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Die dunkle Tür des Büros wurde knarrend aufgestoßen. Hier unten war es nicht gerade sehr warm, weshalb Snape sofort ein Feuer im Kamin entfachte, nachdem er Amaya auf seinem großen, schwarzen Schreibtisch abgelegt hatte.
Knisternd spielten die roten und gelben Flammen in dem Kamin. Für einen Moment betrachtete er diese, bis er sich wieder zu Amaya drehte. Das Licht traf auf ihre helle Haut und ließ sie rötlich schimmern.
Langsam näherte er sich seinem Schreibtisch. Es war nicht das Feuer im Kamin das ihn von innen erwärmte, sondern das Feuer welches diese junge Frau  auszustrahlen schien. Egal wie regungslos sie im Moment auch vor ihm lag, er spürte trotzdem wie viel Leben in ihr sein musste.
Nein. Niemals.
Blinzelnd löste er seinen Blick von ihr. Er hatte eine Aufgabe die er erledigen musste und konnte sich nicht von irgendetwas aus der Bahn werfen lassen. Gefühle schwächten seiner Meinung nach nur den Verstand.
Zielstrebig rauschte er mit seinem langen Umhang in einen der Nebenräume. Er brauchte einen Bestimmten Trank, welchen man mit Sicherheit nicht täuschen konnten. Eine kleine schwarze Phiole mit einem grünen Deckel. Wie sehr sich die junge Frau auch anstrengen würde, der Trank würde ihre Zunge lösen und ihm ihr Geheimnis preisgeben.
Doch er hielt in der Schwelle der Tür inne. Wenn sie nichts menschliches war, würde dieser Trank dann überhaupt wirken? Aber bei näherer Überlegung blieb ihm wohl keine andere Möglichkeit als es auszuprobieren. Wenn es nicht helfen würde, hatte er zumindest versucht.
Da Amaya sich jedoch nicht regte, musste er wohl einen anderen Weg finden um an seine Antworten zu kommen.
Snape stellte die kleine Phiole neben Amaya auf den Tisch und lief zu einem der Regale. In einem mit Buch mit einem dickem, roten  Einband hoffte er auch einen weiteren Zauber, welcher ihm helfen konnte.
Die Seiten waren bereits vergielbt und auch der Einband hatte bereits bessere Tage gesehen, was jedoch nicht hieß, dass auch das wissen nicht mehr npttlich sein konnte. In einem Kapitel für die Erkennung verschiedenster Wesen hoffte  er auf etwas dergleichen zu stoßen. Erneut schwenkte sein Blick zu Amaya. Ein junge Frau mit dunkeln Locken, grünen Augen und blasser Haut. Für den ersten Moment hatte er sie für eine Sirene gehalten, doch da sie keine Flosse oder Kiemen hatte war das keine Option . Nymphen wären auch nicht so weit entfernt gewesen, aber das glaubte er nach ihrem Auftritt nicht mehr. Eine Fee?
<Keine Hexe, keine Sirene, keine Nymphe. Was sind sie?> Er laß sich die einzelnen Texte durch, fand aber kaum etwas was es sein könnte.
Bei einem Wort blieb er hängen. Ruckartig sah er sie an. Doch nein. Sie hatte nichts menschliches, also viel ein Obscuro weg.  Oder vielleicht doch?
Noch nie war er derart verzweifelt gewesen wenn es um die Lösung einer solchen Frage ging. Für gewöhnlich brauchte Snape eine Weile, aber er fand auf seinem Wege eine Lösung oder Antwort, aber hier...
<Wieso starren sie mich so an.> Erneut blickte  der Mann auf. Amaya war aufgewacht und blickte ihn mit ihren waldgrünen grünen Augen an. Ihre Stimme war leise und klang ein wenig gebrochen. Sie war definitiv erschöpft.
Snape legte das Buch auf den Schreibtisch und half der erschöpfen jungen Frau beim aufsetzten. Trotz aller Müdigkeit glühte ihr Körper.
<Sie haben Fieber>stellte er mit seiner kalten Lehrerstimme fest. <Mag sein>gab Amaya nüchtern zur Antwort. Überrascht über diese Gleichgültigkeit sah Snape sie an. Sie schien es nicht zu interessieren was mit ihr gerade geschah. Sie saß einfach da und starrte auf die dunkle Tischplatte.
<Habe ich jemanden verletzt?> <Nein.> <Gut. Was ist mit ihnen? Sie standen direkt neben mir. Konnten sie sich schützen?> <Ich war dazu in der Lage. Aber wie sich denken können verlangen wir Antworten.> <Mag sein. Aber glauben sie das sie mit der Wahrheit umgehen können?> <Wieso sollte ich das nicht können?> Amaya zuckte nur mit den Schultern.
<Was soll ein kleines dummes Mädchen schon wissen. Mehr bin ich in ihren Augen sowie so nicht. Sie wollen mich nicht hier haben. Der Unterschied zwischen ihnen und mir ist aber, dass ich dankbarer bin als sie. Ich hatte nie etwas derartiges. Ich wurde nicht wie sie mit irgendetwas hier her gelockt. Auch wenn ich nicht so bin wie sie, schätze ich die Freundlichkeit des Schulleiters ungemein. Ich wurde nicht einmal geboren sondern geschaffen . Sie hatten eine Jugend aus der sie lernen konnten. Aus unserer Vergangeheit schöpft man seine Kraft. Meine ist vergiftet, aber ich weiss was es bedeutet auf sich alleine gestellt zu sein, draußen in einem Nichts zu stehen und niemanden zu haben der einem eine warme Liebe geben kann. Dankbarkeit ist etwas was sie als selbstverständlich ansehen. Das Einzige was ich erhalte ist Missgunst und Hass.>
Es herrschte Stille. Amaya dachte das der Professor nun über ihre Herkunft nachdenken würde, aber genau das tat er nicht. Auch wenn er wusste was es hieß keine Dankbarkeit zu erhalten. Wie es sich anfühlte wenn nur Missgunst und Hass entgegen gebracht bekam. Nichts anderes passiert seit Jahren in seiner Welt. Für ihn war es zwar ein Stück weit irrelavant ob man ihn nun mochte oder nicht, dennoch musste er sich eingestehen das es nicht angenehm war.
<Professor Snape?> Amaya riss den Professor aus seinen Gedanken. Anscheinend hatte er es nicht einmal mitbekommen wie sehr ihn ihre Aussage doch beschäftigte. Er brauchte einen Moment um seine Maske wieder zu richten und sich auf den wichtigen Teil zu konzentrieren.
<Was sind sie wenn sie geschaffen wurden? Menschlich sind sie nicht.> Ihr rann ein kleines Lächeln über die Lippen. Natürlich. Innerhalb einer Sekunde hatte der Professor es geschafft eine perfekte Maske aufzusetzte und keinerlei Emotionen für sie sichtbar zu machen.
<Nein. Das bin ich nicht. Glauben sie mir wenn ich sage das sie es noch herausfinden werden.> Ihre Stimme klang in seinen Ohren so sanft und verletztlich. So etwas hatte er noch nie in der Stimme einer Person gehört mit der er gesprochen hatte. Die meisten empfanden ihm gegenüber Hass und Angst.
Aber diese junge Frau...ihr lächeln saß jedes Mal perfekt. Ihr äußeres war wunderschön, aber er konnte kaum erahen was iin ihr vorging. Sie zeigte es keinem.
<Professor?> Langsam wurde ihr klar welcher teil ihrer Ansprache ihn beschäftigt haben musste. <Sie erhalten genau den gleichen Missbiligenden Ausdruck den ich erhalte. Es ist egal wie sehr sie auch andere versuchen zu schützen, sie erhalten keinerlei Dank.> Keine Reaktion. Sie wusste das sie in diesem Moment nicht ihr Kraft benutz hatte, sondern einfach nur ihre Emotionen. Er war vielleicht nach außen nicht zu verstehen, aber Amaya sah hin und fand.

Daughter of Night  (Severus Snape FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt