschuldige Mami, muss heut abend noch raus, wir übernehmen die ABB. Und oben in meinem Büro staunt die Mami auf den Lichterglanz des Broadway hinunter und dreht sich nach mir um und bricht in Tränen aus und sagt:


Kind, ich hab dir Unrecht getan. Großartig hast du das gemacht. Großartig, Kind.

I am...Julika JenkinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt