So habe ich einfach in einer Drogerie angefangen, saß jeden Tag bei der Kasse, legte mir etwas Geld zur Seite, für den Auszug, den Rest gab ich für meinen Drogenkonsum aus. Es war schwer, sehr schwer, nicht das gesamte Geld für Alkohol auszugeben, doch mein Drang auszuziehen war um einiges größer als der nach Alkohol oder Zigaretten.


Nach ein paar Jahren, als Gustav gerade in die vierte Klasse Volksschule ging und Mutters ganzer Stolz war, hatte ich endlich das Geld zusammen um auszuziehen und zögerte auch nicht lange. Eine kleine, aber für mich ausreichende Wohnung irgendwo in einem Viertel in Zürich, in dem die ärmeren Einwohner einen Platz fanden. So auch ich.

Aber nicht lange.


Denn ich hatte nicht bedacht, dass das Geld nur für die Kaution und Ablöse reicht und nicht für die nächsten darauffolgenden Mieten, die ich zu zahlen hatte. Was also sollte ich tun?

Ich arbeitete vierzig Stunden in der Woche im Supermarkt, wenn ich ansonsten Zeit hatte, war ich Babysitten. Für mich ist es bis heute unbegreiflich, wie ich damals um die Runden gekommen bin. Aber irgendwie habe ich es dann doch geschafft.


Mein Plan aber stand fest: Ich, Julika Jenkins, werde meiner Mutter zeigen, dass ich doch für etwas gut bin. Dass mein Leben einen Sinn hat. Dass ich doch etwas erreichen kann.


Doch wie?

Nun, genau hier fängt der kuriose Teil meiner Geschichte an. Wie Sie vielleicht wissen oder lesen, gibt es nicht viele Frauen, die wirtschaftlich erfolgreich sind. Woran das genau liegt, das will niemand wissen, niemand sagt es, keiner glaubt es. Doch es ist die verborgene Wahrheit, dass die Männer die Welt regieren. Wirtschaftlich, politisch, in jeder Art und Weise.

Deshalb war mein Plan auch etwas wage. Ich wusste nicht, ob es klappen würde, doch einen Versuch war es wert.


Durch meine Jugendzeit auf der Straße mit all den Kiffern lernte ich viele Leute kennen. So auch Jonas.

Jonas war zwar ein Kiffer, aber er fälschte auch Ausweise. Das war der Grund, weshalb ich mich an ihn wandte.

Ich brauchte andere Ausweise.

Eine andere Frisur.

Andere Bekleidung.

Ich musste mich verwandeln.

Eine andere Sprachweise.


Ich wollte mich „verwandeln". Kommen Sie schon darauf, was ich tun wollte?

Vielleicht kennen Sie diesen Part meines Lebens schon.

Genau. Julika Jenkins musste sterben.

I am...Julika JenkinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt