Kapitel 8: Puste

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Nach der Partynacht hatten Max und ich jeden Tag miteinander geschrieben. Es war, als wäre es vorherbestimmt gewesen. Die ganze Sache mit Max fühlte sich so richtig an und ich war drauf und dran mich...

Obwohl wir uns erst kurze Zeit kannten, dachte ich jede freie Minute an den Niederländer und wollte und konnte auf ein Wiedersehen nicht länger warten.

Gerade saß ich auf der Couch im Wohnzimmer. Es war mittlerweile Freitag Nachmittag. Meiner Zwillingsschwester hatte ich immer noch nichts erzählt, weil ich einfach nicht die Gelegenheit dazu gefunden hatte.

Sie saß am anderen Ende der Couch und sah sich irgendwelche Videos an. "Hast du eigentlich schon wieder was von Charles gehört?", fragte ich dann. Dass meine Schwester den Monegassen mochte, war mir längst aufgefallen. Selbst ihre Übernachtungsparty brachte sie immer noch dazu zu grinsen, sobald ich davon anfing.

"Ja, wir schreiben hin und wieder, aber hey, was ist das mit Max?" Meine Augen wurden groß und ich sah von meinem Handy auf. "Was meinst du?" Hoffentlich wusste sie nicht allzu viel und ritt nicht zu sehr darauf rum.

"Jeder hat es gesehen... im Club." Anita sah mich ernst an, woraufhin mir mein Herz fast in die Hose rutschte. "Oh Gott." Mein kleiner Schweißausbruch, wurde durch mein Handy gestört. Darauf schien eine Nachricht auf, von keinem geringeren als Max.

"Das ist er, oder? Schau an!" Anita kam auf meine Seite rüber gekrabbelt und sah mich gespannt an. "Na gut.", seufzte ich und öffnete Snapchat auf meinem Handy.

Bevor ich darauf tippte, hielt ich kurz inne. Warum war ich plötzlich so aufgeregt?

"Was steht da?" "Ich war nie gut in Chemie, aber sogar ich weiß, dass sie zwischen uns stimmt." Sofort prusteten wir beide los. Ehrlich gesagt fand ich den Spruch schon gut, aber es war auch viel zu absurd. Wie kam man überhaupt auf sowas?

"Das ist schon irgendwie süß." Anita fing an zu grinsen. "Sowas kreatives würde Charles dir bestimmt nie schreiben.", meinte ich, während ich eine Nachricht eintippte und diese an Max zurückschickte.

"Hey." Anita sah mich gespielt böse an. Beide fingen wir wieder an zu lachen. Danach schrieb ich weiter mit Max und mir fiel ein, dass wir nie mehr über unser Date geredet hatten. Kurzerhand tippte ich auf die Kontakte-App und suchte einen Namen.

Max

Wir hatten im Laufe der Tage irgendwann Nummern ausgetauscht, hatten bis jetzt aber nur auf WhatsApp geschrieben und noch nie telefoniert. "Mach schon." Meine Schwester sah genau, was ich tat und drängte mich dazu, ihn anzurufen.

Nach kurzer Zeit hatte Max den Anruf also angenommen. "Hallo?", fragte ich unsicher und stellte auf Lautsprecher, sodass sie mithören konnte. "Hi Tina, was gibt es?" Irrte ich mich, oder war Max aus der Puste? Verwirrt sah ich zu Anita rüber.

"Hast du zu tun? Sonst rufe ich ein andermal an." Es war mir irgendwie unangenehm. "Nein, es passt schon." Er war wirklich aus der Puste, das war deutlich zu hören. "Wenn du gerade Sport machst stör ich dich nicht weiter." Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe. Ich hasste es, wenn meine Anrufe ungelegen kamen und ich so zu einem Problem für meinen Gesprächspartner wurde.

Anita schien nachzudenken. "Was? Oh äh- nein ich mach grad keinen Sport?" Die pure Verwirrung machte sich in mir breit. Er hörte sich trotzdem so an, aber was tat er denn so anstrengendes?

"Oh ich wollte nur fragen, wie es mit Sonntag wäre? Du weißt schon... Kino und so weiter." Gespannt warteten wir auf eine Antwort, wobei von der anderen Seite nur schwere Atmungsgeräusche zu hören waren.

"Das klingt- fantastisch." Max stieß irgendein komisches Stöhnen aus, wobei ich die Stirn runzeln musste. Ein kurzer Blick zu Anita zeigte mir, dass ihr ein Licht aufgegangen war.

"Was?", zischte ich ihr zu, doch sie hielt nur den Finger vor den Mund. "Tina? Hast du was gesagt?" Max wirkte immer noch angestrengt. "Nein, tut mir leid. Ich- schreiben wir noch wegen der Uhrzeit und so?"

"Klar.", presste er hervor. "Gut, dann. Wir sehn' uns.", verabschiedete ich mich. "Bis dann.", keuchte Max und ich drückte auf den roten Hörer.

"Was war das?", stieß ich hervor. Hätte er gesagt, dass er Sport macht, wäre alles aufgeklärt, aber auf die Frage hatte er mir nur ein 'Nein' gegeben.

"Tina, ich glaube ich weiß, was Max gemacht hat." Anita saß wie benommen neben mir, jedoch bildete sich nach kurzer Zeit ein Grinsen auf ihren Lippen. "Was?! Sag es mir!", fuhr ich sie an, doch ihr Grinsen wurde immer breiter.

"Denk' doch mal nach. Warum war er aus er Puste? Tina er hat gottverdammt nochmal gestöhnt! Das hat ihn sowas von verraten." Meine Augen wurde groß und ich erkannte, was für ein Vollidiot ich doch war. Als ich ihn angerufen hatte, war Max gerade dabei sich selbst zu.... befriedigen.

"Wie kann ich nur so blöd sein?", brachte ich hervor. Anita fing an zu lachen. "Hör' auf damit.", schmollte ich. "Fühl' dich doch geehrt. Er kann dabei nur an dich gedacht haben. Ich meine, ihr schreibt die ganze Zeit und dann hast du ihn auch noch angerufen. Ich denke, das hat ihm den Rest gegeben."

"Geehrt? Hast du sie noch alle? Ich bin doch keine-" So sehr mir dieses Wort auch ihm Kopf umherflog, so wenig konnte ich es auch nicht aussprechen. "Mach' dir keinen Kopf, das ist bei Männern normal. Du hast ihn nur in einem unpassenden Moment erwischt."

"Mir wäre lieber ich hätte ihn gar nicht dabei erwischt. Warum nimmt er den Anruf überhaupt an?" Frustriert stieß ich Luft aus und sah auf mein Handy. Ich hatte einen neuen Snap vom Niederländer bekommen.

"Ich finde das schon irgendwie süß." Anita lächelte verträumt vor sich hin.

"Du führst dich auf wie eine Idiotin.", schnaubte ich, woraufhin ich einen Schlag auf meinen Oberarm bekam. "Aua.", meinte ich dann nur beleidigt. "Schmoll' doch nicht. Er denkt an dich, das sollte dich eigentlich freuen."

"Danke für deine Unterstützung.", kommentierte ich ihre Aussage. Insgeheim fand ich es aber immer weniger komisch, was während der Anrufs passiert war. Seltsamerweise freute es mich, dass ich solch eine Wirkung auf Max hatte. Aber ihn darauf ansprechen würde ich wahrscheinlich nie.

Seufzend sah ich zu meiner Schwester. "Du findest das immer noch witzig?" Sie nickte enthusiastisch. "Du musst mal darüber nachdenken, wie peinlich ihm das jetzt ist. Oder er ist einer von der Sorte, die das nicht kümmert. Ich würde aber das Erste noch besser finden." Nun fingen wir beide wieder an laut zu lachen und ich konnte ihr nicht mehr böse sein.

Losing WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt